nicht die Dauer ist entscheidend, sondern die Qualität.
Es gibt also Hoffnung. Ich möchte Ihnen zeigen, wie man mit ein wenig Liebes-Psychologie viele Blockaden aus dem Weg räumt, die man in der Kindheit erworben hat. Mit diesem Wissen werden Sie Ihre Beziehung künftig ganz anders erleben können. Dann ist Schluss mit Eifersucht, Einsamkeit, Streit und Enttäuschung, und der Weg ist frei für eine gesunde Partnerschaft.
Wie schon gesagt, die Liebe ist zusammen mit Job, Wohlstand und Familie eines der zentralen Lebensthemen, worüber die meisten Menschen ihre persönliche Lebensqualität definieren und wovon die Gesundheit abhängen kann. Stimmt es mit der Partnerschaft nicht, kann einen das krank und unglücklich machen. Eine unharmonische Partnerschaft wird oftmals sogar schlimmer empfunden als ein unbefriedigender Job, vielleicht, weil man bei einem Job irgendwann Feierabend machen kann. Bei einer Beziehung ist das meist nicht so einfach. Sie können schlecht sagen: „Schatz, es ist Wochenende. Denk dran, dass mein Lover gleich kommt, und räum bitte deinen Kram aus dem Schlafzimmer.“ Umgekehrt kann eine erfüllte Beziehung den empfundenen Berufsstress durchaus ausgleichen, wobei es in der täglichen Beratungspraxis interessanterweise eine hohe Übereinstimmung zwischen Jobunzufriedenheit und Partnerschaftsnörgeleien gibt.
In den nun folgenden Kapiteln wollen wir sehen, wie wir nicht nur mehr Harmonie, sondern vielleicht sogar eine Win-win-Situation für beide Partner mit weitreichenden positiven Folgen hinbekommen, denn: Klappt’s in der Liebe, klappt’s meist auch im Leben.
Der „Gute“ für eine Partnerschaft
Partnerschaft ist kein Pflichtprogramm. Vielleicht haben Sie das immer gedacht, aber Sie müssen nicht unbedingt Ihr Bett und Ihr Leben mit jemand anderem teilen. Wenn Sie es trotzdem tun, tragen Sie damit ein Stück weit die Verantwortung für das Gefühlsleben eines anderen Menschen. Ihr Partner kann nicht einfach alles an sich abprallen lassen, was von Ihnen kommt, zum einen wollen Sie das bestimmt nicht und zum anderen sind Sie selbst wahrscheinlich nicht immun gegen seine Meinung, sein Verhalten, seine Stimmung und vor allem seine Schwächen und Ängste. Daher lohnt es sich einmal, einen Blick auf Ihre Partnerschaftsmotivation zu werfen.
Was wollen Sie eigentlich von Ihrem Partner?
Es heißt ja, „Gegensätze ziehen sich an“. Aber auch „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Was denn jetzt? Ich glaube, dass beide Sinnsprüche ihre Berechtigung haben. Sind Sie der Typ Mensch, der im Partner sein Spiegelbild sucht und sich wohlfühlt, wenn das Gegenüber genauso tickt wie Sie? Die Musik, die der andere hört, die Bücher, die er liest, und die Filme, die er guckt, die Reiseziele, die Klamotten und auch der Arbeitsplatz könnten bei einem Klonschaf nicht gleicher sein? Das ist nicht schlimm – es sei denn, der andere ändert sich im Laufe des Lebens. Dann gute Nacht.
Oder orientieren Sie sich an einem „Großen“, der Sie beschützt und den Sie dafür bewundern, dass er Ihnen alles Mögliche voraushat? Einen mindestens zehn Jahre älteren Papa oder eine Mama mit Reife, Geld und Lebenserfahrung? Bewundern Sie jemanden, dem Sie zeigen können, wie lieb, klug und fleißig Sie sind? Erhoffen Sie sich von ihm dafür stets Anerkennung und verachten im Gegenzug alles Jüngere?
Auch das ist nur ein klein wenig pathologisch und kann ein Leben lang halten, solange Ihr Liebster weiterhin Angst vor ebenbürtigen Partnern hat. Falls er sich jedoch aus diesem Muster heraus entwickeln sollte, wird bald eine Stelle im Haus frei – und zwar Ihre.
Vielleicht ist es aber auch genau umgekehrt, und Sie stehen auf jemanden, den Sie beschützen, versorgen und behüten können? Jemanden, der zu Ihnen aufschaut, von Ihnen lernt und dessen Sicherheitsbedürfnis Sie erfüllen können. Auch das ist okay, wenn Ihr Partner Peter Pan gleicht und niemals erwachsen werden will.
Dumm ist nur, dass Sie sich offenbar gern mit unreifen und hilfsbedürftigen Selbstwert-Zwergen umgeben – lassen Sie das bloß nicht Ihre Mitmenschen wissen, denn das sagt eine Menge über Sie aus. Aber auch das ist okay, solange Ihr Leben eine Steintafel bleibt, auf der sich niemals etwas ändert.
Es mag aber auch sein, dass Sie den Kampf brauchen, einen Sparringspartner, den Sie dreimal die Woche so richtig in Grund und Boden ringen können und danach das Gefühl haben, Ihre Liebe wäre unerschütterlich. Gehören zu Ihrem Liebesalltag Streit, Provokation, Szenen und vielleicht sogar Sabotageakte? So etwas wie: Sie machen Ihrem Mann extra viel Knoblauch ins Abendessen – genau dann, wenn er am nächsten Morgen ein wichtiges Gespräch mit seiner liebreizenden Kollegin zu führen hat.
Andersherum: Sie als Mann sehen es als beziehungsbelebend an, wenn Sie Ihre Frau, eine Ex-Bulimikerin, hin und wieder mit Blick auf den Bauch fragen, ob sie schwanger ist oder einfach nur eine altersbedingte Bindegewebsschwäche hat. Und vielleicht denken Sie verschmitzt, ein bisschen Necken kann ja nicht schaden, derweil Sie die Kotzgeräusche aus dem Badezimmer überhören. (Menschen machen solche schlechten Scherze entweder, um sich am Partner zu rächen oder weil sie ihn in seiner Stärke völlig überschätzen bzw. selbst Minderwertigkeitsgefühle haben.)
Vielleicht ist der Grund Ihrer Partnerschaft auch der, dass Sie partout nicht allein sein können bzw. wollen und sich irgendeinen Menschen halten, weil Sie einfach nur totale Angst vor Trennung haben.
Oder sind Sie der absolut Verständnisvolle, der für alles eine Entschuldigung hat und vor lauter Harmoniesucht schon vor langer Zeit seinen Stolz beerdigt hat – direkt neben Ihrer Ausstrahlung und Ihrem eigenen Willen. Dafür sind Sie aber der einzige Mensch, mit dem es Ihre bessere Hälfte länger als drei Jahre ausgehalten hat. Das ist doch Liebe, oder?
„Nein!“, sage ich. Jetzt werden Sie mich vielleicht hassen, aber: Das sind alles Beziehungen und keine Partnerschaften. Der Unterschied besteht darin, dass eine Beziehung danach trachtet, eine gewisse Stabilität herzustellen, und eine Partnerschaft diese Stabilität von allein erzeugt. Das bedeutet: Eine Beziehung ist meist ein Abhängigkeitsverhältnis, welches sich auflöst, wenn es seinen Zweck erfüllt hat, derweil eine Partnerschaft der Zweck an sich ist. Die Quittung für diesen Selbstbetrug bekommt man meist erst dann, wenn man schon fast zu alt ist, um auf dem Markt wirklich noch etwas Passendes zu finden, denn dazu gehört Zeit. Ich habe in meiner Beratungspraxis sehr viele Menschen erlebt, die sich nicht darüber im Klaren waren, warum genau sie mit ihrem Partner zusammen waren und nach dem Coaching etwas, sagen wir, gelassener mit dem anderen umgehen konnten, sich allerdings dann auch bald trennten, denn oftmals schlägt dann auch die Stunde der Wahrheit. In den Folgewochen zeigt sich dann immer, dass eine Partnerschaft mit Liebe viel stressfreier ist als eine Abhängigkeit.
Also denken Sie bitte kurz nach:
Was erhoffen Sie sich von Ihrem Partner und warum?
Wünschen werden Sie sich Eigenschaften wie Loyalität, Gemeinsamkeit, Solidarität und Liebe im abstrakten Sinne. Im konkreten Sinne mag das dann so etwas wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, guter Sex, Zärtlichkeit, Gewaltfreiheit, Kinderliebe, Familiensinn, Treue usw. sein. Aha! Erwischt! Sie wollen eine Partnerschaft wie jeder andere auch. Aber leben Sie auch bereits in einer, oder hoffen Sie darauf, dass es endlich einmal eine wird? Und: Wer von Ihnen beiden hat nun eigentlich das große Defizit, das vom anderen ausgeglichen werden soll?
Lassen Sie mich Ihnen ein paar weitere Fragen stellen:
→ Warum gibt es so viele nette und attraktive Menschen, die partnerlos und einsam sind?
→ Wieso gibt es einige Menschen, die immer wieder an den falschen Partner geraten?
→ Wieso beteuert ein Mensch seinem Partner seine Liebe und wird dann in einem Eifersuchtsanfall gewalttätig?
→ Weshalb boomt die Branche der Partnerschaftsvermittlung, obwohl die Erfolgsquote in Bezug auf dauerhafte Beziehungen erschreckend niedrig ist?
→ Vielleicht haben Sie schon von Menschen gehört, die jahrelang in einer festen Beziehung lebten und von jetzt auf gleich ohne ersichtlichen Grund Reißaus nahmen. Wie soll das gehen, wenn Liebe doch angeblich ein Band fürs Leben ist?
→ Warum gibt es