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Lebendige Seelsorge 4/2014


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Leben. Diese Sätze wollen unsere festgefahrenen und fetischisierten Maßstäbe ver-rücken und uns gerade so zum Leben und zum Geben befreien! Und sie wollen heilsam unterscheiden lehren: Das des Kaisers gebt dem Kaiser und das Gottes – Gott (Mk 12,17). Maut ist nicht gleich Maut!

      Siebter Impuls: Die Wild- oder Grünbrücke. Für die besonderen Fälle: die mit den nicht alltäglichen Interessen an Gott, die mit der kritischen Distanz am Glauben, die von den Sakramenten eigentlich Ausgeschlossenen, die nicht in die Gemeinden Passenden, die moralisch offiziell Verworfenen – für die baut Christus keine Standardbrücke nach katholischer DIN-Norm. Für sie muss man schon die besondere Brücke bauen. Denn Christi Herz ist weit, er lugt nicht hinter Zugbrücken ängstlich hervor, schickt die besonderen Fälle auch nicht in den Alltagsstrom der PendlerInnen über die Donnersbergerbrücke. Er rettet vielmehr die Sünderin im Tempel vor der Moralgier der Bigotten. Er lässt das verlorene Schaf nicht weiterlaufen, weil es nicht ordentlich die Mautstation passiert. Für die besonderen Fälle mit Christus wird so etwas wie eine Wildbrücke benötigt, die man oft auch Grünbrücke nennt. Das sind Brücken, die quer zu den großen, sehr frequentierten Autobahnen und Zugtrassen verlaufen. Hier gilt, dass der heimliche Wildwechsel Vorrang vor allem anderen hat. Hier herrscht daher absolutes Jagdverbot und verschwiegene Diskretion. Auch von versteckten Kameras sollte man besser lassen. Wer Wildbrücken baut und mit Christus anbietet, muss die Waffen der moralischen Empörung einsammeln, damit sie noch nicht einmal zum Zielen kommen, muss die Glut der Exkommunikation streng hüten, damit sie die Grasnarbe nicht versengt, muss verschwiegen und sanft auftreten, damit die anormalen, ungewohnten Lebensformen nicht verschreckt werden. Damit das äsende Wild, die hüpfende Runzelkröte, die züngelnde Kreuzotter, der lichtscheue Dachs, die nervösen Ameisen, auch das überscheue Wolfsrudel, meinetwegen auch der röhrende Hirsch und der einsame Bär so oft hin und hergehen können, wie sie wollen. Also nicht nur heimlich hinein, sondern auch bei Gelegenheit mal wieder heraus. Und manche von den Unpassenden hätten gern nach einer gewissen Zeit, in der sie in den Normalritualen der Kirche vorsichtig präsent sind, sich dabei aber ständig verschämt über die Schulter sehen, weil sie die zweite Ehe leben, weil sie die nicht akzeptierte Partnerschaft wagen, weil sie die streng bewachten Religionsgrenzen einfach grüne Grenze sein lassen – manchmal hätten die dann gern einen festen Platz auf den Normalbahnen der Kirche. Es muss ja nicht gleich die Überholspur zum Sakrament sein, die Kriechspur tut es ja auch, aber die brauchen sie dann schon. Für die hätten die Wildbrücken Christi dann sogar ein gutes kirchliches Werk getan.

      Geistlicher Gedanke: Neulich mit dem PKW durch Bonn. Noch bevor ich etwas erkennen konnte, rief eine meiner Nichten in einer bemerkenswert hohen Tonart: „Wie süß!“ Und in der Tat, es war spektakulär. Eine Entenfamilie – Elterntier bzw. Elterntiere, vor allem aber ein Kindergarten Junge – querte seelenruhig die Straße, die kein Highway war, aber auch keine stille Nebenstraße. Links und rechts dieser informellen Wildbrücke hielten die Autofahrer an. Offenbar war das intuitiv konsensfähig: „Ich bremse auch für Tiere.“

      Keine Sternstunde, eine Sternschnuppe bloß, gewiss. Und doch setzte sie Fragen frei: Wie können wir Menschen, wie können wir Christen nur so gehässig, so oft gnadenlos sein, entre nous? Angesichts von Menschen, die fragen? Die Fragen wagen? Angesichts von Menschen, die scheitern? Angesichts von Menschen, die anders sind? Werden wir Christus so gerecht - oder sind wir so nur selbstgerecht? Den Gastmählern Jesu, seinen prophetischen Zeichenhandlungen, was stellen wir ihnen an die Seite? Jesus, dem Freigiebigen, und gar seiner angekündigten Hingabe für die Anderen, die Vielen, beim Letzten Abendmahl? Eine kalte Schulter? Zähe Verhandlungen? Christus baut Brücken, ohne zu zögern. Kommen wir mit?

       Hans-Joachim Sander

      geb. 1959, Dr. theol., Univ.-Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg.

       Susanne Sandherr

      geb. 1960, Dr. theol., nach Stationen u.a. als Hochschulseelsorgerin in Karlsruhe Professorin für Katholische Theologie in der sozialen Arbeit an der Katholischen Stiftungsfachhochschule (KSFH), München; Redakteurin der Zeitschrift „Magnificat. Das Stundenbuch“.

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