können in den Wechseljahren nicht nur körperliche, sondern auch psychische Beschwerden auftreten. Als wichtige Botenstoffe stehen Hormone nicht nur mit körperlichen Funktionen in Verbindung, sondern beeinflussen auch unsere Gefühlswelt: Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit, Schlaflosigkeit, verminderte Lebenslust, das Gefühl von Leere und Orientierungslosigkeit – all dies zählt zu den typisch psychischen Beschwerden, von denen viele Frauen in der Zeit um die Menopause betroffen sind. Häufig spüren Frauen, die früher sehr am Prämenstruellen Syndrom (PMS) litten, die klimakterisch bedingte Hormonumstellung besonders intensiv.
WIE HEISST ES RICHTIG?
PROGESTERON ODER GESTAGEN?
INFO
Progesteron ist ein körpereigenes Hormon. Gestagen hingegen ein im Chemielabor künstlich nachgebautes hormonähnliches Medikament, das in der Antibabypille, als Solist in der Minipille und auch bei der Hormonersatztherapie (HET) verwendet wird – je nach Pharmahersteller in verschiedenen molekularen Abwandlungen. Gestagene weisen Risiken und Nebenwirkungen auf wie Neigung zu Bluthochdruck, Thrombosen u. v. m. (→ auch »Hormonersatztherapie – nur kontra!«, Seite 25 f.).
Wann geht’s denn los?
Der genaue Zeitpunkt, wann die Wechseljahre beginnen, ist individuell von Frau zu Frau verschieden. Bei manchen lässt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron bereits um die 35 Jahre nach, andere bemerken erst um die 50, dass sich das Klimakterium durch unregelmäßige Regelblutungen, häufig aber auch durch monatelang sehr starke Blutungen ankündigt.
Beschwerden – immer anders!
Individuell verschieden ist auch, wie die Wechseljahre erlebt und empfunden werden: Es gibt Frauen, die kaum an Beschwerden leiden, bei anderen hingegen sind sie so stark ausgeprägt, dass teilweise Arbeitsunfähigkeit besteht. Die Statistik geht davon aus, dass im Durchschnitt ein Drittel aller Frauen gar keine Beschwerden hat, ein Drittel leidet an mäßigen Beschwerden und ein Drittel an sehr starken Beschwerden. Dabei treten Hitzewallungen bei 80 % der betroffenen Frauen auf, Schlafstörungen bei 74 % und Stimmungsschwankungen bei 60 %.
Warum sind manche Frauen mehr betroffen als andere?
Dieser Frage nachzugehen war ein wichtiger Motivator für mich, um dieses Buch zu schreiben, zu recherchieren, eine Hormonausbildung zu absolvieren, Vorträge zu besuchen und Interviews mit Frauenärztinnen, Apothekern und Naturheilkundigen zum Thema Hormone und Wechseljahre zu führen. Unser Körper ist intelligent. Mit sehr starken Beschwerden möchte er uns sicher etwas aufzeigen: Zu viel Stress, eine ungesunde Lebensführung können da genauso Ursachen sein wie etwa hormonaktive Stoffe aus Umweltgiften oder Strahlenbelastungen. Dies alles kann unser Hormonsystem ganz schön durcheinanderbringen. Bei Frauen, die über Jahrzehnte die Pille genommen haben, kann auch dies Ursache für schwere Wechseljahresbeschwerden sein.
Prämenopause – Menopause – Postmenopause
Während der Wechseljahre, also der zehn- bis fünfzehnjährigen Phase der Hormonumstellung, können viele körperliche Veränderungen auftreten. Nach und nach stellen die Eierstöcke ihre Produktion ein, die Zeit der Fruchtbarkeit geht vorüber. Ist das Keimgewebe in den Eierstöcken aufgebraucht, gilt das als Startschuss für die Wechseljahre, man spricht von der Prämenopause zwischen durchschnittlich dem 40. und 50. Lebensjahr. Zuerst lässt die Produktion von Progesteron in den Eierstöcken nach, ein Hormon, das in der fruchtbaren Phase dafür da ist, die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Als Botenstoff ist es aber auch für die Gehirnfunktion unerlässlich, wirkt angstlösend und fördert den gesunden Schlaf. Dann lässt auch die Produktion von Östrogen nach, schließlich bleibt die Regelblutung ganz aus. Östrogen steuert als Botenstoff nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern ist bei vielen wichtigen Stoffwechselvorgängen im Körper wichtig: Östrogen ist beteiligt am richtigen Funktionieren von Darm, Schleimhäuten, Bindegewebe, Knochen, Leber, Gehirn und Blutgefäßen. Zudem wirkt es sich günstig auf das seelische Wohlbefinden aus. Tritt die letzte Regelblutung ein, durchschnittlich zwischen dem 49. und dem 55. Lebensjahr, spricht man ab diesem Zeitpunkt von der Menopause (übersetzt: Ausbleiben der Monatsblutung). Ein Jahr danach beginnt die Phase der Postmenopause. Der Organismus benötigt im Durchschnitt zwei bis fünf Jahre, bis er sich an die neue Hormonsituation gewöhnt hat. Dann lassen die Beschwerden bei den meisten Frauen trotz niedrigerem Hormonstatus nach. Aber nicht bei allen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt Frauen, die auch noch in den Siebzigern oder Achtzigern unter Hitzewallungen & Co. leiden.
Was nun? Östrogendominanz oder -mangel?
In den letzten 40 Jahren ging man davon aus, dass alle Beschwerden durch einen Östrogenmangel verursacht worden seien. Heute weiß man, dass die »Östrogendominanz« dafür verantwortlich ist. Geprägt hat diesen Begriff bereits 1966 der amerikanische Arzt Dr. John R. Lee. Als erster Mediziner hat er auch die Risiken der Behandlung mit künstlichem Östrogen öffentlich gemacht.
Man muss das mit der Östrogendominanz richtig verstehen: Es bedeutet nicht, dass wir Frauen im Wechsel plötzlich zu viele Östrogene haben, sondern dass im Verhältnis zum Progesteron ein Überhang an Östrogen besteht. Selbst wenn der Östrogenspiegel grundsätzlich erniedrigt ist. Progesteron und Östrogen sind sozusagen Partner, für das hormonelle Gleichgewicht müssen beide im richtigen Verhältnis zueinander da sein. Man könnte es auch einfach andersherum sagen: Es besteht vorrangig ein Progesteronmangel und kein Östrogenmangel. Daher kommt Progesteron bei der Verschreibung von bioidentischen Hormonen in der Regel auch immer an erster Stelle. Hormonexpertin und Buchautorin Eva Marbach sagt dazu: »Weil die meisten Frauenärzte und selbst die Forschung im deutschsprachigen Raum hauptsächlich das Östrogen im Blick haben, wird also häufig ein vorhandener vermuteter Östrogenmangel behandelt, was die Situation noch verschlimmert, weil das Östrogen sowieso schon dominiert.«
Wohlfühlhormon Progesteron
Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gelbkörperhormone. Es ermöglicht die Schwangerschaft und hält sie aufrecht. Die weiteren Effekte des Progesterons sind vielfältiger als noch vor Jahren angenommen. Über die 300 Progesteron-Rezeptoren auf Zellen einzelner Organe beeinflusst Progesteron viele Stoffwechselvorgänge, wirkt auf Knochen, Brust, Haut und Gefäße. Progesteron ist zudem Muttersubstanz für weitere Sexualhormone, die aus ihm gebildet werden, wie Östrogen und Testosteron. Besteht ein manifester Progesteronmangel, kann es daher zu vielfältigen Beschwerden kommen, die auch durch ein Defizit der Folgehormone ausgelöst sein können. Viele Frauenärzte und Experten für bioidentische Hormone teilen die Meinung, dass Wechseljahresbeschwerden zu rund 90 % durch ein Defizit an Progesteron, das dem Östrogen als »Partnerhormon« fehlt, verursacht sind. Zirka 10 % schreiben sie einem Östrogenmangel zu. In Sachen Beauty hat Progesteron auch einiges zu bieten, sorgt es doch für straffes Bindegewebe und schützt vor Krampfadern und Falten. Wegen seiner beruhigenden und harmonisierenden Eigenschaften auf das Gehirn wird es auch oft als »Balsam für die Seele« bezeichnet.
Progesteron – wichtig fürs Wohlbefinden
Progesteron …
senkt den Blutdruck bei Hypertonikern,
schützt vor Schlaganfall und Herzinfarkt,
stärkt die Gedächtnisleistung,
stimuliert die Knochenneubildung,