Jon Kabat-Zinn

Achtsamkeit für alle


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      Jon Kabat-Zinn

      Achtsamkeit für alle

      Jon Kabat-Zinn

       Achtsamkeit für alle

       Weisheit zur Transformation der Welt

      Aus dem amerikanischen Englisch

      von Stephan Schuhmacher

      und Mike Schäfer

      Die Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel:

      Mindfulness for All: The Wisdom to Transform the World bei Hachette Books, New York, USA.

      Dieses Buch basiert auf einem Teil des erstmals 2006 im Arbor Verlag erschienenen Buches »Zur Besinnung kommen«. Die Neuausgabe wurde komplett neu überarbeitet, aktualisiert, erweitert und neu übersetzt.

      1. Auflage 2020

      © 2020 der deutschen Ausgabe: Arbor Verlag GmbH, Freiburg Copyright der Originalausgabe © 2019 by Jon Kabat-Zinn, Ph.D. This edition published by arrangement with Hachette Books, New York, New York, USA, All rights reserved.

      Lektorat: Georg Grässlin

      Titelfoto: © Snaphappyraa/gettyimages.de

      Hergestellt von mediengenossen.de

      E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

      Alle Rechte vorbehalten.

      E-Book 2020

       www.arbor-verlag.de

      ISBN E-Book: 978-3-86781-323-5

       für Myla

       für Stella, Asa und Toby

       für Will und Teresa

       für Naushon

       für Serena

       in Erinnerung an Sally und Elvin

       sowie Howie und Roz

       und für all jene, denen das am Herzen liegt,

       was möglich ist

       was ist, wie es ist

       die sich bemühen um

       Weisheit

       Klarheit

       Güte

       und Liebe

      Inhalt

      Vorwort

      Erster Teil Die Heilung des politischen Gemeinwesens

      Die Heilung des politischen Gemeinwesens

      »I read the news today, oh boy«

      Selbstgerechtigkeit bringt uns nicht weiter

      Politik im 21. Jahrhundert – einmal anders

      Was wir von der Medizin lernen können

      Die zähmende Kraft der kleinen Dinge

      Achtsamkeit und Demokratie

      »Talking Vietnam Meditation Blues« – Ein Schnappschuss aus der Vergangenheit. Oder aus der Gegenwart? Und der Zukunft?

      Wag the dog – Lass den Schwanz mit dem Hund wedeln

      »Ich weiß nicht, was ich ohne meine Praxis gemacht hätte!«

      Alle Ablenkungen außer Kraft gesetzt

      Momente der Stille

      Die Achtsamen sind im Kommen

      Zweiter Teil Was wir tun, soll die Schönheit sein, die wir lieben

      Unterschiedliche Arten des Wissens machen uns klüger

      Auf der Schwelle: Karma trifft Dharma – Ein Quantensprung für den Homo sapiens sapiens

      Reflexionen über das Wesen der Natur und unseren Platz darin

      Verborgene Dimensionen entfaltet

      Die Dinge richtig einordnen

      Dank

      Literatur

      Über den Autor

      Vorwort

      

Achtsamkeit für alle! Was für ein verwegener Gedanke.

      Aber mal im Ernst: warum denn nicht? Vor allem in den heutigen Zeiten, wo wir individuell und kollektiv unter so vielfältigem Stress stehen, innerlich und äußerlich.

      Und von der Weisheit her gedacht, die die Welt umkrempeln könnte, ist es keineswegs Angeberei. Diese Weisheit ist ein allseits verfügbares Potenzial, das in uns allen in kleinen, jedoch (wie ich klarzumachen hoffe) keineswegs unbedeutenden Formen bereitliegt. Diese Weisheit ist durch Achtsamkeit kultivierbar, in kleinem wie auch in ganz großem Stil. Ich hatte das Privileg, sie in den vergangenen vierzig Jahren in vielen verschiedenen Bereichen erblühen und wachsen zu sehen. Nun breitet sich diese beginnende Weisheit in der Welt aus, wird stärker und gleichzeitig immer dringlicher.

       Der evolutionäre Beitrag meditativer Bewusstheit

      Wenn es zum vorgebahnten Evolutionsweg von uns Menschen gehört, dass wir uns allmählich immer besser kennenlernen und dadurch ein bisschen mehr den Namen verdienen, den wir unserer Spezies gegeben haben;1 und wenn es ebenfalls zum vorgebahnten Evolutionsweg von uns Menschen gehört, dass wir uns nicht selbst zerstören oder albtraumhafte Dystopien schaffen, die noch schlimmer sind als die, die in die Welt zu setzen wir bereits geschafft haben – dann werden wir eine völlig neue Art von Verantwortung für uns selber übernehmen müssen, für unser Denken, unsere Gesellschaft, unseren Planeten. Sonst werden wir (wenn die Entwicklungen der Vergangenheit auch nur auf einen Bruchteil dessen schließen lassen, was uns erwartet) wissentlich oder unwissentlich, durch aktive Beihilfe oder durch Unterlassen unseren (vielleicht gar nicht so unbedeutenden) Teil dazu beitragen, eine hochgradig ungesunde, ja toxisch lebensfeindliche Welt zu schaffen, in der niemand mehr leben möchte. Und das ist wahrscheinlich die Untertreibung des Jahrtausends. Die chronische Misere der Menschheit wächst sich vor unseren Augen immer weiter aus. Es wird auch immer schwerer, sie zu ignorieren, und wir bringen uns damit individuell und kollektiv in höchste Gefahr.

      Es ist also kein Hype und auch kein Wunschdenken, sich Achtsamkeit für alle und die Ausbildung größerer, lebendiger Weisheit in Bezug auf unsere Lebensführung und unseren Umgang mit der Welt zu wünschen. Für unser kurz- und langfristiges Überleben, unsere Gesundheit und unsere Weiterentwicklung als Spezies ist es vielleicht ein, wenn nicht der zentrale Faktor. Aber um dieser enormen Herausforderung gewachsen zu sein, muss die Achtsamkeit, die ich meine, authentisch sein, eingebettet in einen universellen Dharma-Rahmen, der Weisheit und Mitgefühl stärkt und fördert.2 So, wie ich den Begriff benutze, ist Achtsamkeit eine Art zu sehen und zu sein, die auf diesem Planeten eine lange Geschichte hat. Sie hat im Moment auch eine ziemliche Eigendynamik, weil sie in zunehmendem Maße und auf verschiedenste Weise in den Mainstream verschiedener Kulturen und Gesellschaften eindringt. Der Ansatz, den ich vertrete, muss prinzipiell auf jeder Ebene von einer ethischen, konkreten, gelebten und letztendlich selbstlosen Weisheit und Handlungsweise getragen und geleitet sein (und ist es auch). Am besten stellen wir uns Achtsamkeit als einen Zufluss zum großen Strom menschlicher Weisheit vor. Während ihre tiefsten und weitestverzweigten Quellen im Buddhismus liegen, ist ihre Essenz universell und ist auf die