HERR selbst stand ganz dicht bei Jakob und sagte zu ihm: »Ich bin der HERR, der Gott deiner Vorfahren Abraham und Isaak. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14Sie werden so unzählbar sein wie der Staub auf der Erde und sich nach allen Seiten ausbreiten, nach West und Ost, nach Nord und Süd. Am Verhalten zu dir und deinen Nachkommen wird sich für alle Menschen Glück und Segen entscheiden.15Ich werde dir beistehen. Ich beschütze dich, wo du auch hingehst, und bringe dich wieder in dieses Land zurück. Ich lasse dich nicht im Stich und tue alles, was ich dir versprochen habe.«
16Jakob erwachte aus dem Schlaf und rief: »Wahrhaftig, der HERR ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht!« 17Er war ganz erschrocken und sagte: »Man muss sich dieser Stätte in Ehrfurcht nähern. Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor des Himmels!«
18Früh am Morgen stand Jakob auf. Den Stein, den er hinter seinen Kopf gelegt hatte, stellte er als Steinmal auf und goss Öl darüber, um ihn zu weihen. 19Er nannte die Stätte Bet-El (Haus Gottes); vorher hieß der Ort Lus.
20Dann legte Jakob ein Gelübde ab: »Wenn der HERR mir beisteht«, sagte er, »wenn er mich bewahrt auf der Reise, die ich jetzt antrete, wenn er mir Nahrung und Kleidung gibt 21und wenn ich wohlbehalten wieder nach Hause zurückkomme, dann soll er allein mein Gott sein. 22Hier an dieser Stelle, wo ich den Stein aufgestellt habe, soll dann ein Heiligtum für ihn errichtet werden. Von allem Besitz, den er mir schenken wird, werde ich ihm den zehnten Teil geben.«
[Buchanfang] [Inhaltsverzeichnis]
Jakob kommt zu Laban
Gen 29
Jakob machte sich auf den Weg und wanderte weiter, dem Steppenland im Osten zu.
2Eines Tages kam er am Rand der Steppe zu einem Brunnen, aus dem die Hirten der Gegend ihr Vieh tränkten. Drei Herden Schafe und Ziegen lagerten dort; aber der große Stein lag noch auf dem Brunnenloch. 3Die Hirten warteten für gewöhnlich, bis alle Herden beisammen waren; dann schoben sie den Stein weg, tränkten die Tiere und schoben den Stein wieder an seinen Platz.
4»Meine Brüder, wo seid ihr zu Hause?«, fragte Jakob die Hirten.
»In Haran«, antworteten sie.
5Er fragte weiter: »Kennt ihr dort Laban, den Sohn Nahors?«
»Gewiss«, sagten sie.
6»Geht es ihm gut?«, wollte Jakob wissen.
»O ja«, war die Antwort; »da drüben kommt gerade seine Tochter Rahel mit ihrer Herde!«
7»Warum wartet ihr eigentlich hier?«, sagte Jakob. »Die Sonne steht noch hoch und es ist zu früh, um die Herden zusammenzutreiben. Tränkt sie und lasst sie wieder weiden!«
8Die Hirten erwiderten: »Das geht nicht! Erst müssen die anderen Herden hier sein. Dann schieben wir miteinander den Stein weg und geben dem Vieh zu trinken.«
9Während er noch mit ihnen redete, war auch schon Rahel mit der Herde herangekommen. Sie war Hirtin und hütete die Schafe und Ziegen ihres Vaters.
10Jakob sah Rahel und ihre Herde, und er sagte sich: »Sie ist die Tochter Labans, des Bruders meiner Mutter, und das hier sind die Schafe und Ziegen Labans, des Bruders meiner Mutter!« Und er ging zum Brunnen, schob den Stein zur Seite und tränkte die Tiere Labans, des Bruders seiner Mutter.
11Dann küsste er Rahel und weinte laut. 12Er sagte ihr, dass er der Neffe ihres Vaters und ein Sohn von Rebekka sei; und sie lief zu ihrem Vater und erzählte es ihm.
13Als Laban hörte, dass der Sohn seiner Schwester gekommen war, lief er Jakob entgegen. Er umarmte und küsste ihn und nahm ihn mit sich in sein Haus.
Jakob erzählte ihm, was ihn hergeführt hatte. 14a Als Laban alles gehört hatte, sagte er zu ihm: »Ja, du bist wahrhaftig mein eigen Fleisch und Blut!«
Jakobs Heirat mit Lea und Rahel
14bJakob war nun schon einen Monat lang im Haus seines Onkels. 15Eines Tages sagte Laban zu ihm: »Du sollst nicht umsonst für mich arbeiten, nur weil du mein Verwandter bist. Was willst du als Lohn haben?«
16Nun hatte Laban zwei Töchter, die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel. 17Lea hatte glanzlose Augen, Rahel aber war ausnehmend schön. 18Jakob liebte Rahel und so sagte er: »Gib mir Rahel, deine jüngere Tochter, zur Frau! Ich will dafür sieben Jahre bei dir arbeiten.«
19Laban sagte: »Ich gebe sie lieber dir als einem Fremden. Bleib also die Zeit bei mir!«
20Jakob arbeitete bei Laban sieben Jahre für Rahel, und weil er sie so sehr liebte, kamen ihm die Jahre wie Tage vor. 21Danach sagte er zu Laban: »Die Zeit ist um. Gib mir jetzt die Frau, um die ich gearbeitet habe! Ich will mit ihr Hochzeit halten.«
22Laban lud alle Leute im Ort zur Hochzeitsfeier ein. 23Aber am Abend führte er nicht Rahel, sondern Lea ins Brautgemach und Jakob schlief mit ihr.24Als Dienerin gab Laban ihr seine Sklavin Silpa.
25Am Morgen sah Jakob, dass es gar nicht Rahel, sondern Lea war. Da stellte er Laban zur Rede: »Warum hast du mir das angetan? Ich habe doch um Rahel gearbeitet! Warum hast du mich betrogen?«
26»Es ist bei uns nicht Sitte«, erwiderte Laban, »die Jüngere vor der Älteren wegzugeben. 27Verbringe jetzt mit Lea die Hochzeitswoche, dann geben wir dir Rahel noch dazu. Du wirst dann um sie noch einmal sieben Jahre arbeiten.«
28Jakob ging darauf ein. Nachdem die Woche vorüber war, gab Laban ihm auch Rahel zur Frau. 29Als Dienerin gab er Rahel seine Sklavin Bilha.
30Jakob schlief auch mit Rahel, und er hatte sie lieber als Lea. Er blieb noch einmal sieben Jahre lang bei Laban und arbeitete für ihn.
Gott schenkt Lea Söhne
31Der HERR sah, dass Jakob Lea zurücksetzte, deshalb schenkte er ihr Kinder, während Rahel kinderlos blieb.
32Als Lea ihren ersten Sohn geboren hatte, sagte sie: »Der HERR hat meinen Kummer gesehen; jetzt wird mein Mann mich lieben.« Deshalb nannte sie das Kind Ruben.
33Danach wurde sie wieder schwanger und gebar einen zweiten Sohn. Sie sagte: »Der HERR hat mir auch noch diesen gegeben, weil er gehört hat, dass mein Mann mich zurückgesetzt hat.« So nannte sie ihn Simeon.
34Wieder wurde sie schwanger und gebar einen Sohn. »Jetzt habe ich meinem Mann drei Söhne geboren«, sagte sie; »nun wird er vielleicht doch an mir hängen.« Deshalb nannte sie ihn Levi.
35Als sie schließlich ihren vierten Sohn zur Welt brachte, sagte sie: »Jetzt will ich dem HERRN danken«, und nannte ihn Juda. Dann bekam sie lange Zeit keine Kinder mehr.
[Buchanfang] [Inhaltsverzeichnis]
Die Söhne der beiden Nebenfrauen
Gen 30
Als Rahel sah, dass Lea Kinder bekam und sie nicht, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester und sagte zu Jakob: »Sorge dafür, dass ich Kinder bekomme, sonst will ich nicht länger leben!«
2Jakob wurde zornig und sagte: »Kann denn ich etwas dafür? Ich bin doch nicht Gott, der dir Kinder versagt!«
3Da sagte Rahel: »Hier hast du meine Dienerin Bilha. Schlafe mit ihr, damit sie an meiner Stelle ein Kind bekommt. Wenn sie es auf meinem Schoß zur Welt bringt, ist es wie mein eigenes.«
4So gab Rahel ihm ihre Dienerin Bilha zur Frau und er schlief mit ihr. 5Bilha wurde schwanger und gebar Jakob einen Sohn. 6Rahel sagte: »Gott hat mir zu meinem Recht verholfen, er hat meine Bitten gehört