Frieden in unser Herz und in die Herzen anderer. Die tiefsten Transformationen in der Therapie entstehen aus der Fähigkeit eines Menschen, sein Leben in einem liebevollen, weisen Bewusstsein zu halten. Dieses Bewusstsein wird dadurch erreicht, dass wir mit bedingungsloser Präsenz aufmerksam sind: klar und mitfühlend sehen, was in diesem Moment ist. Wenn Therapeuten ihren Klienten so eine Fülle der Präsenz anbieten, sind sie ein Modell dafür, wie dieser Mensch sich in sich selbst einschwingen kann; sie bieten somit unmittelbar den heilenden Balsam ungeteilter Aufmerksamkeit. So eine Präsenz, die wir uns selbst oder anderen anbieten, ist nicht passiv. Sie ist vielmehr ein engagierter, rezeptiver Zustand, der der eigentliche Boden für weises Handeln ist.
Pam hatte genickt, als ich von „der Fülle der Präsenz“ sprach. Sie und Jerry waren katholisch, erzählte sie mir, und sie fanden, dass ihnen die Achtsamkeitspraxis, die sie bei mir in der wöchentlichen Gruppe gelernt hatten, geholfen hatte, ihren Glauben tiefer zu empfinden. Aber in dieser Krise schienen alle Reserven an Vertrauen – in sich selbst, in andere, in Gott – außer Reichweite zu sein: „Ich weiß, die Helfer des Hospizes tun alles, was sie können, um zu helfen, aber ich habe einfach das Gefühl, dass dies nicht passieren sollte … Niemand sollte so etwas durchmachen müssen – es ist einfach nicht richtig.“ Für Pam wie für so viele Menschen war Krankheit mit manchmal gnadenloser Last und gnadenlosem Schmerz ein unfairer und grausamer Feind. Manchmal fühlte sie sich verraten und empfand Wut auf das Leben, und in anderen Momenten versank sie in dem Gefühl, persönlich zu versagen. Pam war in Angst und Einsamkeit gefangen und lebte in etwas, was ich eine „Trance“ nenne, identifiziert mit einem mangelhaften, isolierten und bedrohten Selbst.
„In diesen äußerst schwierigen Momenten“, sagte ich, „könntest du anhalten und bewusst wahrnehmen, was du fühlst – die Angst oder Wut oder den Kummer – und dann innerlich leise den Satz sprechen: ‚Ich stimme zu‘.“ Ich hatte diesen Satz kürzlich von Pater Thomas Keating gehört und dachte, Pam als Katholikin könnte ihn vielleicht besonders wertvoll finden. Wenn man sagt „Ich stimme zu“ oder, was ich häufiger rate: „Ja“, entspannt das unsere Panzerung gegen den gegenwärtigen Moment und lässt uns klarer sehen, was in uns und um uns herum geschieht.
Pam nickte wieder, aber sie schaute angespannt und besorgt. „Ich möchte das tun, Tara. Aber wenn ich besonders aufgeregt bin, werde ich ganz schnell. Ich fange an, mit mir zu reden. … Ich spreche mit ihm. … Wie kann ich dann daran denken, anzuhalten?“ Das war eine gute Frage, eine die ich mir oft selbst gestellt hatte. „Du wirst es wahrscheinlich vergessen, wenigstens manchmal“, antwortete ich, „und das ist ganz natürlich. Alles, was du tun kannst, ist, dir vornehmen anzuhalten, dir vornehmen zu fühlen, was passiert, und, sein lassen‘.“ Pams Gesicht entspannte sich, als sie verstand: „Das kann ich machen. Ich kann mir das vornehmen, von ganzem Herzen, für Jerry da zu sein.“
Achtsamkeit: der Boden von Mitgefühl und Weisheit
Ganz einfach gesagt ist Achtsamkeit der absichtliche Prozess, mit der Aufmerksamkeit, ohne zu werten, bei der Entfaltung der Erfahrung von Moment zu Moment zu sein. Achtsamkeit ist das Gegenteil von Trance, ein Begriff, den ich verwende, um die Formen zu beschreiben, wie wir – Therapeuten wie Klienten in gleicher Weise – innerhalb einer beschränkenden Geschichte über das Leben leben. Der Buddha hat diese virtuelle Realität unablässigen Denkens und emotionaler Reaktivität oft als einen Traum bezeichnet, und er hat gelehrt, dass Achtsamkeit uns aufweckt (Gunaratana, 2002). Wenn man sich zum Beispiel in Sorgen über noch nicht bezahlte Rechnungen verliert, nimmt Achtsamkeit die Gedanken der Sorge und die begleitenden Gefühle der Angst wahr. Wenn man sich darin verliert, innerlich zu proben, wie man seinem Vorgesetzten einen Fehler erklären könnte, nimmt Achtsamkeit den inneren Dialog und die Gefühle der Aufregung oder Angst wahr. Wenn man verkrampft vor seinem Computer sitzt und angespannt auf den Bildschirm starrt und eine Antwort auf eine ärgerliche Mail verfasst, kann Achtsamkeit die Gereiztheit, die mentale Angespanntheit und die Empfindungen der erstarrten angestrengten körperlichen Haltung wahrnehmen. Achtsamkeit erkennt und erlaubt ohne jeden Widerstand alle diese Gedanken, Empfindungen und Gefühle, so wie sie kommen und gehen.
Hier ein Bild, das nützlich sein kann, um Achtsamkeit deutlich zu machen (Siegel, 2010b): Stellen Sie sich Ihre Achtsamkeit als ein großes Rad vor. An der Nabe des Rades ist achtsame Präsenz, und von dieser Nabe aus geht eine unendliche Zahl von Speichen nach außen zum Rand. Ihre Aufmerksamkeit ist konditioniert, auf alles zu reagieren, was auftaucht – in Ihnen wie außerhalb von Ihnen –, indem Sie nach angenehmen Erfahrungen greifen, vermeiden, was unangenehm ist, und nicht beachten, was neutral ist. Dies bedeutet, dass der Geist die Nabe gewohnheitsmäßig verlässt, sich die Speichen entlang nach außen bewegt und sich an einen Teil des Randes nach dem anderen heftet. Pläne für das Abendessen gehen in ein verstörendes Selbstgespräch, eine Selbstbewertung, eine mentale Notiz mit dem Vorsatz, jemanden anzurufen, in Gereiztheit über die Lautstärke des Radios und Sorge wegen eines anhaltenden Rückenschmerzes über. Oder die Aufmerksamkeit kann sich, wie Pam es erlebte, in zwanghaftem Denken verlieren und um endlose Geschichten und Gefühle kreisen, was alles falsch ist. Die Aufmerksamkeit bewegt sich von Natur aus in Präsenz und aus Präsenz heraus, aber das Problem ist, dass sie leicht am Rand hängen bleiben kann. Wenn man nicht mit der Nabe verbunden ist, wenn die Aufmerksamkeit außen am Rand ist und festklebt, ist man von seiner Ganzheit abgeschnitten und lebt in einer Trance. Man hat den Kontakt mit der körperlichen Lebendigkeit, mit Gefühlen und mit dem Herzen verloren. Achtsamkeit ist ein Weg nach Hause.
Die buddhistische Tradition bietet einfache, aber wirksame Techniken an, um eine in der Gegenwart zentrierte, klare und mitfühlende Aufmerksamkeit zu kultivieren (Goldstein & Kornfield, 1987). Die Meditationspraxis, die dazu bestimmt ist, Achtsamkeit zu kultivieren, beginnt oft damit, dass man eine Basis oder einen Anker wählt, wie zum Beispiel das Ein- und Ausatmen, Geräusche im Raum oder momentane Körperempfindungen. Weil unser Denken so daran gewöhnt ist, in die Zukunft und in die Vergangenheit zu schweifen und Geschichten über das zu erfinden, was passiert, bleibt es selten länger auf den Anker konzentriert. Obwohl es möglich ist, die Aufmerksamkeit zu trainieren, um sehr stabil zu werden und sich auf ein einziges Objekt konzentrieren zu können, ist dies beim Achtsamkeitstraining nicht der Sinn eines Ankers. Es geht vielmehr darum, zu bemerken, wann man im Denken abgeschweift ist und sich außen auf dem Rad verloren hat, und uns zur Nabe zurückzuleiten. Zurückkommen ist notwendig, wenn wir mit der Realität hier und jetzt in Kontakt kommen wollen. Wenn wir einmal zur Nabe zurückgekehrt sind, hilft der Anker auch, innerlich wieder still zu werden und unser Denken zu beruhigen. Gleich, wie oft unsere Aufmerksamkeit zu einem Problem oder in eine Fantasie oder in eine Erinnerung am Rand abschweift, wir halten einfach an, kommen zur Nabe zurück und erden uns wieder in der Gegenwart.
Ob bei formaler Meditation oder mitten im täglichen Leben, eine entscheidende Fähigkeit für das Kultivieren achtsamer Präsenz besteht darin, immer wieder anhalten zu können (Brach, 2003). Wenn wir in einer Trance sind, taumeln wir oft weiter durch die Zeit – „auf unserem Weg“ irgendwohin, versuchen durch den Tag zu kommen, reagieren auf irgendetwas, dann auf etwas anderes. Ich verweise manchmal auf die „heilige Pause“, denn wenn wir anhalten können, fangen wir an, mit dem heilenden Raum der Präsenz in Kontakt zu kommen. Wir können sehen, dass wir auf dem Rand gekreist sind, und beschließen zurückzukommen. Meine Schüler und Klienten berichten oft davon, dass ihnen die heilige Pause vielleicht mehr als irgendeine andere Anleitung zur Meditation ermöglicht hat, aus gewohnten Mustern zwanghaften Denkens aufzuwachen. Schon ein kurzes Innehalten und das Erleben von ein wenig Raum um den Strom von Sorgen und Plänen herum kann sehr befreiend sein.
Wenn unsere Aufmerksamkeit stabiler und gleichmäßiger wird, werden wir spüren, dass die Grenzen der Nabe weich werden und sich öffnen. Dies ist die Phase im Training von Achtsamkeit, die wir Hier sein nennen. Wir sind weiter mit der Bewegung des Atems (oder mit einem anderen Anker) in Kontakt, aber zugleich sind wir uns des Geräusches eines bellenden Hundes, des Schmerzes in unserem Knie oder eines Gedankens daran bewusst, wie lange wir noch meditieren werden. In diesem Zustand fixieren wir uns weder auf diese Erfahrungen noch schieben wir sie beiseite. Wir „erkennen und erlauben“ die Gedanken, Gefühle und Sinnesempfindungen, die in das Feld unserer Aufmerksamkeit gelangen. Sie können frei kommen und gehen. Wenn die Emotionen stark sind, wie das bei Pam der Fall war, kann man das Zulassen dadurch