mit Lichtschacht und Terrasse. (Vitrine 36).
Einzigartig sind die Fayence-Plättchen, die die Häuser der Minoer im Miniformat darstellen (Vitrine 37). Sehr detailliert sind Fenster, Mauerwerk und Lichtschächte dargestellt.
Eine ungewöhnliche Arbeit ist das in Knossós gefundene Spielbrett aus Elfenbein mit Einlegearbeiten aus Bergkristall, Silber, Gold und Glasmasse (Vitrine 39). Das Spiel ähnelt dem heutigen Tavli-Spiel.
Eindrucksvolle Tongefäße im „Meeresstil“ zeigen u. a. einen Oktopus, der mit seinen Fangarmen die Flasche umschlingt (Vitrine 43).
Saal 5 Die ungetümen Gewichte aus Kupfer, die als Zahlungsmittel verwendet wurden, trug man angeblich auf den Schultern (deshalb die leicht gebogenen Seiten), gefunden wurden sie im Palast von Agía Triáda (Vitrine 50).
Die beiden minoischen Schrifttypen sind auf Täfelchen erhalten (Vitrine 52). Die frühe Linear-A-Schrift ersetzte die Hieroglyphenschrift (→ Diskos von Festós) und ist wie diese bisher nicht enträtselt. Die spätere Linear-B-Schrift wurde während der Zeit der mykenischen Herrschaft auf Kreta benutzt und konnte entziffert werden. Es handelt sich bei diesen Täfelchen um den Teil einer Inventarliste des Palastes von Knossós.
Der Diskos von Festós
In einem allein stehenden Glaskubus in Saal 5 (Vitrine 51) nimmt der bedeutendste Fund aus dem Palast von Festós einen Ehrenplatz ein. Die Tonscheibe von 16 cm Durchmesser mit spiralförmig von innen nach außen verlaufenden Hieroglyphen wurde 1908 gefunden und stammt aus der Zeit zwischen 1700 und 1600 v. Chr. Die insgesamt 45 Zeichen wurden mit Stempeln in den noch weichen Ton gedrückt - ein frühes Beispiel vorantiker Druckkunst. Man erkennt Köpfe mit Helmbüschen, Gestalten, Vögel, Blumen und andere einfache Symbole - aber bis heute ist der Diskos nicht entziffert! Nicht einmal über den mutmaßlichen Inhalt des beidseitigen Textes ist man sich einig - vielleicht eine Art sakraler Hymnus, da man einen Refrain zu erkennen glaubt. Jedes Zeichen bedeutet eine Silbe, die Wörter sind mit senkrechten Strichen voneinander getrennt.
Saal 6 Das Modell eines Stierspringers aus Elfenbein steckt auf einem dünnen Plastikstab frei in der Luft, um die Bewegung zu demonstrieren (Vitrine 63).
Das auffallende Stierspringerfresko gibt Anlass zu Spekulationen (Vitrine 60). Allem Anschein nach war der Stier den Minoern heilig und die Stierspringer traten im Rahmen von Stierspielen auf. Sie warteten auf den anstürmenden Koloss, packten ihn im letzten Moment an den Hörnern und schwangen sich in einem hohen Salto auf seinen Rücken (→ Link).
Auf Goldblech (Ummantelung eines Schwertgriffs) ist die zirkusreife Leistung eines Akrobaten eingepresst: Er beugt sich so weit zurück, dass der Kopf die Füße berührt. (Vitrine 61).
Ein besonderer Hingucker sind auch die mächtigen Doppeläxte aus dem Mégaron Nírou, einer minoischen Villa in Kokkíni Cháni (östlich von Iráklion). Die Doppelaxt war den Minoern heilig.
Saal 7 Die Schnittervase aus Agía Triáda in Form eines Straußeneis (die untere Hälfte wurde rekonstruiert) hat eine eigene Vitrine. Sie besteht aus Steatit und zeigt einen langen Zug von Erntearbeitern, begleitet von Musikern, vielleicht eine Dankprozession (Vitrine 75).
Höchst eindrucksvoll sind auch die filigran gearbeiteten Mini-Doppeläxte aus Gold (Vitrine 65).
Die Schlangengöttin
Saal 8 Berühmt ist der Stierkopf aus Steatit, nur die rechte (dunklere) Seite (in der Draufsicht links) ist echt, der Rest wurde ergänzt (Vitrine 79). Er diente vielleicht als Kultgefäß für Blutopfer - im Genick ist eine Eingussöffnung, im Maul der Ausguss. Mit dem Opfer stimmte man die Stiergottheit gnädig. Das Auge besteht aus Bergkristall und Jaspis, die Nüstern sind mit Perlmutt umgeben, die vergoldeten Hörner sind ergänzt.
Die vollbusigen Schlangengöttinnen (oder Priesterinnen) stammen aus den unterirdischen Schatzkammern des Zentralheiligtums von Knossós und sind zum Symbol der minoischen Kultur geworden (Vitrine 83). Schlangen galten den Minoern als heilig. Die eine Figur hält sie hoch über dem Kopf, bei der anderen winden sie sich um den Körper. Auch hier fällt wieder die eigenartige Tracht auf: weiter, langer Rock, extrem enge Mieder, der Busen gänzlich unbedeckt.
Auch der legendäre Ring des Minos hat hier seinen Platz gefunden (Vitrine 78). Ihm wird große Bedeutung bezüglich der minoischen Religion zugesprochen, weshalb er unter dem Stichwort „Epiphany“ (Erscheinung des Göttlichen) firmiert. Der Ring ist 3500 Jahre alt und war einer hochgestellten minoischen Persönlichkeit, vielleicht einem König, ins Grab mitgegeben worden. Auf seiner ovalen Fläche sind äußerst filigran eingraviert: ein Hügelheiligtum in der Mitte, rechts eine kleine schwebende und eine sitzende weibliche Figur (Gottheiten?), weiterhin zwei Frauen, die in Bäumen klettern (Baumkult), und unten ein Boot, das von einer mythischen Gestalt (Gottheit?) gerudert wird. Zwei ähnliche Ringe, die an verschiedenen Orten Griechenlands gefunden wurden, bekräftigen die Bedeutsamkeit der Darstellung.
Der Ring wurde bereits 1928 von einem Jungen in einem Grab südlich von Knossós gefunden. Sein Vater übergab ihn dem Dorfpriester, der ihn Sir Arthur Evans verkaufen wollte. Man wurde sich jedoch nicht handelseinig, sodass sich der Priester in den 30er Jahren deswegen erneut an die Archäologen Nikolaos Platon und Spyridonas Marinatos wandte. Die beiden Wissenschaftler waren sich jedoch über die Echtheit des Rings uneinig, so blieb er weiterhin beim Priester. Erst 2002 wurde er endgültig als echt erkannt.
Nachpalastzeit (1450-1300 v. Chr.), Saal 9 bis 12: Die Nachpalastzeit war die Spätzeit des Palastes von Knossós, denn als einziger der großen Paläste wurde er nach der rätselhaften Katastrophe von 1450 noch einmal bewohnt, und zwar von mykenischen Einwanderern. Die minoische Kultur war jedoch im Niedergang. Es wurden einfachere Materialien verwendet, Schematisierungen häuften sich, die gröbere mykenische Kunst überdeckte oder kopierte die ehemalige Originalität. Zu sehen sind u. a. Schrifttafeln, Grabpithoi, Grabbeigaben, Helme und Schwerter, Vasen und Schmuck, auch ein paar minoische Stücke haben sich hierher verirrt. Ein Höhepunkt sind die Sarkophage in Saal 12.
Saal 10 Der prächtige Lederhelm mit aufgenähten Eberzähnen ist ein typisch mykenisches Stück. (Vitrine 105), anmutig und höchst künstlerisch ist die Alabastervase in Form einer Tritonmuschel (Vitrine 109).
Der Sarkophag von Agía Triáda
Der bedeutendste aller Sarkophage in Saal 12 ist von einer Glasvitrine umgeben. Er stammt etwa von 1400 v. Chr. und besteht aus Kalkstein, damit ist er der einzige Steinsarkophag, der je auf Kreta gefunden wurde. Er ist über und über bemalt, wobei die Fresken besonders gut erhalten sind. An den beiden Längsseiten sind kultische Handlungen dargestellt. Auf der einen ein Stieropfer - das Tier liegt gefesselt auf einem Altar, darunter zwei weitere Opfertiere, dahinter ein Flöte spielender Musikant, rechts wäscht sich eine Priesterin die Hände. Auf der anderen Seite links Priesterinnen - eine hat eine Tragestange mit Körben auf der Schulter, die andere gießt das Blut des geopferten Stieres in ein Gefäß zwischen Doppeläxten. Rechts bringen drei Männer dem Toten, der vor seinem Grab steht, Kälber und ein Schiff.