gegen eine vorher festgesetzte Menge von Gold eintauschen.
In Europa gab es während der französischen Revolution erste Versuche, Papiergeld zu etablieren, die grandios scheiterten, weil man zu viel von diesem Geld herstellte. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat Papiergeld seinen Siegeszug an und ist heute weltweit etabliert. Dieses Papiergeld ist schon lange nicht mehr durch Gold gedeckt, es ist durch nichts – genau, nichts (!) – gedeckt. Sie können also die Geldscheine in Ihrer Tasche nicht bei der Notenbank, die diese Scheine ausgibt, gegen echte, reale Werte eintauschen. Also, wie genau entsteht unser modernes Papiergeld?
So entsteht Geld
Modernes Geld entsteht durch Kreditvergabe – schauen wir uns einmal dazu ein einfaches Beispiel an (in der Realität ist es ein wenig komplizierter, aber vom Prinzip her funktioniert das so):
Ein Unternehmen möchte ein neues Werk bauen und fragt dazu einen Kredit bei der Geschäftsbank nach.
Nehmen wir an, die Bank hat gerade kein Geld zur Verfügung – woher nimmt sie dann das Geld, das sie dem Unternehmen im Zuge der Kreditvergabe auf dessen Konto gutschreibt?
Die Bank reicht den Kredit des Unternehmens bei der Notenbank (auch Zentralbank genannt) – das ist sozusagen die Bank der Geschäftsbanken – ein, und die Notenbank, die das Recht hat, Geld zu drucken, stellt der Geschäftsbank dafür im Gegenzug Geld zur Verfügung (das die Notenbank selbst gedruckt hat), das die Geschäftsbank dann dem Unternehmen zur Verfügung stellen kann.
Damit ist das Geld in die Welt gekommen: Die Notenbank gibt also der Geschäftsbank Geld, das diese an die Kunden weiterreichen kann; als Pfand für dieses Geld hat die Notenbank den Kredit, den die Geschäftsbank ihr überlassen hat. Wenn Sie so wollen, ist das Geld, das die Notenbank rausgegeben hat, nicht durch Gold, sondern durch diesen Kredit gedeckt. Wenn das Unternehmen den Kredit wieder zurückzahlt, gibt die Geschäftsbank dieses Geld zurück an die Notenbank und erhält den Kredit zurück; das Geschäft ist beendet.
Die Notenbank kann auch Geld in Umlauf bringen, indem sie Gold, fremde Währungen oder Wertpapiere von Banken ankauft und mit dem von ihr geschaffenen Geld bezahlt. In diesem Fall ist – wenn Sie so wollen – zumindest das Geld, das sie beispielsweise für den Kauf von Gold herausgegeben hat, durch einen Wert – das Gold – gedeckt. Aber der überwiegende Teil unseres Geldes ist durch nichts gedeckt.
Dieses Geld, das auf diesem Weg entsteht, nennt man auch Zentralbankgeld. Aber es gibt noch eine andere Art von Geld, das sogenannte Giralgeld. Und wie entsteht das? Dazu muss man verstehen, wie eine Bank arbeitet: Eine Bank nimmt Geld von Kunden an, das sie für ihre Kunden verwahrt. Aber anstatt dieses Geld im Keller liegen zu lassen, verleiht sie es an andere Kunden weiter, und dadurch entsteht zusätzliches Geld. Ein kleines Beispiel:
Kunde Nummer eins zahlt 100 Euro Bargeld auf sein Girokonto ein; die Bank bekommt die 100 Euro, der Kunde eine Gutschrift auf seinem Girokonto.
Die Bank nimmt einen Teil dieser 100 Euro – sagen wir 80 Euro – und verleiht ihn in Form von Bargeld an den Kunden Nummer zwei.
Rechnen wir einmal zusammen: Kunde eins hat 100 Euro auf seinem Girokonto, mit denen er jederzeit einkaufen gehen kann. Zugleich hat Kunde Nummer zwei 80 Euro Bargeld in der Tasche, mit denen er einkaufen gehen kann.
Ergebnis: Aus 100 Euro, die Kunde eins bei der Bank eingezahlt hat, sind nun 180 Euro geworden. Die Geschäftsbank hat also neues Geld geschaffen, und dieses Geld nennt man Giralgeld.
Geschäftsbanken haben also die Fähigkeit, selbst Geld zu schaffen. Der Eindruck, dass die Banken sich sozusagen ihr eigenes Geld drucken können und damit lustig machen können, was sie wollen, ist allerdings falsch. Denn erstens können sie dieses Geld nur den Kunden zur Verfügung stellen, die damit einkaufen, die Banken müssen für den Wert, den dieses Geld repräsentiert, auch geradestehen. Zweitens können die Banken kein Geld aus dem Nichts schaffen, sie verleihen nur das Geld anderer Kunden weiter. Darüber hinaus muss eine Bank immer einen angemessenen Vorrat an Geld zur Verfügung haben, für den Fall, dass Kunde eins plötzlich etwas von seinem Geld abziehen will.
So funktioniert eine Bankenkrise
Das Geschäftsmodell einer Bank besteht darin, das Geld anderer Leute zu verleihen. Man nimmt Geld von Kunde eins, verspricht ihm dafür sagen wir 2 Prozent Zinsen und verleiht dieses Geld weiter an Kunde zwei, von dem man 3 Prozent Zinsen verlangt. Die Differenz von einem Prozentpunkt ist der Gewinn der Bank. Diese Nummer funktioniert aber nur, wenn nicht alle Kunden, die der Bank Geld leihen, dieses plötzlich zurückhaben wollen – die Bank könnte das gar nicht zurückzahlen, weil sie es weiterverliehen hat. Solange aber immer genügend neue Kunden bei der Bank einzahlen, kann man aus den neuen Kundengeldern die Ansprüche der anderen Kunden befriedigen. Stellen Sie sich eine Bank wie einen großen Topf voller Geld vor, in den viele Leute einzahlen, andere etwas daraus entnehmen. Und solange immer genügend Geld im Topf ist, kann die Bank etwas aus dem Topf verleihen, ohne Angst haben zu müssen, dass dieser auf einmal leer ist. Wenn aber – warum auch immer – alle Kunden, die der Bank Geld geliehen haben, das auf einen Schlag zurückhaben wollen, fällt die Bank um, weil sie ja einen Teil dieser Gelder an andere Kunden weiterverliehen hat – nicht alle Kunden werden ihr Geld bekommen. Einen solchen Fall, wenn alle Kunden auf einmal ihre Gelder abziehen wollen, nennt man Bank Run.
Geld, Vertrauen und Inflation
Warum also funktioniert Geld eigentlich? Gedeckte Währungen, also Währungen, die durch irgendwelche Werte wie Gold oder Silber gedeckt sind, funktionieren, weil man hier einen reellen Gegenwert hat. Dieser Gegenwert speist sich letztlich daraus, dass die Werte, die hinter dieser Währung stehen, knapp und begehrt sind. Goldmünzen oder ähnliche Währungen haben also immer einen Wert, weil sie selbst knapp und begehrt sind, und was knapp und begehrt ist, hat auch einen Wert.
Wertvoll durch Knappheit
Aber wie ist das mit Papiergeld oder Geld, das nur in Computern existiert? Papiergeld oder elektronisches Geld kann man per Knopfdruck beliebig vermehren, es hat also keinen echten Gegenwert. Theoretisch also kann Papier oder Strom (also Computergeld) nicht als Zahlungsmittel funktionieren, weil es keinen Wert hat. Das ist so, als würde jemand versuchen, Sie mit Sand zu bezahlen – würden Sie diese Währung annehmen? Eher nicht, denn Sand gibt es viel zu viel, er hat keinen echten Wert für sie. Was also macht Papiergeld oder elektronisches Geld so begehrenswert, dass wir es als Bezahlung akzeptieren?
Die Antwort ändert sich nicht: Knappheit. Wir akzeptieren alles, was knapp ist und damit durch seine Knappheit einen Wert hat. Allerdings mit einer Einschränkung: Wir akzeptieren Papiergeld als Bezahlung, solange wir glauben, dass andere Menschen dieses Geld ebenfalls als Bezahlung akzeptieren. Das wiederum garantiert bei staatlichem Geld der Staat, indem er bestimmt, dass dieses Geld offizielles Zahlungsmittel ist (Sie können also – selbst wenn sonst niemand dieses Geld mehr will – damit Ihre Steuern beim Staat bezahlen, deswegen hat es einen Wert für Sie).
Wir akzeptieren Papiergeld als Bezahlung, weil erstens der Staat uns garantiert, dass alle anderen Bürger dieses Geld wiederum auch als Bezahlung akzeptieren, und zweitens, weil der Staat dieses Geld knapp hält, also die Wirtschaft damit nicht überschwemmt.
Das macht also Geld aus:
dass man weiß, dass es von anderen Menschen als Zahlungsmittel akzeptiert wird, und
dass es angemessen knapp ist.
Zu viel des Guten: Inflation
Wenn der Staat eine Wirtschaft mit Geld überschwemmt und so viel Geld vorhanden ist wie Sand, dann ist es auch wie Sand –