Prof. TCM Univ. Yunnan Li Wu

TCM für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit


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im Fettgewebe. In der Haut schlägt sich das wiederum in Form von geschwollenen Lymphknoten, Kropf, Geschwülsten und Knoten im subkutanen Gewebe nieder. In Galle und Niere kommt es zu Steinbildung und verfestigtem Schleim. Geisteskrankheiten und mentale Störungen sind Manifestationen von Degenerationen der Körpersäfte im Geist.

      Jin-Ye-Mangel wird durch übermäßiges Schwitzen, Durchfall, Erbrechen und die inadäquate Umwandlung von Säften aus der Nahrung herbeigeführt. Anzeichen hierfür sind verschiedenste Symptome der Austrocknung.

      Der Geist-Shen residiert im Herzen und entspricht den westlichen Vorstellungen des Geistes. Shen regiert Bewusstsein, Unterbewusstsein, Gefühlswelt, Gedanken und Lebensfreude.

      Es besteht eine untrennbare Verknüpfung zwischen Shen mit Qi und Jing. Befinden sich die anderen beiden Substanzen in Harmonie, ist auch Shen in Balance, und der Mensch ist beispielsweise psychisch belastbar, kann klar denken, hat eine starke Urteilskraft und Glanz in den Augen.

      Ein gestörtes Gleichgewicht der Grundsubstanzen Qi und Jing schwächt den Geist-Shen. In der Folge treten psychotische oder neurotische Störungen auf. Daneben kann auch eine absolute Leere von Shen vorkommen, die sich in Apathie und Verlust der Lebensfreude äußert.

      Die Traditionelle Chinesische Medizin ist ein ganzheitliches System, das Körper, Geist und Seele nicht getrennt voneinander betrachtet. Entsprechend können Störungen des Shen mithilfe der fünf Säulen der TCM behandelt werden.

      Die fünf Elemente (auch fünf Wandlungsphasen) sind Teil der chinesischen Philosophie. Erstmalige Erwähnung findet die Naturmetapher bei Zou Yan im 4. Jahrhundert vor Christus. Sie sind eingebettet in der chinesischen Sicht des Kosmos und spiegeln die dort geltenden dynamischen Prozesse von Yin und Yang in der Natur und damit auch im Menschen wider.

      Die unterschiedlichen Himmelsrichtungen, Tages- und Jahreszeiten, das Klima, das Pflanzenwachstum, Geschmäcker, Gerüche, Laute, Emotionen, Lebensphasen und Farben sind ebenso wie Yin- bzw. Yang-Organe, Gewebe oder Sinnesorgane Ausdruck des steten Wandels der fünf Elemente. Im Körper fließt die Lebensenergie von einer Wandlungsphase in die nächste.

      Den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser werden alle genannten Phänomene zugeordnet, und sie beinhalten zudem zahlreiche Entsprechungen. Holz symbolisiert das Kind, den Osten und den Frühling, bedeutet Wachstum und steht für das Yin-Organ Leber und das Yang-Organ Gallenblase. Das Feuer repräsentiert den Jugendlichen, den Süden und den Sommer, wird mit Lebensfreude assoziiert und steht auf organischer Ebene mit dem Yin-Organ Herz und dem Yang-Organ Dünndarm in Verbindung. Der Erde werden der Erwachsene, die Mitte und der Spätsommer zugeordnet. Sie symbolisiert Beständigkeit und repräsentiert den Magen. Metall steht für den gereiften Erwachsenen und den Westen ebenso wie für Herbst und Eitelkeit. Das ihm entsprechende Yang-Organ ist der Dickdarm, das Yin-Organ ist die Lunge. Das Wasser ist Sinnbild für Norden und Winter. Es verkörpert Konzentration, Wandlung und Flexibilität. Die Harnblase wird als Yin-Organ und die Nieren als Yang-Organ mit Metall in Verbindung gebracht.

      Das Elementesystem setzt sich aus Durchgangs- und Bewegungsphasen zusammen. Es befindet sich im stetigen Wandel innerhalb der phasisch ablaufenden Vorgänge. Jeder Turnus bildet die Grundlage für den daran anschließenden Prozessablauf. In ihrer Summe ergeben sie ein ewiges Kontinuum. Das bedeutet, es findet keine monotone Wiederholung statt, sondern vielmehr eine Evolution.

      Die Elemente bringen sich gegenseitig hervor, kontrollieren und überwältigen sich. Sie stehen deshalb in einer innigen Wechselbeziehung zueinander. Das Gleichgewicht der fünf Elemente wird dabei durch den Erschaffungszyklus, den Kontrollzyklus, den Erschöpfungszyklus und den Schädigungszyklus gewährleistet.

      Der Erschaffungszyklus/Sheng-Zyklus

      Im Erschaffungszyklus erzeugt, nährt und unterstützt ein Element das nächste:

      Holz ist notwendig, damit das Feuer brennen kann.

      Feuer lässt Asche entstehen, die liefert der Erde Nährstoffe.

      Die Erde bringt Metalle und Mineralien hervor.

      Metalle und Mineralien reichern das Wasser an.

      Wasser ist die Voraussetzung für das Wachstum der Pflanzenwelt (Holz).

      Die Balance des Elementesystems kann ins Wanken geraten, sobald ein Element geschwächt ist und das darauffolgende nicht mehr ausreichend ernähren kann. Die Kontrollmechanismen verhindern eine Disharmonie der Elemente und sorgen dafür, dass die Energie im Gleichgewicht bleibt.

      Der Kontrollzyklus/Ke-Zyklus

      Die fünf Elemente kontrollieren sich gegenseitig und halten so die Balance der Energien aufrecht, da Mangel und Überfluss den Kreislauf negativ beeinträchtigen könnten.

      Holz entzieht der Erde Nährstoffe und wirkt beispielsweise Bodenerosionen entgegen.

      Die Erde nimmt Wasser auf.

      Wasser löscht Feuer.

      Feuer verformt Metall.

      Metall spaltet (Axt) oder zerkleinert (Säge) Holz.

      Der Erschöpfungszyklus/Cheng-Zyklus

      Im Erschöpfungszyklus vermehrt jedes Element seine Energie, indem es diese dem vorhergehenden wegnimmt.

      Holz nimmt Wasser auf.

      Feuer vernichtet Holz.

      Erde erstickt Feuer.

      Metall entzieht der Erde Mineralien.

      Wasser zerstört Metall.

      Der Schädigungszyklus/Wu-Zyklus

      Der Schädigungszyklus steht im Zeichen der Zerstörung. Hier dominiert der »Schützling« sein kontrollierendes Element.

      Holz macht Metall stumpf.

      Metall nimmt das Feuer auf.