Gottes bildet und wächst. Und vielleicht stehen wir ja in der Tat gerade erst am Anfang einer weitaus größeren Herausforderung, nämlich unser Bild von Kirche zu weiten, zu schärfen, weiter zu denken. Auch diese Perspektive gilt es, weiter zu entfalten.
Und ein letzter Aspekt: die Herausforderung für die Leitenden. Wenn man den Entwicklungsweg von Gabenseminaren im deutschsprachigen Raum anschaut, so zeigt sich, dass – neben Angeboten für die sogenannten Ehrenamtlichen – ein zweiter Strang immer stärker wird: (verpflichtende) Fortbildungen zu diesem Thema für Hauptamtliche – Priester und hauptberufliche Mitarbeiter – in den deutschen Diözesen.
Das ist herausfordernd, denn hier geht es darum, in neue Rollen hineinzuwachsen. Die Aufgabe und Art von Leitung verändern sich. Und sehr oft erlebt man dann Unruhe, manchmal sogar Angst, denn es taucht immer wieder – und sehr nachvollziehbar – die Frage auf: „was ist dann noch ‚meins‘?“ Unsicherheit ist allerorten spürbar bei der Frage nach der Rolle von Leitung. Ich erinnere mich an eine Diözesankonferenz von GemeindereferentInnen, in der eine Gemeindereferentin die Furcht äußerte, dass die Erstkommunion „anders“ sein würde, wenn sie sie nicht mehr vorbereite. Und „anders“ hieß hier: weniger professionell, weniger kompetent. Ihr antwortete eine Kollegin, die von einer Firmvorbereitung erzählte, die sie – fast ganz – in die Hand von gefirmten Jugendlichen gegeben hatte, denn „zu dieser Altersgruppe habe ich ja wirklich keinen direkten Draht mehr!“. Sie schloss mit dem Satz: „Eigentlich hätte ich gar nicht dabei sein müssen, denn die haben das richtig gut gemacht!“ Und in der Tat, wie schwer fällt es uns doch oft, gerade im Kontext von Leitung, diese andere Art zu akzeptieren, die ja durchaus kein „weniger“ und schon gar kein „schlechter“ sein muss, sondern eben „anders“ ist. Was also braucht es, damit die leitenden Amtsträger an einem konkreten Ort sich als Diener an dieser Wirklichkeit, als Ermöglicher und Koordinatoren verstehen können?
Schon Klaus Hemmerle hatte diese Frage gestellt: „Welches sind grundsätzlich und konkret die gemäßen Bahnen der Kommunikation, in welchen die eigene Sendung und Aufgabe des Amtes, aber auch die eigene Sendung und Aufgabe der anderen Charismen fürs Ganze fruchtbar und wirksam werden können?“9
Und so tun sich hier zwei weitere Fragehorizonte für unser Buch auf: die Frage nach der Rolle des Amtes und der Leitung und – noch einmal – die Frage nach dem „Ganzen“, nach dem Ganzen der Kirche!
Die Durchführung von Bewusstwerdungsmodulen zur Gabenorientierung, und gerade auch die Weiterentwicklung von Bewusstwerdungsmodulen in der Fortbildung für Hauptamtliche, hat uns vielfältige Einblicke ermöglicht : wie stark es einerseits Menschen motiviert, ihre Gaben zu entdecken und das Entdeckte auch einbringen zu können; andererseits aber auch, wie herausfordernd in diesem Zusammenhang Rollenveränderungen sind. Und es zeigt sich auch deutlich, dass unsere Vorstellungen von den „Einsatzorten“ der Gaben noch sehr gehalten sind von einem eher binnenkirchlichen Blick auf die Kirche und weniger auf Prozesse, die das „Ganze“ in den Blick nehmen. Diesen Versuch wollen wir mit diesem Buch wagen, wohlwissend, dass wir uns in Prozesse begeben, die eine vielleicht revolutionäre Umkehr im Denken brauchen, die Partizipation möglichst vieler und vor allem das Vertrauen und Zutrauen und das Bewusstsein, dass wir Entdeckende und Tür-Öffner sein sollten in einer Wirklichkeit, in der Gott in seinem Volk immer schon wirkt
Und klar ist: dies alles braucht einen langen Atem!
1 Vgl. hierzu die ausführliche Ausarbeitung in der Dissertation Manfred Baumert, Charismen entdecken, University of South Africa, Pretoria 2009, 17–44.
2 Ebd., 25.
3 Vgl. Bill Hybels/Bruce Bugbee/Don Cousins, D I E N S T – Entdecke dein Potenzial, Aßlar 2011.
4 Vgl. www.siena.org
5 Vgl. Silke und Andreas Obenauer, Ich bin dabei, Wetzlar 2011.
6 Vgl. Christian Hennecke/Birgit Stollhoff, Seht ich schaffe Neues, schon sprosst es auf – Lokale Kirchenentwicklung gestalten, Würzburg, 2014.
7 Vgl. Klaus Hemmerle, Zur Entwicklung der nachkonziliaren Räte in der Bundesrepublik, Theologische Reflexionen und Erfahrungen, Berichte und Dokumente. Herausgegeben vom Generalsekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Heft 10, 1970 (23).
8 Ebd.
9 Klaus Hemmerle, Zur Entwicklung der nachkonziliaren Räte in der Bundesrepublik, a. a. O. 23.
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