Timothy Keller

Ein Jahr für unsere Ehe


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zu vertrauen und sich ihnen anzuvertrauen. Das Resultat sind Einsamkeit und ein unauslöschliches Gefühl der Scham und Schande. Wenn wir die Gebote unseres Schöpfers verletzen, verletzen wir auch unser Wesen, das Gott uns gegeben hat.

      Zum Nachdenken: Jemand hat gesagt: Je mehr man lügt, desto mehr misstraut man den anderen. Warum ist das so? Es heißt auch, dass der Lügner selber belogen wird. Finden Sie das auch?

      Gebet: Herr, erinnere uns daran, dass wir mit dem Brechen Deiner Gebote auch uns selber brechen und mit dem Verletzen Deines Wortes uns selber verletzen. Lass uns nicht vergessen, dass Sünde zuallererst ein Vergehen gegen Dein heiliges, gutes Herz ist – aber sie ist auch schlicht dumm. Amen.

       6. März

      Wenn jemand dabei ergriffen wird, dass er bei einer Frau schläft, die einen Ehemann hat, so sollen sie beide sterben, der Mann und die Frau, bei der er geschlafen hat; so sollst du das Böse aus Israel wegtun. (5. Mose 22,22 LUT)

      EHEBRUCH UND GLEICHHEIT. Für moderne Ohren klingt dieser Text unerhört hart, und wir müssen hier bedenken, dass seit dem Neuen Testament sexuelle Unmoral ein Fall für Ermahnung und ggf. Gegenstand disziplinarischer Maßnahmen der Gemeinde ist, aber nicht juristischer Strafen (vgl. 1. Korinther 5,1ff.). Doch dieser Text ist trotzdem aufschlussreich. Im Alten Testament stand auf Diebstahl nie der Tod, sondern die Rückgabe des Gestohlenen. Mit anderen Worten: In Israel war, anders als in den heidnischen Nachbarkulturen, der Ehemann nicht der Besitzer seiner Frau. Und mehr noch: Wir sehen hier keine Doppelmoral; die Strafe ist die gleiche für den Ehebrecher und die Ehebrecherin. Und so zeigt uns dieser scheinbar so „rückschrittliche“ Text einen Gott, für den in der Ehe Mann und Frau gleich sind; beide sind sie durch ihr Ehegelübde gebunden.

      Zum Nachdenken: Wo werden heute noch Ehemänner und -frauen mit zweierlei Maß gemessen? Betrifft das auch Ihre Ehe? Wenn ja, wie können Sie das ändern?

      Gebet: Herr, unser Herz neigt dazu, den anderen zu manipulieren oder auszunutzen. Bewahre uns davor. Erneuere unser Denken (Römer 12,2) so, dass wir einander mit tiefem gegenseitigem Respekt und Liebe begegnen. Amen.

       7. März

      Ihr wisst, dass es heißt: „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau mit begehrlichem Blick ansieht, hat damit in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (Matthäus 5,27-28)

      EHEBRUCH UND TREUE. Oft stoßen fremdgehende Ehemänner auf mehr Verständnis als fremdgehende Frauen. Hinter dieser Doppelmoral steht die Auffassung, dass der „Ehemann das exklusive sexuelle Besitzrecht an seiner Frau hat“.35 Bereits das Alte Testament bringt diese Sicht ins Wanken, und Jesus macht vollends Schluss mit ihr. Er sagt, dass ein Ehemann, der auch nur daran denkt, mit einer anderen Frau Sex zu haben, bereits sein Ehegelübde gebrochen und „in seinem Herzen“ Ehebruch begangen hat. Einer Kultur, die Ehebruch in erster Linie als eine Art Diebstahl sah, erklärt Jesus, dass es sich in Wirklichkeit um eine Art Hochverrat handelt, einen Akt der Untreue gegenüber dem Partner und Gott.

      Zum Nachdenken: In der Antike wurde Ehebruch als Diebstahl betrachtet, heute oft als Kavaliersdelikt. Warum? Was für ein Denken steht hinter der heutigen Einstellung zum Ehebruch?

      Gebet: Herr, bitte tue alles, was nötig ist, damit wir treu sind und alle unsere Versprechen halten, die wir Dir und einander gemacht haben. Amen.

       8. März

      In unseren Seelen liegt eine tiefe Sehnsucht nach der Ehe. Wir hören diese Sehnsucht in Adams Ausruf „Endlich!“ beim Anblick von Eva, wir spüren sie in dem unauslöschlichen Bewusstsein, dass in der Ehe ein unaussprechlicher Schatz verborgen liegen muss. Und genauso ist es. Das Problem liegt nicht in der Ehe selbst. Nach 1. Mose 1 und 2 hat Gott uns für die Ehe und die Ehe für uns erschaffen. Und in 1. Mose 3 erfahren wir, dass, wie jeder andere Aspekt des menschlichen Lebens auch, die Ehe durch die Sünde tiefen Schaden genommen hat. (Ehe, S. 42)

      DAS HERZ EINER GUTEN EHE. Die zwiespältigen Gefühle, die viele der Ehe entgegenbringen, sind verständlich. Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und die Angst vor Verletzungen, sie sind beide gleich mächtig. Die Lösung für diesen Zwiespalt heißt: gegenseitige Buße. Martin Luther schrieb, dass das ganze Leben eine Buße ist. Damit meinte er nicht, dass wir eine Haltung des Selbsthasses einnehmen sollen, sondern vielmehr, dass wir wissen, dass Christus beim Vater die Sühne für unsere Sünden erwirkt hat, sodass die Tür zu Gott offen ist, und dass wir dadurch die Freiheit haben, freimütig, oft und mit frohem Herzen Buße zu tun gegenüber Gott und gegenüber unseren Mitmenschen. Buße ist das Herz des Lebens, vor allem aber der Ehe. Wenn zwei Personen fähig und bereit sind, Buße zu tun, können sie sich einander in der Ehe ohne Angst anvertrauen.

      Zum Nachdenken: Glauben Sie, dass Ihr Ehepartner Sie mit offenen Armen empfängt, wenn Sie ihn um Vergebung bitten? Und kann er selber jederzeit zu Ihnen kommen und um Vergebung bitten? Tauschen Sie sich über Ihre Antworten aus.

      Gebetsimpuls: Buße erfordert sowohl das demütige Wissen darum, dass ich ein Sünder bin, als auch die getroste Zuversicht, dass Gott mich bedingungslos liebt. Bitten Sie Gott, in Ihnen beides stärker zu machen, damit Sie bereitwillig und freudig Buße tun können.

       9. März

      Wenn wir die Ehe zu romantisch und idealistisch sehen, unterschätzen wir den Einfluss der Sünde auf das menschliche Leben. Wenn wir sie zu pessimistisch und zynisch betrachten, verstehen wir ihren göttlichen Ursprung nicht. Und wenn wir, wie unsere heutige Kultur, beides gleichzeitig fertigbringen, sind wir mit einer doppelt verzerrten Vorstellung belastet. Aber der Fehler liegt nicht in der Institution der Ehe, sondern in uns selber. (Ehe, S. 42)

      KEINE EHE IST EINE INSEL. Christen tun ihr Bestes, um sich nicht dem „Zeitgeist“ anzupassen, der immer gegen Gottes Heiligen Geist streitet. Die Spitzen der Eisberge der Unmoral und der Ausbeutung lassen sich relativ leicht umschiffen. Aber was darunter liegt und nicht so sichtbar ist, sickert über Werbung, Selbsthilfebücher, Fernsehsendungen, Illustrierte, Talkshows und auf hundert andere Arten in unsere Seelen hinein. „So musst du leben“, lautet die Botschaft, „befreie dich von unnützen Zwängen, vertraue auf deine Gefühle!“ Es ist ein Trommelfeuer, das alle Bereiche unseres Lebens erfasst, vor allem aber unsere Ehe. Das Gegenmittel heißt „Gemeinsames Leben“.36 Gemeinsames Leben heißt regelmäßiges Bibellesen und Gebet, sowohl einzeln als auch zusammen mit anderen. Es bedeutet Freunde, die einen kritisieren dürfen und die einen wachsen lassen. Es braucht eine christliche Umgebung, um eine christliche Ehe vor Unheil zu schützen.

      Zum Nachdenken: Könnte es sein, dass gewisse Denkweisen und Klischees unserer Kultur, die der biblischen Lehre zuwiderlaufen, Ihr Denken über die Ehe beschädigt haben? Welche Christen, die Sie kennen, könnten Ihnen hier helfen?

      Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, warum Sie nicht öfter mit anderen Christen zusammen sind (zu beschäftigt, Angst, Stolz, was auch immer). Bitten Sie ihn sodann, Ihnen zu helfen, das zu ändern.

       10. März

      [Paulus bezeichnet die Ehe als „großes Geheimnis“ (griechisch: mysterion).] In der Bibel bedeutet mysterion nicht ein esoterisches Geheimwissen, das nur Eingeweihten zugänglich ist, sondern eine unerwartete, erstaunliche Wahrheit, die Gott uns durch seinen Geist offenbart. An anderen Stellen benutzt