die bei statistischen Erhebungen zwischen zufälligem Zusammentreffen und Ursachen unterscheiden helfen, muss man die Entstehung der Gliome eindeutig auf Funkstrahlung zurückführen.
Weil der größte Teil der Bevölkerung Mobiltelefone, Smartphones und Schnurlostelefone nutzt, erwartet man ein Ansteigen der relevanten Gehirntumoren in der gesamten Bevölkerung, speziell der besonders aggressiven Glioblastome. Das ist leider der Fall. Eine Statistik für die „Metropol-Region“, die den größten Teil Frankreichs umfasst, zählt 823 Neuerkrankungen an (histologisch bestätigten) Glioblastomen im Jahr 1990 und 3481 im Jahr 2018.102 Diese Zahl hat sich also seit Beginn der massenhaften Nutzung von Handys und Schnurlostelefonen mehr als vervierfacht. In der Diskussion am Ende dieser amtlichen Statistik werden als mögliche Ursachen elektromagnetische Felder und Pestizide angegeben; es wird aber darauf hingewiesen, dass das umstritten sei. Mehr Klarheit bringt die offizielle britische Krebsstatistik, weil dort zwischen den einzelnen Regionen im Gehirn unterschieden wird. Der Frontal- und die Temporallappen liegen beim Telefonieren unmittelbar neben dem Handy und bekommen daher besonders viel Strahlung ab. Das trifft auch auf den Parietallappen zu, der sich in der Nähe der Antenne(n) eines Handys befindet. Deshalb wurde in einer Studie103 der Anstieg der Glioblastome im Frontal- und Temporallappen mit den Glioblastomen im restlichen Teil des Gehirns verglichen. Während es dort keinen wesentlichen Anstieg gibt, hat sich die Zahl in den besonders bestrahlten Regionen des Gehirns mehr als verdreifacht. Auch im Parietallappen stieg die Häufigkeit der Glioblastome stark an.
Bild 9 Veränderung der Häufigkeit von Glioblastomen pro 100.000 Einwohner in England, bezogen auf das Jahr 1995. Die Daten sind altersstandardisiert nach der europäischen Bevölkerung. Man sieht, dass die Neuerkrankungen an Glioblastomen im Frontal- und Temporallappen zwischen 1995 und 2015 auf das 3,5-Fache angestiegen sind.
Zum Glück sind die absoluten Zahlen für diese sehr bösartige Krankheit noch gering; es erkrankt nur etwa eine von zehntausend Personen daran. Aber Bild 9 zeigt, dass die Kurve ständig nach oben ansteigt – wie weit, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.
Eine Auswertung britischer Daten104 von 1985 bis 2014 ergibt, dass die Neuerkrankungen an Glioblastomen im Frontal-, Temporal- und Parietallappen seit etwa 1992 anstiegen. Das muss mit der Einführung der Schnurlostelefone 1987 und mit der Einführung des D-Netzes 1992 verglichen werden, die Mobilfunk für die breite Masse erschwinglich machte. Eine erschreckende Konsequenz dieser Tatsache ist der steile Anstieg der Glioblastome bei 15- bis 19-jährigen Männern und bei älteren Personen seit dem Jahr 2000.105 Das wäre bei der Auswertung der Daten in der Altersstandardisierung zu berücksichtigen, ist aber heute kaum noch möglich. Wir halten fest: Wenn Funkstrahlung Krebs hervorruft, dann erwartet man einen Anstieg dieser Tumorarten seit den 1990er-Jahren, den man tatsächlich auch sieht. Das ist aber für sich gesehen noch kein Beweis, dass Funkstrahlung die oder wenigstens eine Ursache ist, auch wenn einige andere Daten wie zeitlicher Verlauf und Altersverteilung das plausibel machen. Es ist aber eine notwendige Konsequenz der Aussage, dass Funkstrahlung Krebs auslösen kann.
Natürlich sind Glioblastome nicht die einzige Krebsart, die durch Funkstrahlung entstehen kann. Hier wird sie deshalb diskutiert, weil gerade durch die Darstellung in Bild 9 viele andere Ursachen ausgeschlossen werden können, die sonst alle Teile des Gehirns schädigen müssten. Eine davon ist die Belastung durch das natürlich vorhandene radioaktive Gas Radon, dessen Konzentration seit einigen Jahrzehnten in vielen Häusern wegen der besseren Isolierung der zwei- oder dreifach verglasten Fenster und wegen ungenügenden Lüftens ständig ansteigt.
Es sollte noch erwähnt werden, dass 80 % der Studien, die die Folgen von Funkstrahlung in der Bevölkerung untersuchten und vor 2010 erschienen, in einem Umkreis von 500 Metern um Funkmasten eine erhöhte Anzahl von Krebsfällen und Schädigungen des Nervensystems feststellten.106 (Eine Auswertung der Studien nach 2010 ist uns nicht bekannt.)
Vorzeitige Demenz
Die häufigste Form der Demenz ist mit rund 70 % die Alzheimer-Demenz. Vaskuläre Demenzen sind mit 20 % am zweithäufigsten; als Folge von Durchblutungsstörungen (durch Arterienverkalkung, Infarkt, Bluthochdruck usw.) im Gehirn. Mobilfunkstrahlung beschleunigt das Fortschreiten der Demenzen erheblich und führt deutlich früher zum Pflegefall.107
Schädigungen bei Kindern und Jugendlichen
Spermien und Eizellen können schon vor der Befruchtung durch Funkstrahlung geschädigt werden. Es gibt aber Hinweise darauf, dass dies zumindest im jetzigen Zeitpunkt (noch) nicht sehr häufig geschieht. Dabei ist aber zu bedenken, dass sich viele dieser Schäden von Generation zu Generation anhäufen, sodass die Erbschäden zu einem gravierenden Problem werden könnten. Demgegenüber scheint zum jetzigen Zeitpunkt ein heranwachsendes Kind in der Schwangerschaft einer weitaus größeren Gefahr ausgesetzt zu sein. Das legen Beobachtungen in der Schweinezucht nahe, weil dort in einem von Funk belasteten Betrieb ein Auswechseln der Eber die Missbildungsrate nicht verringert hat.108 Am Samen konnte es also nicht gelegen haben. Dagegen wurden Ferkel mit Missbildungen geboren, deren Mütter noch kurz vor dem Anschalten des nahe gelegenen Mobilfunkmasts gedeckt worden waren. Es handelte sich zwar nur um sehr wenige Tiere.109 Da derartige Missbildungen vor dem Betrieb des Funkmasts bei den 20.359 Ferkeln äußerst selten und die meisten von ihnen noch nie aufgetreten waren, ist die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering, dass diese Anomalien schon in den Erbanlagen angelegt waren.
Es ist leicht einzusehen, warum ein heranwachsendes Kind während der Schwangerschaft und auch noch nach der Geburt so sehr gefährdet ist. Denn in dieser Zeit ist die Zellteilung besonders stark. Da sie vermutlich durch Funkstrahlung gestört werden kann,110 kommt es leichter zu Fehlern beim Kopieren des Genoms und zur Entstehung einer Missbildung. Man weiß ja auch, dass der Embryo besonders empfindlich auf verschiedene erbschädigende Chemikalien reagiert. In Tierversuchen zeigte sich, dass Missbildungen nicht die einzigen Probleme einer Funkbestrahlung während der Schwangerschaft sind. Am häufigsten wurden ein verzögertes Wachstum und eine Verzögerung der Pubertät beobachtet.111 Besorgniserregend sind auch die Experimente an neugeborenen Ratten, die ein vermindertes Zellwachstum im Gehirn nach einer WLAN-Bestrahlung nachweisen.112
Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Schwangere, Kinder und Jugendliche von Funkstrahlung fernzuhalten. Das betrifft nicht nur den Gebrauch von Handys, Schnurlostelefonen und WLAN. Ein wachsendes Problem ist auch die Radarstrahlung von Autos, besonders von selbstfahrenden, wenn sich Schwangere oder Kleinkinder am Rand einer befahrenen Straße aufhalten. (Dazu kommt natürlich noch die Belastung durch Abgase.)
Wenn die Kinder älter werden, beobachtet man häufig Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität, wenn die Mutter während der Schwangerschaft und der Stillzeit häufig ein Handy benutzte.113 Die Wirkung von Funkstrahlung zeigt sich auch später noch. Allein zur Wirkung von WLAN gibt es mehr als 100 Studien, die Isabel Wilke in ihrem bereits mehrfach zitierten Überblicksartikel bespricht. Zwölf davon beschäftigen sich mit dem schädlichen Einfluss auf das EEG und die Gehirnfunktionen. Einige dieser Ergebnisse:114
→Räumliches Lernen und Gedächtnis waren beeinträchtigt (weil die Cholin-Aufnahme im Hippocampus beeinträchtigt war).
→Eine Beeinträchtigung des Formen-Gedächtnisses durch die Strahlung von Mobiltelefonen wurde auch in einer Schweizer Studie an 843 Jugendlichen festgestellt.115
→Kontinuierliche WLAN-Strahlung verursachte Oxidativen/Nitrosativen Stress im Hippocampus und führte zu Zellveränderungen, die das Lernen und das Erinnern beeinträchtigten.
→WLAN löste Stressreaktionen im Hippocampus von Ratten aus.
→Männliche Mäuse verhielten sich noch 30 Minuten nach der Bestrahlung im Laufrad und im Wasserlabyrinth signifikant verschieden von unbestrahlten Tieren. Das räumliche Gedächtnis