Gefühlsmuster, Verhaltens-, Sprech- und Denkgewohnheiten sitzen förmlich in unserem Körper und ermöglichen oder verhindern den gesunden biochemischen Fluss der Gefühle.
Geist, Gefühl und Körper bilden somit ein großes, ganzheitliches Gehirn – ein „psychoemosomatisches“ Netzwerk, das wir landläufig als unsere Psyche bezeichnen (ich verwende für dieses Geist-Gefühl-Körper-Netzwerk in weiterer Folge die Abkürzung GGK-Netzwerk).
Der natürliche Fluss der Gefühle und was er verlangt
Die oft „zitierte“ Kampf-oder-Flucht-Situation (fight or flight) veranschaulicht die biochemisch angelegten Abläufe unserer Emotionen. Stellen Sie sich bitte diese Szene vor: Ein Mensch wird in der Wildnis von einem Raubtier angegriffen und erlebt dabei Stress in Form einer Panik – was ihm das Überleben ermöglicht. Er fühlt Todesangst, es bleiben ihm nur zwei Alternativen: Kampf oder Flucht. Entschließt er sich zu kämpfen, muss er zusätzlich zur Angst auch Aggression aufbauen. Entschließt er sich zur Flucht, reicht die Todesangst aus, um mit aller Kraft loszustarten.
In beiden Fällen – Kampf oder Flucht – sind folgende Punkte klar ersichtlich:
Die negativ erscheinenden Emotionen Angst und Aggression sind zu unserem Schutz da, zur Lebenserhaltung.
Emotionen produzieren gewaltige Energien.
Diese Energien dienen dazu, eine starke körperliche Aktivität einzuleiten und auszuagieren.
Im Falle des Kampfes wird auch ein stimmlicher Ausdruck in Form von Kampfgeschrei zur Machtdemonstration vorbereitet.
Die intensive Emotion ist für einen kurzen, effektiven Einsatz bestimmt.
Dies hält uns den natürlichen Fluss der Gefühle sehr plastisch vor Augen: Emotionen verlangen immer einen körperlichen Ausdruck von uns. Sie bereiten eine Handlung vor, während der sie dann verarbeitet werden. Sie dienen unserer Selbsterhaltung und geben uns Kraft für Fortschritt und Entwicklung.
Gefühlsgift – die fehlgeleitete Emotion
Gefühle verlangen also danach, durch den Körper ausgedrückt zu werden. Sogenannte negative Gefühle sind nicht von Haus aus negativ, da ihr ursächlicher Sinn die Lebenserhaltung war. Erst der falsche Umgang mit ihnen lässt sie gefährlich werden.
Man kann ganz allgemein feststellen: Erst aus unterdrückten Gefühlen werden negative Gefühle. Und diese verhaltenen negativen Emotionen sind wahres Gift für den Körper und machen krank.
Für den Bestsellerautor, Internisten und Endokrinologen Deepak Chopra ist die Angst die Wurzel von allem, was in Wahrheit verborgen werden soll: Sie versteckt sich unter den Schichten aus Trauer, Wut, Depression.
Der blockierte Fluss der Gefühle
Statistiken belegen, dass Stress, Angst und Ärger in der europäischen Bevölkerung mit jedem Jahr zunehmen. Wir alle erleben immer häufiger belastende Gefühle und folgen dennoch den alten, lebensfeindlichen Gefühlsregeln:
Verbirg deine Gefühle!
Zeig nie deine Schwäche!
Wer stark ist, schweigt!
Schluck es hinunter!
Zittere nicht!
Halt den Mund!
Schwitz nicht!
Weine nicht!
Lach nicht so laut!
Schrei nicht!
Fuchtle nicht mit den Händen herum!
Sei nicht so vorlaut!
Und vor allem: Sprich nicht über Gefühle!
Diese und viele andere Gesellschaftsregeln unterdrücken unsere Gefühle. Sie sind tief in unserem Denken verankert. Und was noch schlimmer ist: Die verkrusteten Dogmen beherrschen unsere Gefühle. Denn wir können nur mehr fühlen, was diese Regeln uns zu fühlen erlauben.
Ein Beispiel: Sie sind aufgefordert, eine kurze Rede zum runden Geburtstag Ihrer Mutter zu halten. Sie bereiten sich vor, machen sich Notizen, schreiben vielleicht einen Text, lernen ihn auswendig und üben vielleicht sogar vor dem Spiegel. Bei der Feier stehen Sie schließlich auf – und zittern, schwitzen, sind nervös. Ihr Denken sagt Ihnen automatisch: Keine Schwäche zeigen, nicht zittern und hoffentlich halten die Schweißeinsätze unter den Achseln dicht.
Was geschieht in Folge? Die typischen Symptome eines blockierten Gefühlsflusses treten auf: Der vorbereitete Text ist plötzlich aus Ihrem Hirn verschwunden, die Stimme bleibt im Hals stecken, Ihr Herz beginnt zu rasen, die Gedanken entgleiten Ihnen, Sie versprechen sich und ehe Sie sich‘s versehen sitzen Sie wieder auf Ihrem Stuhl, fühlen sich ausgelaugt und als Versager.
Der gesunde und erfolgreiche Weg wäre gewesen, Ihre Nervosität einzugestehen, Ihr Zittern zu akzeptieren, den Text zur Sicherheit in Ihrer Hosentasche parat zu haben und die Rede damit zu beginnen, Ihre Furcht auch anzusprechen: „Ich bin ziemlich nervös, aber das geht Ihnen sicher auch so, wenn Sie eine Rede zu einem so wichtigen Anlass halten sollen. Jedenfalls hab‘ ich den Text auch dabei, damit ich nichts Wichtiges vergesse.“ Und mit einem Lächeln hätten Sie vielleicht ergänzt: „Hoffentlich kann ich ihn, wenn meine Hände so zittern, dann auch lesen.“ Da Sie Ihre Gefühle ehrlich gezeigt und ausgesprochen hätten, wäre es Ihnen schon nach wenigen Augenblicken besser gegangen. Und nebenbei hätten Sie sich zudem Freunde gemacht, weil Sie eine Schwäche eingestanden und Humor bewiesen hätten.
Gefühlsmedizin tanken – dem Fluss folgen
Die Kraft der Emotionen als Leben spendende oder zerstörende Energie hat ganz entscheidend mit dem richtigen Ausdruck zu tun. Körper, Gefühl und Geist sind nicht zu trennen und müssen miteinander agieren.
Wer glaubt, dass ein negatives Gefühl keinen Schaden anrichtet, wenn man es nur für sich behält, begeht einen gefährlichen Trugschluss. Seine Moleküle haben längst im Körper zu wirken begonnen. Das Gefühl ist bereits wirksam und verlangt nach einer Handlung.
Treffen Gefühlsmoleküle mit negativer Stimmung auf unsere Zellen, veranlassen die Zellen im Körper eine Bereitschaft für Kampf oder Flucht. Werden nun körperlich entsprechende Verhaltensweisen eingeleitet, kann der Organismus dem biochemisch natürlichen Fluss folgen und dies hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden. Bei richtigem und gesundem emotionalen Verhalten werden die Gefühlshormone verwendet und dadurch abgebaut. Werden Gefühlsausdruck oder sogar Gefühlsausbrüche jedoch zurückgehalten, wird das Gefühl zu Gift, weil der Körper dem biochemisch natürlichen Fluss nicht folgen darf.
Positive Gefühle sind von Haus aus leichter auszudrücken. Sie sind von vornherein sympathisch, fühlen sich gut an und haben uns im Lauf des Erwachsenwerdens durchwegs zwischenmenschlichen Erfolg beschert.
Gute Gefühle sind zudem auch ganz allgemein gesünder. Ihre Moleküle sind weniger aggressiv, mindern die Säureproduktion, stärken das Immunsystem, stabilisieren den Energiehaushalt u. v. m. Positive Gefühle stimmen das gesamte Gefühl-Geist-Körper-Netzwerk positiv.
Gefühlsmedizin tanken bedeutet:
Geben Sie Ihren Gefühlen, wann immer es möglich ist, einen wahrhaftigen Ausdruck.
Aktivieren Sie regelmäßig so viele positive Gefühle wie möglich.
Glück statt Grippe – Glücksmoleküle blockieren das Virus
Sind Sie schon einmal kurz vor einem Urlaub krank geworden? Natürlich kann das ausnahmsweise vorkommen, zum Beispiel, wenn man lange Zeit enormem Stress ausgesetzt war und dann loslässt. Im Allgemeinen aber ist das Gegenteil der Fall. Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, in einem glücklichen oder freudvollen Zustand an einer Erkältung