ist es sehr wichtig, keine eigenen Vorstellungen einzustreuen, sodass die Beschreibungen tatsächlich die des Klienten bleiben. Es ist hilfreich, immer nur Einladungen auszusprechen, die dazu animieren, ganz individuelle Bilder entstehen zu lassen. Ich empfehle, die Beschreibungen der Landschaft wörtlich zu notieren, um Verfälschungen zu vermeiden. Eine »gehügelte Landschaft« ist etwas anderes als eine »hügelige Landschaft«. Die Wortwahl des Reisenden gilt es zu respektieren und diesen Respekt durch wortgetreues Paraphrasieren zu bestätigen. Die Wirkung dieses Wiederholens empfinden alle Klienten als enorm hilfreich. Sie fühlen sich verstanden.
Das wortgetreue Wiederholen bestätigt, dass auch der Therapeut im Bild des Klienten ist und diesem folgt:
»… und Sie sehen dort eine gehügelte Landschaft …«
Durch die wörtlichen Notizen gelingt in den Folgesitzungen ein schneller Wiedereinstieg in eben diese Landschaft:
»Ich lade Sie ein, wieder in Ihre gehügelte Landschaft zu gehen …«
Somit spricht der Therapeut immer wieder Einladungen aus. Im nächsten Schritt in der Landschaft des Klienten laden Sie dazu ein, einen Spiegel oder eine spiegelnde Fläche zu finden. Es empfiehlt sich, das Wort »suchen« zu vermeiden, da Suchprozesse lange dauern können. Das Wort »finden« suggeriert gleichzeitig, dass es auch etwas zu finden gibt. Dabei können Sie aufmunternd anbieten, dass in einer Imagination alles möglich ist.
»Auf einer Wiese darf ein barocker Spiegel stehen.«
Solche Erklärungen sind jederzeit möglich und schmälern die Trancetiefe keineswegs. Wenn zwischendurch damit das Bewusstsein angesprochen wird, kann in den inneren Bildern das Unbewusste weiter den Spiegel finden. Durch dieses Rein- und Rausspringen, gerade in der Anfangsphase, wird die Trance eher vertieft.
Lassen Sie sich den Spiegel und dann das Spiegelbild beschreiben. Das Spiegelbild muss nicht ganz klar zu erkennen sein und darf anders aussehen als der Klient heute. Bei Unsicherheiten entscheidet stets der Klient, ob für ihn die Arbeit mit diesem Spiegelbild weitergehen kann.
Die Frage:
»Ist das so für Sie stimmig?«
kann schnell und einfach klären, ob die Reise weitergehen darf. Bei Unstimmigkeiten kann die Frage:
»Ist es wichtig, dass wir uns jetzt damit beschäftigen?«
jederzeit hilfreich sein. Die Antwort »Ja, es ist wichtig« kann die Reise überall unterbrechen. Ein Widerstand2 (s. Kap. 12) kann bereits in der Landschaft vor oder bei dem Spiegel auftreten. Unter Umständen zeigen sich hier entscheidende Hinweise, die sich aufgreifen lassen. Ich sehe das durchaus positiv, da jeder Widerstand zu einem therapeutischen Schritt führt. Und um genau diese Schritte geht es in der Therapie.
Sollte hier ein Widerstand erscheinen, lassen Sie den Klienten damit wie in Kapitel 12 beschrieben in Kontakt treten. Alles, was kommt, wird genauso angenommen, wie es erscheint. Eine (Ab-) Wertung ist zu vermeiden, da sich der Klient sonst unter Druck sieht. Ich freue mich inzwischen über jeden Widerstand! Die Auflösung der Widerstände ist ein wesentlicher Therapieschritt, auf dem wir weiter aufbauen können.
Am Spiegel angekommen laden Sie den Klienten dazu ein, mit einer Fernbedienung das Spiegelbild zu verkleinern. Der Spiegel darf bleiben, wie er ist. Das Verkleinern kann auch ohne Fernbedienung mit Zauberkraft »einfach so« erfolgen oder durch Zoomen mit zwei Fingern. Ziel ist es, dass das Spiegelbild aus dem Spiegel heraus in die Hand des Klienten springt. Sobald das Spiegelbild unterwegs ist, ist eine weitere Dissoziation erfolgt. Die Mehrfachdissoziationen tragen dazu bei, dass die imaginären Körperreisen oftmals als spielerisch und »leicht« empfunden werden. Trotzdem lassen sich »schwere« Themen bearbeiten.
Für Sie als Therapeuten bietet es sich an, während der Körperreise mit dem Spiegelbild oder dem reisenden Teil direkt zu reden. Nach vorheriger Absprache kann das Spiegelbild direkt mit »Du« angesprochen werden. Sie laden es nun ein, so klein zu werden, dass es auf die Reise in den Körper der großen Person gehen kann.
Als Eintrittspforte hatten sich zunächst Mund, Nase und Ohren angeboten. Einige Klienten kamen durch die offenen Einladungen auf die Idee, direkt durch eine Pore in der Hand zu verschwinden. Auch der Bauchnabel wird gerne als Eintrittspforte gewählt. Der Weg hinein muss nicht physiologisch sein – in der Imagination ist alles erlaubt. Auch durch die Vagina sind schon Klientinnen gereist, und ein Junge startete mit einer »Arschbombe in den Popo hinein«. Die Aussage »Alles ist möglich!« oder nach einer Aufzählung von Optionen die Ergänzung »… oder ganz anders« erlaubt dem Klienten, immer wieder neue Wege zu gehen. Lassen Sie ihm Zeit, sich auf seine Art hineinzufinden.
Praxis
Die Induktion erfolgt über die Einladung, sich eine Landschaft vorzustellen.
THERAPEUT Ich lade Sie nun ein, vor Ihrem inneren Auge einmal in eine Landschaft zu gehen … die Augen können dabei geöffnet sein oder sich schon schließen … die Landschaft kann eine Wiese oder ein Weg sein … ein Strand, ein Feld … ein Wald oder Berge … eine Wüste … oder etwas ganz anderes …
Wenn Sie eine Landschaft wahrnehmen, dann würde mich interessieren, wie Ihre Landschaft aussieht … was nehmen Sie wahr?
Gerade in den ersten Sitzungen ist es wichtig, dem Klienten genug Zeit zu geben. Warten Sie geduldig, bis er Ihnen rückmeldet, was er gerade wahrnimmt. Sie sollten im Dialog bleiben und erst neue Angebote machen, wenn Ihnen der Klient folgen konnte. Er bestimmt das Tempo!
Damit Ihr Gegenüber ganz im Bild ankommt, fragen Sie die Wahrnehmungen (VAKOG, s. o.) ab. Nach jeder Frage warten Sie auf eine Antwort, die Sie wörtlich notieren.
THERAPEUT Was sehen Sie dort?
Können Sie etwas hören … oder ist es ganz still?
Gibt es auch einen Geruch?
Wie fühlt sich der Boden unter Ihren Füßen an?
Wie ist die Temperatur?
Nach einem Geschmack frage ich, wenn die Landschaft dazu einlädt. Am Meer ist zum Beispiel oft eine salzige Luft zu schmecken. Zur Bestätigung wiederholen Sie wörtlich die Wahrnehmungen des Klienten. Gerade am Anfang sind Geduld und ein langsames Vorgehen wichtig.
THERAPEUT Nun gehen Sie bitte voran und finden einen großen Spiegel oder eine spiegelnde Fläche … manchmal steht ein großer Spiegel mitten in der Landschaft … das kann auch ein Wasser sein … eine Glasscheibe … oder etwas ganz anderes … Schritt für Schritt in Ihrem Tempo … wenn Sie etwas gefunden haben, beschreiben Sie bitte, was Sie sehen …
Ein Spiegel kann unterschiedlich aussehen. Wenn er zu klein ist, um den ganzen Menschen darzustellen, darf er durch Gedankenkraft vergrößert werden. Lassen Sie sich das Spiegelbild kurz beschreiben. Es darf auch undeutlich, älter oder jünger sein. Für den Klienten sollte es stimmig sein, mit diesem Bild zu arbeiten. Wenn er dies bestätigt, beginnt die Reise mit dem Spiegelbild.
THERAPEUT Nun nehmen Sie bitte eine Fernbedienung in die Hand und verkleinern Ihr Spiegelbild … immer noch kleiner … bis es so klein ist, dass es in Ihre Hand springen kann … Geben Sie bitte Bescheid, wenn es dort angekommen ist …
Es kann so klein werden, dass es in den Körper der großen Person reisen kann. Es kann durch Mund, Nase oder Ohren hineingehen … oder direkt durch eine Pore in der Hand verschwinden … oder einen anderen Weg wählen.
Dies ist Ihr kleines Ich, das für Sie auf die Reise in den Körper geht. Lassen Sie sich überraschen, wie es dort aussieht … Sagen Sie mir bitte, wenn es entschieden hat, wo es hinein möchte …
Fallbeispiele
Meine Einladungen und Nachfragen sind immer sehr ähnlich und der Einfachheit halber in den Fallbespielen meist weggelassen.