„Ich glaub’s ja nicht, jetzt schauen die Pensionisten auch schon You-Tube-Videos. Was gibt’s denn Interessantes?“
Plötzlich ist der Hausleitner wie aus dem Nichts hinter den beiden aufgetaucht. Der Albert steckt sofort das Handy weg.
„Ach, nix. Nur so ein Ding, so ein Film, den mir der Ding geschickt hat, der …“
Der Polizist lacht. „Ja, passt schon, geht mich eh nichts an, bin ja nicht deine Frau. Aber, darf ich mich hersetzen? Ich hab jetzt Dienstschluss, da wär so eine Halbe grad recht.“
Eine Antwort wartet der Polizist gar nicht erst ab und zieht sich vom Nachbartisch einen Stuhl heran. Dann gibt er der Kellnerin ein Zeichen, die serviert ihm kurz darauf ein Krügerl Bier.
„Prost, meine Herren! Auf die Feierabend-Halbe hab ich mich heut besonders gefreut. Nach der ganzen trockenen Protokoll-Schreiberei.“
Die drei stoßen an und trinken. Nachdem sich der Hausleitner den Schaum aus dem Polizisten-Schnauzer gewischt hat, beginnt er wie gewohnt, indiskret Amtsgeheimnisse auszuplaudern. Nur ab und zu muss ihn der Onkel Franz mit geschickt gestellten Zwischenfragen zum Weiterreden ermuntern.
„Stellt euch vor, der Birnbacher hat die letzten Tage ständig angerufen, dass wir endlich was unternehmen sollen. Wegen dem Verschwinden seiner Frau. Was wir denn noch tun sollen, hab ich ihn gefragt, wir haben ja mittlerweile eh ihre Personenbeschreibung an alle Dienststellen weitergegeben. Ich glaub nach wie vor, dass sie ihm davon ist, dem alten Grantler. Er hat aber gemeint, wir sollen seinen Nachbarn befragen. Der hätte vielleicht was zu tun mit dem Ganzen. Kann ich mir zwar nicht vorstellen, hab ich gesagt, aber damit er eine Ruh gibt, bin ich dann halt hin zum Hof vom Haslinger. So, und das war jetzt ein bisserl komisch. Keiner daheim, die Türen sperrangelweit offen. Zuerst bin ich einmal rund ums Haus, hab ihn ein paar Mal gerufen, nix. Im Stall war ich, im Schuppen, überall. Dann bin ich also doch ins Haus rein, in die Stube. Auch da keine Spur vom Haslinger. Dafür hat’s ziemlich wild ausgeschaut. Ein Stuhl umgeschmissen, Laden herausgezogen, allerhand Zeug verstreut. Und auf dem Boden ein paar dunkle Tropfen, womöglich Blut. Nicht viel, aber genug, dass ich jetzt seitenweise Protokoll schreiben hab müssen. Hab nämlich dann dummerweise meinen Chef angerufen. Der hat gemeint, da könnt was passiert sein und hat mir gleich ein paar Kollegen geschickt. Mit denen hab ich dann noch das ganze Haus durchsuchen müssen, vom Keller bis zum Dach. Aber nix, keiner da. Der Chef sagt, das muss sich die Kriminalgruppe anschauen. Wenn ihr mich fragt, viel Lärm um nichts. Die paar Tropferl auf’m Boden, das kann Nasenbluten auch gewesen sein und beim Haslinger, dem Chaoten, schaut’s sicher immer so aus. Der taucht bald wieder auf, sag ich, aber der Chef ist anderer Meinung. Was soll man machen, der Ober sticht den Unter, wie ich immer sag. Jetzt müssen wir halt den Kürbisbauern auch noch suchen. Als ob ich nicht schon genug Arbeit hätt.“
Der Onkel Franz und der Albert schauen sich bedeutungsvoll an. In ihren beiden Köpfen spielt sich wohl gerade dasselbe ab. Das Streitgespräch des Mostbauern mit seiner Frau, die neuen Informationen vom Handy-Video und der Bericht vom Hausleitner eben ergeben zusammen allerhand Stoff für Mutmaßungen. Sollten die ominösen Immobilien-Russen die vom Kirov Wickerl angedrohten Konsequenzen gezogen haben? Sollte hier tatsächlich derart massives Interesse am Grund der beiden letzten Bauern im Speckgürtel der Stadt bestehen, dass man auch vor Gewaltanwendung nicht zurückschreckt? Und wenn ja, haben dann diese Leute auch etwas mit dem Verschwinden der Birnbacherin zu tun? Und vor allem, soll man diese Gedanken dem Hausleitner mitteilen? Diesmal neigt der Onkel dazu, der Albert eindeutig nicht, das steht ihm ins Gesicht geschrieben. Zusätzlich steigt er seinem Spezi unterm Tisch auch noch dezent auf den Fuß. Das alles kriegt der redselige Polizist nicht mit. Nachdem er genussvoll sein Krügerl geleert hat, begleicht er seine Zeche und verabschiedet sich.
„Servus Franzl, bis bald einmal beim Egger-Wirt, wenn der wieder offen hat, und dir, Albert, noch viel Spaß mit deine Filmerl. Pass halt auf, dass dich deine Frau nicht damit erwischt.“
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