der Aufmerksamkeit zu nutzen und so das Gehirn während des Lebens in Richtung Integration* und Gesundheit zu bewegen.
Der Cortex bietet uns Möglichkeiten und Herausforderungen. Wenn wir die ausgeprägte Plastizität dieser Hirnregion kennen, dann sind wir in der Lage, andere und uns selbst darin zu bestärken, die Aufmerksamkeit als ein Mittel zu nutzen, um unsere eigene neuronale Architektur absichtsvoll zu verändern. Aus Sicht der Interpersonellen Neurobiologie* ist Integration der grundlegende neuronale Prozess, der in Gang gesetzt werden kann, um unsere Lebensfunktionen zu verbessern. Eine Form des Aufmerksamkeitstrainings, die stark integrativ wirkt, ist die Übung des achtsamen Gewahrseins*. Indem wir absichtsvoll einen neugierigen, offenen, akzeptierenden und liebevollen Zustand* (COAL*-Zustand) während einer Praxisperiode erreichen – dies gelingt durch eine Einkehrzeit* und die Reflexion über die innere Natur des mentalen Lebens –, können wir einen integrierten Zustand neuronaler Aktivierung schaffen. Es konnte gezeigt werden, dass während der Achtsamkeitspraxis Bereiche des mittleren präfrontalen Cortex* aktiviert werden, die weit voneinander entfernt liegende Hirnregionen miteinander verbinden. Bei längerer Praxis konnte gezeigt werden, dass diese Bereiche im präfrontalen Cortex ihre Struktur verändern.
Eine wirkungsvolle Anwendung des kortikalen Verstehens ist das Spüren synaptischer Schatten*, die unsere Kindheitserfahrungen auf die neuronale Architektur werfen. Auf diese Weise hat die Vergangenheit das Gewebe der synaptisch miteinander verbundenen neuronalen Netze geformt, einschließlich des integrativen mittleren Präfrontalbereichs. Wir können diese Schatten darin sehen, dass sich im autobiographischen Narrativ eines Menschen zeigt, wie Kindheitserfahrungen die Funktion und Struktur des Cortex geformt haben.
Das Wissen um die Interaktionen zwischen den älteren subkortikalen Bereichen und der neueren kortikalen Evolution kann auch unsere Auseinandersetzung mit unserem eigenen inneren Erleben beeinflussen. Aus Sicht der Interpersonellen Neurobiologie soll dieses Wissens den Menschen dabei helfen, sich in ihrem Nervensystem* heimischer zu fühlen. Denn dann kann ihr Verstehen zu einem tieferen Gefühl der Zufriedenheit und des Wohlbefindens führen. Der Körper als Ganzes (die Muskeln und Knochen, das Herz, die Lunge und die Bauchorgane), der Hirnstamm (Kampf-Flucht-Erstarrung) und der limbische Bereich (Emotion, Motivation, Einschätzung von Bedeutung*, Bindung, Erinnerung*) sind die subkortikalen Regionen, die zutiefst wichtig sind für alles, was der Cortex „tut“.
Dieser subkortikale Input scheint eine direktere Wirkung auf die Funktion der rechten Hemisphäre* zu haben. Wenn wir also die Unterschiede zwischen den Seinsweisen kennen, die aus der linken, und denjenigen, die aus der rechten Hemisphäre entstehen, können wir für diese subkortikalen Faktoren offener sein. Die zwei Seiten des Cortex, links und rechts, haben nicht nur unterschiedliche Funktionen, sondern ermöglichen dem Menschen auch ganz bestimmte „Seinsweisen“. Diese Lateralität oder Asymmetrie ist ein wichtiges Element in unserer Evolution. Studien haben gezeigt, dass wir Hunderte Millionen Jahre lang Unterschiede in der linken und rechten Hirnhälfte hatten. Dieses Gewahrsein kann uns schließlich in die Lage versetzen, unsere Funktionen zu integrieren. Wir können die Mechanismen vermeiden, durch die wir uns adaptiv für Input aus einer bestimmten Region verschließen, um zu überleben. Das Ziel der Interpersonellen Neurobiologie besteht darin, durch die Veränderung in Richtung Integration von einer Haltung des Überlebens zu einer Haltung der menschlichen Entfaltung zu kommen.
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