Pascale Gmür

Puzzeln mit Ananas


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wenn auch subtil, kann schwierig sein. Obwohl die Begründung der Pflegefachfrau eigentlich nachvollziehbar ist: «Wir haben erreicht, dass dieser Mann, bei dem Schizophrenie diagnostiziert wurde, seit über drei Jahren nicht mehr in der Klinik war und sich wohnlich eingerichtet hat. Was ebenfalls zu bedenken ist: Ein Klinikaufenthalt kostet x-mal mehr als unsere Arbeit.»

      Angehörige zu Hause pflegen, um Geld zu sparen

      Die drohenden Kosten für einen Platz in einer Institution sind insbesondere für ältere Menschen und ihre Angehörigen ein Grund, möglichst lange daheim zu wohnen. Es ist selbstverständlich nicht der einzige Grund, aber doch einer, der mehr oder weniger ausgesprochen mitzählt. Wenn Herr Bänziger seine von Demenz betroffene Frau jahrelang pflegt und betreut, will er für sie sorgen, mit ihr zusammenbleiben und sie vor dem Heimleben bewahren. Er möchte aber auch selbst weiterhin in dem schönen Haus wohnen, das er von seinen Eltern geerbt hatte und wo seine eigenen Kinder gross geworden sind. Mit dem Begleichen der hohen Heimrechnungen seiner Frau würde sein Vermögen dahinschmelzen, und er wäre bald einmal gezwungen, das Haus zu verkaufen. In Pflegeheimen übernehmen Krankenversicherungen, Wohngemeinde oder -kanton nur einen Teil der Pflegekosten, die übrigen Kosten für die Pflege sowie die Betreuungs- und Pensionskosten müssen die Privatpersonen grundsätzlich selbst tragen.15 Heute hat Herr Bänziger bedeutend weniger Ausgaben mit seiner eigenen Betreuungsarbeit, mit der Hilfe seiner Töchter und Söhne und den täglichen Spitex-Einsätzen. Er kann sich sogar überlegen, sich weiter zu entlasten und für einzelne Tage eine private Betreuerin zu engagieren, deren Arbeit er allerdings selbst bezahlen müsste.

      Im Gegensatz zur Pflege16 wird die ambulante sowie stationäre Betreuung nicht von den Krankenkassen und der öffentlichen Hand mitfinanziert (siehe Kapitel «Die Spitex»). Es gibt in der Schweiz zwar vereinzelte Gemeinden, die Angehörige finanziell entschädigen, wenn sie alte Menschen betreuen. Doch dieser Beitrag ist eher bescheiden und erfordert einen administrativen Aufwand, der manche abschreckt, ein Gesuch zu stellen. Einfacher ist es für die Angehörigen, wenn die lokalen Spitex-Organisationen neue Wege gehen, um Betreuungsleistungen, welche über die ärztlich verordnete Hilfe und Pflege hinausreichen, kostenlos anbieten zu können – beispielsweise dank der Finanzierung durch Spenden.

      Eine gemeinnützige, ambulante Betreuungsstruktur, wie sie die Spitex für die Pflege gewährleistet, fehlt in der Schweiz. Heute kommt es vor, dass Menschen, die zwar Betreuung bräuchten, aber keine eigentliche Pflege, ihr Zuhause verlassen und zu früh in ein Heim ziehen müssen: Laut Statistik der sozialmedizinischen Institutionen weist ein Viertel der Pflegeheimbewohnerinnen und Pflegeheimbewohner einen nur geringen Pflegebedarf auf, wobei dieser Anteil in einigen Kantonen niedriger und in anderen weitaus höher ist.17 Erklärbar sind diese Unterschiede mit den regionalen Kapazitäten der Spitex und anderer ambulanter Dienste, mit deren Bekanntheitsgrad und der gesundheitspolitischen Haltung. Im Kanton Basel-Stadt zum Beispiel erfolgt die Anmeldung in ein Heim erst nach der obligatorischen Bedarfsabklärung durch eine Pflegeberaterin, die prüft, ob alle ambulanten Möglichkeiten an Pflege und Betreuung ausgeschöpft wurden.

      Eine umfassende Betreuung stärkt nicht nur die Eigenständigkeit, sondern auch die Gesundheit: Wer gut umsorgt wird, fühlt sich besser, bleibt länger aktiv und braucht weniger Pflege. Für die Mitarbeitenden der Spitex ist es selbstverständlich, sich umfassend um ihre Klientinnen und Klienten zu kümmern und die erforderlichen Prioritäten zu setzen. «Erfahrene Pflegepersonen bewegen sich auf der Expertenebene, können innerhalb der Vorgaben und Standards variieren und wissen auch, dies zu begründen», sagt Max Moor, Geschäftsleiter des Spitex Verbands Aargau, und erwähnt ein alltägliches Beispiel: Die Pflegefachfrau kommt für die Körperpflege zu einer Frau, deren Beweglichkeit aufgrund ihres Rheumas eingeschränkt ist. Bei der Begrüssung merkt die Pflegefachfrau, dass es der Klientin allein um das Gespräch geht und entscheidet sich in eigener Verantwortung für das, was heute wichtiger ist. «Nur wenn wir diese Handlungsräume sinnvoll gestalten, können wir tatsächlich und wirtschaftlich effizient dazu beitragen, dass kranke und alte Menschen in ihrem Zuhause bleiben können.»

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