betrachtet, gibt es dafür eine gut nachvollziehbare Erklärung: Um in eine Zelle zu gelangen, benutzt ein Grippevirus zum Beispiel die gleichen Rezeptoren auf der Zellmembran wie manche positiven Gefühlsmoleküle. Wenn nun in der Nähe eines bestimmten Rezeptors eine große Menge solcher Moleküle vorhanden ist, versperren sie den Eingang – das Virus wird abgeblockt.
Diese Erkenntnisse haben der Pharmakologie neue Perspektiven gebracht. Weltweit wird nach Stoffen gesucht, die spezielle Rezeptoren an den Zellen verschließen, sodass Krankheitserreger nicht mehr eindringen können.
Für Sie und die nächste Grippewelle bedeutet das: Sorgen Sie dafür, dass Sie genügend positive Gefühlsbotenstoffe ausschütten. Dann müsste das Grippevirus eigentlich vor verschlossenen Türen Halt machen (weitere nützliche Tipps, wie Sie nachhaltig positive Gefühlsmoleküle aktivieren können, erhalten Sie in den Kapiteln „Wie Sie die Heilkraft Ihrer Gefühle stärken“, ab Seite 56, und „Wie Sie in drei Wochen Ihren Gefühlshaushalt neu auf bauen“, ab Seite 62).
Der dreiwöchige Gewöhnungseffekt der Rezeptoren
Ist ein Mensch über einen langen Zeitraum glücklich, fällt es ihm leichter, auch weiterhin glücklich zu bleiben. Durchlebt er aber beispielsweise eine lange Phase der Einsamkeit, so fällt es ihm immer schwerer, aus der Einsamkeit aufzutauchen und wieder in Beziehung mit anderen zu treten.
Es scheint, als würde sich der Organismus an oft wiederholte Gefühlslagen gewöhnen, selbst wenn das Gefühl unerwünscht ist. Auch bei Streitigkeiten zwischen Ehepartnern ist dieser Effekt zu beobachten: Hat sich der Streit einmal „eingenistet“ und tritt er quasi mit einer gewissen Regelmäßigkeit zutage, wird es immer schwerer, zu Harmonie und gegenseitigem Verständnis zurückzufinden.
Diese Gewöhnung findet biochemisch tatsächlich statt. Schuld daran ist der Gewöhnungseffekt der Rezeptoren. Wenn wir Gefühle häufig und stark erleben, führt das zu einer Art Überflutung des gesamten GGK-Netzwerks mit den entsprechenden Botenstoffen. Diese Überflutung verändert in kurzer Zeit die Anzahl und Verteilung der Rezeptoren auf der Zellmembran: Es werden Millionen mehr jener Rezeptoren bereitgestellt, die häufiger gebraucht werden.
Die Zelle gewöhnt sich einseitig an spezielle Gefühle und entwickelt so eine Art biochemisches Gedächtnis. Für den Organismus wird es dann immer einfacher, dasselbe Gefühl wiederherzustellen, sprich, zu empfinden, und entsprechend zu agieren.
Nach nur drei Wochen – und das ist ein ganz entscheidender Punkt – haben dadurch die Rezeptoren einer Art die Rezeptoren einer anderen Art verdrängt. Die Zelle ist biochemisch umprogrammiert. Und: Sie verlangt täglich nach den Molekülen jener einen Art, für die sie so viele Rezeptoren zur Verfügung gestellt hat.
Ein Beispiel: Cortisol ist das Stressmolekül Nummer eins. Nach nur drei Wochen mit täglich anhaltendem Stress haben alle Zellen des Körpers ein Millionenfaches an Cortisol-Rezeptoren aufgebaut. Die Zellen sind umprogrammiert und verlangen nach ihrer täglichen Dosis. Stress steht für die Zellen nicht mehr zur Diskussion – sie brauchen ihn, wollen ihn, sind süchtig danach. Unser Gehirn folgt dieser Aufforderung der Zellen und setzt uns vermehrt und gezielt stressreichen Situationen aus. Wir sind süchtig geworden nach Problemen, die uns Stress verursachen. Erst eine dreiwöchige Phase mit der täglichen Ausschüttung positiver Gefühlsmoleküle kann in Folge die Zellmembranen wieder umprogrammieren.
Das begründet auch dreiwöchige Kuren oder Urlaube – erst ab der vierten Woche ist eine tatsächliche Umstellung im Hormonhaushalt möglich.
Daraus ergeben sich weitere, wirklich grundlegende Richtlinien:
Achten Sie darauf, welche Gefühle Sie tagtäglich aktivieren.
Bemühen Sie sich von heute an, Ihr Netzwerk insgesamt an schöne Gefühle zu gewöhnen.
Versuchen Sie, täglich zumindest ein kleines Hochgefühl zu erleben.
Behalten Sie, wenn irgendwie möglich, den guten Gefühlszustand mehr als drei Wochen bei – am besten ein Leben lang.
Body-Feedback-Schleifen dienen der Gefühlssteuerung
Lassen Sie uns einen kleinen Test durchführen, der aus zwei Teilen besteht. Er verdeutlicht Ihnen, was Body-Feedback-Schleifen bedeuten.
Teil 1:
Setzen Sie ein Lächeln auf, ein herzliches Lächeln, bei dem sich die Augenwinkel nach unten und die Mundwinkel nach oben bewegen – Augen- und Mundwinkel also zueinander hin.
Dann atmen Sie noch drei- bis viermal tief ein und aus. Achten Sie darauf, sich beim Ausatmen Zeit zu lassen, und entspannen Sie zusätzlich Ihre Schultern, als würde eine Last von Ihnen abfallen.
Das Lächeln behalten Sie eine gute Minute bei. Dann spüren Sie nach, was Sie empfinden. Lassen Sie ein paar weitere Minuten vergehen.
Ändern Sie bitte Ihre Körperhaltung und probieren Sie danach Teil 2 aus.
Teil 2:
Setzen Sie sich auf die Kante eines Stuhles, stellen Sie die Füße dicht nebeneinander und ziehen Sie die Knie eng zusammen. Nun beugen Sie sich etwas nach vor und stützen Ihre Stirn in Ihren offenen Handflächen ab. Beginnen Sie etwas kürzer und schneller zu atmen, halten Sie zwischendurch den Atem kurz an. Machen Sie zudem eine ernste Miene. Sitzen Sie nun eine gute Minute in dieser Haltung, als ob Sie verzweifelt wären, da.
Die Reaktion in Ihrem Inneren wird nicht lange auf sich warten lassen. Unterbrechen Sie die Übung, sobald Sie ein Missempfinden verspüren.
Sie haben sicher gerade erlebt, worauf dieser Test hinausläuft: Jedes Gefühl ist mit einer speziellen Körperhaltung und damit einer Reihe von zugehörigen Muskelreaktionen verbunden. Jede Emotion hat einen bestimmten Basisausdruck, den unser GGK-Netzwerk kennt.
Der übliche Prozess läuft von innen nach außen: Ein Gefühl wird innen ausgelöst und darauf folgt eine spezielle Form des Ausdrucks. Muskelaktivität, Atemrhythmus, Mimik und Haltung, Gedanken und innere Bilder verändern sich. Durch das veränderte äußere Verhalten steigert sich wiederum die Intensität des innen erlebten Gefühls und weitere Botenstoffe werden ausgeschüttet. Diesen Kreislauf nennt man Body-Feedback-Schleifen.
Allerdings können wir diesen Prozess auch umkehren. Wenn Sie auf Ihr Gesicht ein breites Lächeln setzen und Ihre Schultern entspannen, geht diese äußere Aktivität sofort als Meldung an das innere Netzwerk und veranlasst die Ausschüttung von Glücksmolekülen.
Halten Sie einen lächelnden, lockeren, leichten und lebendigen Körperausdruck über drei bis vier Minuten bei, können Sie aus nahezu jedem negativen Gefühl ein positives machen. Intensive Emotionen lassen sich natürlich nicht so leicht umstimulieren, aber auch dafür gibt es Techniken. Sie werden Sie später noch kennenlernen.
Bei solchen Techniken verdrängen Sie erstmal auch nichts, denn Sie schrauben ja nur die Zahl der positiven Botenstoffe in die Höhe.
Man kann diese Form des emotionalen Programmierens gut mit der Handhabung eines Fernsehgeräts vergleichen: Sie schalten auf ein anderes Programm um, Sie ändern Ihre Einstellung.
Die beste Fernbedienung für Ihre Gefühle ist in jedem Fall Ihr Körper. Damit können Sie gleich hier und jetzt beginnen:
Verändern Sie Ihre Körperhaltung, dann fliegen Ihnen gute Gedanken und Erinnerungen viel leichter zu. Denken Sie einfach an die „Vier-L-Formel“: locker – leicht – lebendig – lächelnd. Richten Sie sich auf, lockern Sie die Schultern, atmen Sie ein paarmal tief durch, lächeln Sie.
Beachten Sie zudem: Wenn Sie eine problematische Situation durchleben, wird Ihr Körper einen entsprechend verhaltenen, verkrampften Ausdruck annehmen. Je länger Sie diesen Ausdruck beibehalten, desto häufiger kommt es zu Body-Feedback-Schleifen,