Alexandra Bolena

Nachhaltig investieren für Dummies


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umfasst rund 500 Einrichtungen) automatisch an das Finanzamt übermittelt und sind über den Steuerausgleich unmittelbar steuerwirksam. (Näheres unter https://service.bmf.gv.at/service/allg/spenden/show_mast.asp.)

      

Ein Beispiel für die Steuerabsetzbarkeit von Spenden: Wenn Sie 80 Euro spenden, erhalten Sie bei einem Steuersatz von 36,5 Prozent knapp 30 Euro vom Staat zurück. Ihre Spende »kostet« Sie also nur 50 Euro.

      Spenden sind somit eine gute und steuerschonende Möglichkeit, nachhaltig in die Zukunft zu investieren – allerdings mit dem nicht unwesentlichen Nachteil, dass Sie zwar ideell Rendite erzielen, aber eben keine monetäre.

      Sollten Sie ausreichend Kapital zur Verfügung haben, um eine Stiftung zu gründen, schaut das Ganze schon wieder etwas anders aus.

       Stiftungen

      

Eine Stiftung ist eine Einrichtung, die mit Hilfe eines Vermögens einen vom Stifter festgelegten Zweck verfolgt.

      Ab einem Mindestbetrag von 50.000 Euro ist die Gründung einer Stiftung in Deutschland rechtlich möglich, empfohlen wird es ab 100.000 Euro. In Österreich liegt der Grenzwert bei 70.000 Euro., in der Schweiz bei 50.000 Franken. Um mit den Erträgen aber auch tatsächlich etwas bewegen zu können, sind größere Stiftungen empfehlenswert. Stiftungen wirken manchmal mit ihrem Vermögen selbst, meist aber mit den Erträgen aus diesem Vermögen, die entsprechend dem Stiftungszweck genutzt werden müssen. Stiftungen, die mit dem Ziel gegründet wurden, gemeinnützigen Zwecken zu dienen, heißen gemeinnützige Stiftungen.

      

Als gemeinnützige Stiftung bezeichnet man Stiftungen, die forschungsrelevante oder soziale – eben gemeinnützige – Zwecke verfolgen. Können sie diese Zwecke belegen, sind sie im Sinne der Abgabenordnung steuerbegünstigt.

      

Vorsicht: Wer eine (gemeinnützige) Stiftung errichtet, trennt sich für immer von der Verfügungsgewalt über sein Vermögen und widmet dieses unwiderruflich einem bestimmten Zweck.

      Ein Stiftungszweck kann umfassend formuliert sein und sich allgemein auf kulturelle, ökologische, karitative oder soziale Belange beziehen. Er kann auch sehr spezifisch ausgearbeitet sein. So gibt es Stiftungen, die zur Heilung bestimmter Krankheiten beitragen, Schulen in genau festgelegten Regionen und/oder mit bestimmten Schwerpunkten fördern oder Forschungen in ganz speziellen Bereichen betreiben sollen. Eine Stiftung soll beispielsweise der »Restaurierung und Nutzung von Fachwerkhäusern und anderen Baudenkmälern« dienen, eine andere hat den Zweck, »Demokratie, Parlamentarismus und Toleranz im Diskurs über Fragen der Politik, der Kunst und der gesellschaftlichen Entwicklungen zu fördern und zu festigen«. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, lediglich der Zweck muss klar formuliert sein. Wobei sich beim letztgenannten Beispiel im Detail sicher vortrefflich darüber streiten ließe, welche Maßnahmen diesem Zwecke denn nun tatsächlich dienlich sein könnten.

      In letzter Zeit werden immer mehr Stiftungen rund um das Thema Umwelt und die Frage, wie wir unseren Planeten nachhaltig lebenswert gestalten, gegründet. Auch Bürgerstiftungen, auf die im Teil IV noch näher eingegangen wird, verfolgen ähnliche Ziele wie gemeinnützige Stiftungen und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

      Stiftungen haben per Gesetz die Verpflichtung, das ihnen übertragene Vermögen sicher und gewinnbringend anzulegen. Die erwirtschafteten Überschüsse werden dann für den Stiftungszweck ausgegeben. Das gestiftete Vermögen selbst »muss« (das gelingt allerdings nicht immer) als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben.

      

Stiftungen veranlagen oft noch konservativ und traditionell ohne Berücksichtigung von ESG-Aspekten. Damit konterkarieren sie manchmal ihren eigentlichen Stiftungszweck – ein kleiner Systemfehler, an dessen Reparatur hoffentlich bald gesetzlich gearbeitet wird.

      Wann genau eine Stiftung gemeinnützig ist, ist jeweils im nationalen Recht geregelt. Sollten Sie die Gründung einer Stiftung überlegen, um Ihr Geld nachhaltig wirken zu lassen, so lassen Sie sich gut beraten, denn eine Stiftung ist für die Ewigkeit gedacht und kann in der Regel nicht aufgelöst werden. Zudem ist es ganz entscheidend, im Stiftungszweck möglichst genau zu definieren, wofür Ihr Geld verwendet werden soll. Eine Möglichkeit wäre ein Social Impact Bond, kurz SIB, dem im Praxisteil ein eigenes Kapitel gewidmet ist (siehe Kapitel 12). Das Wichtigste vorweg: Kapitalrückzahlung und Verzinsung gibt es beim SIB nur dann, wenn ein finanziertes Projekt das zuvor definierte Sozialziel erreicht. Ein experimentelles sozial-politisch relevantes Instrument, aber eines mit Potenzial, die Welt zu verändern!

      Apropos Verzinsung: Wussten Sie, dass manche Religionen Zins und Zinseszins für Teufelszeug halten? Aber damit nicht genug – auch etliche Branchen stehen bei so manchen Anlegern, die nach religiös-ethischen Prinzipien veranlagen, auf der schwarzen Liste. Aber was bedeutet Ethik in Zusammenhang mit Investments? Ist der Wunsch, »ethisch anzulegen« gleichbedeutend mit der Idee, »nachhaltig« zu investieren? Reicht es aus, bestimmte Verbote zu befolgen und Themen zu meiden, oder bedeutet Nachhaltigkeit bei Finanzthemen noch mehr, nämlich aktives Engagement? Und – die vielleicht allerwichtigste Frage: Welchen Prinzipien, wollen Sie eigentlich folgen, wenn Sie nachhaltig investieren?

      Religion und Geldanlage: an Werte glauben

      IN DIESEM KAPITEL

       Im Namen des Herren – was die katholische Kirche empfiehlt

       Protestanten ticken anders – die evangelische Kirche

       Inschallah – Was sagt der Islam?

       … und noch ein Wort zum Judentum

      Wer das Testament und andere religiöse Schriften und deren Prinzipien wörtlich nimmt, könnte zum Schluss kommen, dass man als Gläubiger jedweder Religion von Geldanlagen besser die Finger lässt. Geld, Zins, Zinseszins und Reichtum sind in allen Weltreligionen seit vielen Jahrhunderten ein Zankapfel. Mittlerweile hat sich allerdings in allen Konfessionen die Einsicht, dass es ganz ohne Geld einfach nicht geht, durchgesetzt. Bei den meisten Konfessionen ist auch die Vermehrung von Geld religionskonform, solange Geiz und Gier keine Rolle spielen.

      »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt« ist zwar ein Gleichnis, das Jesus zugesprochen wird, aber inhaltlich sind sich alle Weltreligionen einig: »Geld muss dienen und nicht regieren!«, wie es Papst Franziskus in einem Bulletin 2018 bekräftigte. In diesem Schreiben fordert der Vatikan nichts anderes, als ein vollkommen neues Wirtschaftssystem und liegt damit – Stichwort Nachhaltigkeit – absolut im Trend der Zeit.

      Auch die anderen Weltreligionen haben ihre Prinzipien, wenn es ums Investieren geht. Wie diese aussehen und was das genau für konkrete Anlagethemen für Privatinvestoren bedeutet, lesen Sie in diesem Kapitel.

      Im Schreiben »Oeconomicae et pecuniariae quaestiones – Erwägungen zu einer ethischen