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Spiritualität in der Seelsorge


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gesetzte Persönlichkeit. Diese Selbstannahme aber vollzieht sich ja gerade im Medium der Zeit und angesichts der Vergänglichkeit, ja letztlich des Todes. So verdichtet sich die Lebensentscheidung zur Annahme des eigenen Todes und eines Lebens in der Hoffnung auf die Vollendung des fragmentarisch bleibenden Lebens bei Gott.14 „In ihr verdichtet sich auf exemplarische Weise das Verhältnis des Menschen zu seiner ihm zubemessenen Lebenszeit. Deren gnadenloses Auslaufen stimuliert das Denken, schließlich ist nichts beklemmender als der missliche Verdacht, ein bedeutungsloses Leben, jenseits des tiefen Wunsches nach Erfüllung, gelebt zu haben. Der Schatten des Todes darf nicht die Oberhand behalten, und die Lebensentscheidung stellt sich diesem Verhängnis in den Weg. Der Vergänglichkeit muß ein Projekt eingeprägt werden, dessen Sinnhaftigkeit den Tod überlebt.“15 Die Berufung zu solch einem unvergänglichen Lebensprojekt bindet sich an die unwiderrufliche Wahl eines Lebensstandes, klassisch in den „Exerzitien“ des hl. Ignatius von Loyola im Medium der einzuübenden Indifferenz16 und hin zur Wahl der sakramental bindenden Ehe17 oder des im Gelübde bindenden Rätestandes. „Ein konkreter Rätestand muß so beschaffen sein, dass er persönliche Entwicklungen auffängt und in ein fest umrissenes Bett lenkt. Es gibt eine gesunde Reibung an den Grenzen, die er vorzeichnet und Entwicklungen nicht ins Uferlose schießen läßt.“18 Der von Gott zu einer konkreten Lebensentscheidung berufene Mensch ist daher zutiefst immer ein jenseitiger und aus der Hoffnung auf ewige Vollendung lebender Mensch. „In das Rohmaterial der Zeit wird ein Projekt einskulpiert. So zerfließt es nicht richtungslos, sondern steht im Banne einer klaren Zielsetzung, die für den Glaubenden die Form einer Verheißung annimmt.“19

      1 K. Demmer, Gottes Anspruch denken. Die Gottesfrage in der Moraltheologie, Freiburg i. d. Schw. 1993, 120, Anm. 28.

      2 Ders., Die Wahrheit leben. Theorie des Handelns, Freiburg i. Br. 1991, 33.

      3 Ders., Fundamentale Theologie des Ethischen, Freiburg i. d. Schw. 1999, 243.

      4 Anselm von Canterbury, Proslogion II.

      5 Vgl. P. Fransen, Pour une psychologie de la grace divine, in: Lumen vitae 12 (1937) 209–240.

      6 Vgl. II. Vaticanum, Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ Nr. 22.

      7 K. Demmer, Fundamentale Theologie des Ethischen, 244; vgl. auch H. Reiners, Grundintention und sittliches Tun, Freiburg i. Br. 1966.

      8 Vgl. J. Brantl, Entscheidung durch Unterscheidung. Existentialethik als inneres Moment einer medizinischen Ethik in christlicher Perspektive, Münster 2007; daneben D. J. Dorr, Karl Rahner’s „Formal Existential Ethics“, in: Irish Theological Quarterly 36 (1969) 211– 229; B. Fraling, Vermittlung und Unmittelbarkeit. Beiträge zu einer existentialen Ethik, Freiburg i. d. Schw. 1994; D. M. Nelson, Karl Rahner’s Existential Ethics, in: The Thomist 51(1987) 461–479.

      9 Vgl. H. Kramer, Die sittliche Vorentscheidung. Ihre Funktion und ihre Bedeutung in der Moraltheologie, Würzburg 1970.

      10 Vgl. zum Hintergrund M. Flick / Z. Alszeghy, L’opzione fondamentale della vita morale e la grazia, in: Gregorianum 41 (1960) 593–619.

      11 K. Demmer, Fundamentale Theologie des Ethischen, 244.

      12 Ebd., 245; vgl. auch ders., Treue zwischen Faszination und Institution, in: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 44 (1997) 18–43.

      13 Ders., Die Wahrheit leben, 191; vgl. auch G. Höver, Sittlich handeln im Medium der Zeit, Würzburg 1988.

      14 Vgl. N. Hinske, Todeserfahrung und Lebensentscheidung, in: Trierer Theologische Zeitschrift 82 (1973) 206–227.

      15 K. Demmer, Fundamentale Theologie des Ethischen, 249.

      16 Vgl. neuestens dazu D. Terstriep, Indifferenz. Von Kühle und Leidenschaft des Gleichgültigen, St. Ottilien 2009; klassisch immer noch E. Przywara, Majestas divina, Augsburg 1925.

      17 Vgl. K. Demmer, Die Ehe als Berufung leben, in: Intams Review (Brüssel) 2 (1996) 39–62.

      18 Ders., Fundamentale Theologie des Ethischen, 251, Anm. 43; ders., Die Lebensentscheidung. Ihre moraltheologischen Grundlagen, Paderborn 1974.

      19 Ders., Gott denken – sittlich handeln. Fährten ethischer Theologie, Freiburg i. d. Schw. 2008, 247.

      20 Vgl. L. Bakker, Freiheit und Erfahrung. Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen über die Unterscheidung der Geister bei Ignatius von Loyola, Würzburg 1970; A. Keller, Zur „Unterscheidung der Geister“ in den Ignatianischen Exerzitien, in: Geist und Leben 51 (1978) 38–54; M. Schneider, „Unterscheidung der Geister“. Die ignatianischen Exerzitien in der Deutung von E. Przywara, K. Rahner und G. Fessard, Innsbruck 1987; G. Switek, „Discretio spirituum“. Ein Beitrag zur Geschichte der Spiritualität, in: Theologie und Philosophie 47 (1972) 36–76.

      21 K. Demmer, Fundamentale Theologie des Ethischen, 253; vgl. auch ders., Treue zur empfangenen Berufung, in: IKaZ 36 (2007) 362–370.

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