A. F. Morland

Extra Krimi Paket Sommer 2021


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näher", war die sonore Stimme des Kuttenträgers zu vernehmen.

      Einer der Bodyguards kickte die Tür zu. Dominguez stellte sich breitbeinig auf. Die Daumen klemmte er hinter den Gürtel. GOD FORGIVES, I DON'T stand in Großbuchstaben auf dem Gürtelschloss, das jetzt unter der weißen Weste hervorschaute.

      "Hey Narbengesicht! Ich habe gehört, du bist in Schwierigkeiten, weil deine Leute Bockmist veranstaltet haben."

      "Ich hatte gedacht, du bist hier, um deine Schulden zu bezahlen!"

      "Was für Schulden? Dolores Montalban ist tot, weil ihr zu unvorsichtig wart! Damit habt ihr alles verdorben!"

      "Dolores' Tod war nicht unsere Absicht!"

      "Hör mal, Narbenfratze, nicht nur ich meine, dass du keinen Cent verdient hast. Alles, was wir für dich tun können ist das hier!"

      Er langte in die Innentasche seines Jacketts, holte ein Kuvert hervor und warf es in die Mitte des Kerzenhexagons.

      "Was ist das?", fragte Bruder Maleficius.

      "Ein Ticket nach Mexiko für Morgen früh. Soll ich dir sagen, welchen Vorschlag Fat Paco in Bezug auf dich gemacht hat? Er meinte, wir sollten dem alten Montalban einfach mitteilen, wo du dich aufhältst. Dann wären wir dich auch los... Du siehst, ich bin da etwas weniger rabiat!"

      "Wir hatten eine Vereinbarung", sagte der Kuttenträger. Er hob leicht den Kopf. Der Schein der Kerzen fiel kurz auf die untere Hälfte eines entstellten Gesichts. "Und daran werden Sie sich halten. Mister Dominguez! Bestell das auch den anderen!"

      "Komm schon, Scarface!"

      "Ich will die abgemachte Summe und einen Teil des Drogengeschäftes, wenn der Markt neu geordnet wird!"

      "Hey, immer easy bleiben. Fat Paco und ich haben die Sache besprochen und entschieden. Du bist ein Risiko, das wir uns nicht leisten können. Wenn du morgen noch in der Stadt bist, werden wir sehen, ob die Fische im Hudson jemanden mit so einer Visage überhaupt anknabbern. Haben wir uns verstanden?"

      "Vollkommen."

      Der Vorhang glitt zur Seite.

      Eine Gruppe von fünf Kuttenträgern stand dort. Blitzschnell hoben sie die Arme. In den Ärmeln ihrer weiten Mönchskutten waren Pistolen mit Schalldämpfern verborgen. Kurz hintereinander wurden mehrere Schüsse abgegeben. Dominguez' Leibwächter schafften es nicht mehr, rechtzeitig zu ihren Waffen zu greifen. Sie sanken getroffen zu Boden.

      Dominguez stand allein da.

      Wie erstarrt.

      Die Kuttenträger kreisten ihn ein.

      "Eine falsche Bewegung und es ergeht Ihnen wie deinen Leuten, Dominguez", sagte Bruder Maleficius.

      "Was willst du?", keuchte Dominguez, dessen Gesicht aschfahl geworden war. "Glaub mir, das wirst du bereuen..."

      Maleficius erhob sich. Er trat vor Dominguez. Dann griff er blitzschnell zu. Seine Hand schnellte vor und packte Dominguez am Nacken. Der Gangster im weißen Anzug spürte den Einstich kaum. Erst als Maleficius die Hand zurückgezogen hatte, begriff Dominguez. Im Schein der Kerzen sah er den Ring mit der Injektionsnadel am Mittelfinger des Kuttenträgers.

      "Ich hatte geahnt, was du vorhast, Dominguez!", zischte Maleficius.

      Benny Dominguez betastete die Einstichstelle am Hals.

      Er wurde blass.

      "Verdammt! Was soll das?"

      "Ich habe dir eine Substanz verabreicht, die mit einigen bekannten Schlangengiften verwandt ist. Du weißt ja, dass wir mit solchen Dingen experimentieren. Innerhalb von 5 bis 8 Stunden kann ein Serum dich noch retten. Ich halte es bereit. Du besorgst den Betrag, der noch aussteht und wenn du ihn verdoppelt hast, werde ich es dir zur Verfügung stellen."

      "Das geht nicht so einfach!"

      "Oh doch! Warte nicht zu lange, Dominguez. Du wirst Muskelkrämpfe bekommen und dich irgendwann nicht mehr bewegen können. Und komm nicht auf die Idee, dich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Bis die wissen, was mit dir los ist, bist du tot."

      "Damit kommen du nicht durch..."

      "Bestell Fat Paco einen schönen Gruß von mir..."

      "Schwein!"

      "Wenn du nett zu der Kleinen hinter dem Tresen bist, ruft Sie dir vielleicht ein Taxi!"

      Dominguez starrte Bruder Maleficius völlig entgeistert an.

      Er öffnete den Mund, so als wollte er etwas sagen. Aber kein Laut kam über seine Lippen. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Dominguez schluckte und stürzte schließlich zur Tür hinaus.

      "Hast du wirklich vor, ihm das Serum zu geben, Bruder Maleficius?", fragte einer der Kuttenträger.

      Der Narbengesichtige hob den Kopf. "Wäre ich dann SEIN wahrhafter Diener?"

      "Wohl kaum."

      Der Mann, der sich Bruder Maleficius nannte, kicherte leise. "Gegen die Substanz, die ich ihm gegeben habe, gibt es gar kein Serum." Maleficius wandte sich einem der Kuttenträger zu. "Schwester Francine..."

      Die Kapuze glitt zurück.

      Langes blondes Haar fiel über schmale Schultern.

      "Ja, Meister der Finsternis?"

      "Am frühen Abend waren zwei FBI-Agenten hier im Club und haben sich nach Brett Nolan erkundigt. Der Junge könnte für uns zu einem Problem werden..."

      23

      "Wir waren in diesem Damned Soul Club", berichtete Jay Kronburg, als wir später in Mister McKees Besprechungszimmer saßen. Unsere Dienstzeit war eigentlich längst vorbei. Dunkelheit hatte sich über den Big Apple gelegt. Wenn man aus den Fenstern des Bundesgebäudes an der Federal Plaza blickte, schaute man auf das Lichtermeer jener Stadt, die niemals schlief. Unserer Stadt.

      "Wem wir dort Brett Nolan Bild auch vorlegten - angeblich hat ihn niemand gekannt", ergänzte Leslie Morell. Er zuckte die Achseln. "Wir haben uns schließlich den Geschäftsführer des Ladens vorgeknöpft. Er gab schließlich zu, Nolan zu kennen, ihn aber schon eine ganze Weile nicht gesehen zu haben."

      "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mich dort auch 'ne Weile nicht blicken lassen", warf Milo ein.

      "Fragt sich nur, wo er im Moment untergetaucht ist", brummte Mister McKee. Er hatte die Hände tief in den Taschen seiner grauen Hose vergraben.

      "Wir haben inzwischen außerdem die Adressen einiger Leute abgeklappert, die im Zusammenhang mit denselben Straftaten erkennungsdienstlich behandelt worden sind wie Dolores Montalban, Pat McGovern und Brett Nolan", fuhr Jay in seinem Bericht fort. "Leider ohne Erfolg."

      "Dieser Mann sollte uns dankbar sein, wenn wir ihn vor Dirty Rick und seinen Schergen in die Hände bekommen", murmelte unser Chef.

      Er griff nach der Kaffeetasse auf seinem Schreibtisch und nahm einen kräftigen Schluck. Seit der Special Agent in Charge unseres Field Office seine Familie durch ein Verbrechen verloren hatte, widmete er sein Leben voll und ganz dem Kampf gegen die Kriminalität. Er war morgens der Erste im Office und spät in der Nacht oft der Letzte, der es verließ. Hin und wieder übernachtete er sogar auf einer Liege im Büro.

      Mister McKee blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk und wandte sich anschließend an mich.

      "Ich weiß, dass es spät ist, Jesse, aber Sie wollten ja unbedingt mit unserem Informanten sprechen..."

      "Raquino!", entfuhr es mir.

      "Wir haben Kontakt mit ihm aufgenommen. Wenn Sie den Subway-Triebwagen besteigen, der 4.23 Uhr an der Subway Station DeKalb in Brooklyn Richtung Midtown Manhattan fährt, können Sie ihn treffen."

      Ich atmete tief durch. "Ziemlich früh, finden Sie nicht?"