Eberhard Fohrer

Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag


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      Seit die Wissenschaft die „Kreta-Diät“ entdeckt hat, sieht man vie­lerorts das Bemü­hen, die traditio­nel­le Inselküche wiederzubeleben. Aber kretische Diät heißt nicht fasten! Oli­venöl, Hülsen­früchte, Kräu­ter, Ge­müse und Salate, dazu wenig Fleisch, gerne auch mal Fisch oder Mee­res­früchte, alles in klei­nen Portionen - das sind die Zutaten, aus denen die überra­schend vielseitige kre­ti­sche Kost besteht. „Kalí Órexi“ (Guten Appetit)!

      Ein Gebirge im Meer

      Wegen sei­ner exponierten Lage am Bruchrand des Ägäischen Beckens haben sich die tertiä­ren Hebungen und Senkungen auf Kreta stark aus­gewirkt und eine kom­pli­zier­te Oberflächen­struktur geschaffen - bis auf wenige Küstengebiete und die große Mes­sará-Ebene im Süden gibt es kaum flache Landstriche, dafür bergige und zerklüf­tete Karstregionen, isoliert gelegene Hochebenen und zahllose Schluchten.

      Kreta pur: Von Chaniá an der Nord­küste hinauf zur Omalós-Hoch­ebene in 1200 m Höhe, dann gut 5-stündi­ger Abstieg durch die Sama­riá-Schlucht bis zum Meer und mit dem Schiff an der Südwestküste entlang. Details.

      Wo sich früher Zypressen- und Zedern­wälder ausbreiteten, kommt heute der nackte Karstfels zum Vor­schein, ge­spren­kelt von einem Meer von silbrig-grünen Oli­ven­bäumen. Da­zwischen wu­chern Macc­hia und knie­hohe Phry­gana mit einer un­über­schaubaren Viel­zahl duftender Kräuter. → Link

      Im Süden Kretas erstreckt sich an­nä­hernd auf Meereshöhe die weite Mes­sará-Ebene, eine groß­flächige Kul­tur­land­schaft mit ki­lo­me­ter­weiten Oli­ven-, Obst- und Ge­mü­se­plantagen, die sich in langen Sandstränden zum Meer hin öffnet. Zahlreich sind außer­dem die kreis­för­mi­gen Hoch­ebenen in den Bergen, die durch bis zu 2000 m hohe Fels­wän­de ab­ge­schirmt sind. Hier hat sich die von den Hängen herunter­ge­spül­te Erde ge­sam­melt und bil­det frucht­bare Bö­den für Klein­kulturen. Nach der Schnee­schmel­ze und den hef­ti­gen Winter­regen steht das Was­ser im Frühjahr oft mehrere Me­ter hoch, bevor es in tiefe Karst­spalten ab­fließt.

      Messará-Ebene: Schon die Minoer hat­ten hier eines ih­rer Zentren, die Rö­mer ihre Korn­kammer auf Kreta. Aus diesen Zeiten ist einiges erhalten. → Link

      Omalós-Hochebene: Das markante Pla­teau in den Wei­ßen Bergen West­kretas ist Aus­gangs­punkt für die gut fünf­stündige Wanderung durch die Sama­riá-Schlucht. → Link

      Ní­da-Hochebene: Von der einsamen Ebene im Zentrum der Insel be­steigt man den Tímios Stavrós, den höch­sten Gipfel Kretas. → Link

      Lassíthi-Hoch­ebene: Weiß be­spann­te Wind­müh­len pump­ten früher Was­ser aus den Höhlen im durchlässigen Kalk­gestein herauf, mitt­ler­weile sind es Motorpum­pen. Trotz­dem ist die reiz­volle Ebene ein großer An­zie­hungs­punkt für Touristen, vor al­lem wegen der sa­gen­haften Ge­burts­höh­le des Zeus. → Link

      Sie sind die wohl charakteristischste Eigenheit Kretas. Weit über hundert tiefe Ein­schnitte durch­ziehen die kre­tischen Berglandschaften, be­son­ders ge­häuft im bergigen Südwes­ten - eine Folge starker Ero­sion, die vor al­lem wegen der großen Höhe und Steil­heit der Berge nach­hal­tig wir­ken konnte. Sie mün­den großenteils am Meer, man kann sie alle nur zu Fuß er­leben und be­fin­det sich dort noch in weit­ge­hend un­berührter Natur.

      Samariá-Schlucht: Die berühm­teste aller kretischen Schluchten ist über 13 km lang und eines der po­pu­lärsten Aus­flugs­ziele der Insel. → Link

      Arádena-Schlucht: Eine eindrucksvolle Schlucht mit hohen Wänden und eini­gen schwierigen Pas­sagen, Kondi­tion muss man mitbringen. → Link

      Ímbros-Schlucht: Diese kurze und ver­gleichsweise leicht begehbare Schlucht liegt bei Chóra Sfakíon im Südwesten. → Link

      Agía-Iríni-Schlucht: Die beliebteste Wan­der­schlucht beim Badeort Soú­gia. → Link

      Tal der Mühlen: Diese leicht begehbare Schlucht liegt an der Nordküste direkt hinter Réthimnon und hat ihren Namen von den zahl­reichen histori­schen Müh­len. → Link

      Ríchtis-Schlucht: Ebenfalls an der Nord­küste und bekannt für ihren fast 20 m hohen Wasserfall. → Link

      Im verkarsteten Felsgestein Kre­tas sind 3500 teils kilometertiefe Tropf­stein­höhlen dokumentiert, von de­nen nur ein Bruchteil erschlossen ist. Oft wur­den sie über Jahrhunderte als Kult­orte genutzt, schon die Minoer hat­ten darin Hei­ligtümer ein­gerichtet. Wäh­rend der osmanischen Besetzung Kre­tas dien­ten die Höh­len oft als Ver­steck, im Zweiten Welt­krieg fanden dort häufig Partisa­nen Zu­flucht.

      Idéon Ándron: In dieser Höhle im zen­tralen Ída-Gebirge soll Göttervater Zeus aufgewachsen sein. → Link

      Diktéon Ándron: Die sagenhafte Ge­burtshöhle des Zeus liegt ober­halb der Lassíthi-Ebene. → Link

      Höhle von Mílatos: Die pittoreske Höhle liegt öst­lich von Mália, traurige Be­rühmt­heit erlangte sie durch ein Mas­saker der Osmanen. → Link

      Höhle von Melidóni: In der einstigen mi­no­ischen Kulthöhle kamen 1824 Hun­derte Kreter zu Tode. → Link

      Kamáres-Höhle: Die Höhle ober­halb des gleich­na­mi­gen Bergdorfs, in der bedeu­tende Zeugnisse der minoischen Kultur gefunden wurden, kann nur im Rah­men ei­ner an­stren­gen­den Wan­derung er­reicht wer­den. → Link

      Wo Europa den Minos gebar

      Kreta liegt im Schnittpunkt dreier Welten: Europa, Afrika und Asien. Von Asien und Afrika befruchtet und nach Europa ausstrahlend, gilt die Insel als eine Keimzelle europäischer Kultur. Die erste hoch­entwickelte Zivili­sation auf europäischem Boden taucht ab 2000 v. Chr. aus dem Dunkel der Geschichte auf.

      Wer kretische Musik schätzt, lässt sich bei Areakis in Iráklion beraten (→ Link) und besucht vielleicht auch das Geburtshaus von Níkos Xiloúris in Anógia (→ Link).

      Die Minoer (nach dem „Minos“, wie spätere griechische Schriftsteller den kretischen König nannten) errich­teten in den vorchristlichen Jahrtausenden glanz­volle Palä­ste, schufen far­ben­frohe Fresken und begründeten mit ihrer Linear-A-Schrift die erste Schrift­kultur Eu­ropas. Um 1450 v. Chr. dann die bis heute rätsel­hafte Katas­tro­phe: Die Paläste wurden zerstört, die Zivilisa­tion der Mi­noer verschwand unter meter­dicken Erd­schichten.

      Seitdem teilte Kreta das Schicksal so vieler Inseln - eine eigen­ständige Kul­tur und stol­zes National­bewusst­sein, aber von äußeren Feinden