und Jugendliche jeden Alters handeln als Einzelpersonen oder als Gruppe nicht immer rücksichtsvoll. Mobbing und Ausgrenzungen sind auf allen Stufen und in allen Gruppenzusammensetzungen möglich. Jedes Kind hat das Recht auf Schutz durch die Lehrperson. Kompetentes Führen garantiert dieses Recht so weit wie möglich.4
Schülerinnen und Schüler, die sich in der Schule sicher fühlen, mit Wertschätzung behandelt werden, in Klassen mit gutem Unterrichtsklima geschult werden, kommen gerne in die Schule. Sie haben es mit freundlichen und führungssicheren Erwachsenen zu tun, die mit ihrem fürsorglichen und die Gerechtigkeit sichernden Handeln stark zum Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler beitragen.5
Wenn es Lehrpersonen gelingt, ihre Schülerinnen und Schüler souverän, mit transparenten Regeln, situationsangepasst und wertschätzend zu führen, werden sie von ihnen als verbindliche Bezugspersonen wahrgenommen. Der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung steht dabei im Zentrum. Sie genießen bei Lernenden in der Regel eine höhere Akzeptanz, als wenn ihnen dies nicht gelingt.6
Mit dem Ziel, sich dem eigenen Kompetenzaufbau und der Kompetenzentwicklung in Führungsfragen zu widmen, bekunden Lehrpersonen die professionelle Absicht, Mitverantwortung für das Lernen ihrer Schülerinnen und Schüler und das Gelingen von Schule zu übernehmen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Kinder und Jugendliche jeden Alters ein Bedürfnis nach Führung haben, dass sie aber im Zusammenhang mit ihrer Entwicklung Führungsansprüche Dritter unterschiedlich gewichten und in unterschiedlichem Maß akzeptieren. Wie beispielsweise Gehorsam und Ungehorsam begründet werden oder in welchem Grad ein Führungsanspruch akzeptiert wird, hängt auch vom Alter der Kinder ab.7 Diese Tatsache ist im Schulkontext bedeutsam8 und muss demzufolge stufenspezifisch berücksichtigt werden.9
Die Führungsaufgabe fordert angehende, aber auch routinierte Lehrpersonen ständig heraus, sich mit ihrem Wissen, ihrem Verhalten, ihren subjektiven Haltungen, Erfahrungen, Beobachtungen, Handlungspräferenzen und -konsequenzen auseinanderzusetzen. Auf der Grundlage eines differenzierten Führungsverständnisses müssen Folgerungen, Ziele und Vorsätze, die daraus resultieren, in das eigene Führungshandeln transferiert werden.
Das Arbeitsheft greift diese Perspektive konsequent auf. Um handlungssteuernde subjektive Theorien bearbeitbar zu machen10, wird systematisch dazu aufgefordert, die eigenen biografisch bedingten Erfahrungen und Haltungen zu reflektieren. Es werden Vorschläge gemacht, wie das eigene und fremde Handeln im erzieherischen und schulischen Umfeld wahrgenommen und verarbeitet werden kann. Und schließlich werden zentrale Wissenselemente dargeboten, welche als Analyse- und Reflexionshilfen dienen sollen. Transferfragen erleichtern den Bezug zur Praxis des Führens. Die Arbeit mit diesem Arbeitsheft soll ferner eine Hilfe sein, weiterführende Fachliteratur und eigene Beobachtungen – aber auch Erfahrungen und Ratschläge von Kolleginnen und Kollegen – zunehmend als Fachperson zur Kenntnis zu nehmen, kritisch zu reflektieren und in das Planen und Handeln zu integrieren.
Es gibt allerdings kein Idealbild, wie Schülerinnen und Schülern zu führen sind. Wir haben es mit einer Vielzahl möglicher Handlungsoptionen zu tun, aus denen Lehrerinnen und Lehrer für sich selbst ein maßgeschneidertes Führungskonzept generieren müssen, das aus ihren Kompetenzen und Präferenzen11 bestehen wird und sich zugleich im Rahmen des Berufsauftrages bewegen muss. Es gibt auch keine einfachen Rezepte und Werkzeugkisten, aus denen man Instrumente wie Lob, Kritik, Bestrafung, Belohnung, Erzeugen von Schuldgefühlen, Ignorieren, Strafaufgaben, Humor usw. unbedacht herausnehmen und ohne Weiteres damit operieren kann.
Die Autorinnen und Autoren beschränken sich inhaltlich auf wenige zentrale Aspekte: Führungsverhalten als Schwerpunktthema sowie die Themen Gruppen im Klassenraum und Regeln, Routinen, Rituale. Sie gehen davon aus, dass diese geeignet sind, das herausfordernde Berufsfeld «Schülerinnen und Schüler führen» thematisch zu eröffnen, und dass sie gleichzeitig eine Grundlage für erweiternde und vertiefte Auseinandersetzungen bieten. Sie rechnen damit, dass Themengebiete wie Kommunikation, Konfliktbearbeitung, Intervention u. a. flankierend bearbeitet werden, im Vorfeld oder im Anschluss an die Arbeit mit diesem Heft.
Täglich treten Lehrpersonen im Schulfeld den Beweis an, dass Führen gelingen kann und mit Freude an der Arbeit einhergeht. Sie haben ein eigenes Führungsprofil entwickelt, das sich durch ihre persönlichen Stärken, ihr Hintergrundwissen und ihre reflektierten Erfahrungen auszeichnet. Sie haben dort begonnen, wo sie auf der Basis ihrer Ressourcen den größten Erfolg vermuteten, und haben sich darauf aufbauend ständig weiterentwickelt.12 Sie wissen zugleich, dass auch kompetentes Führungshandeln an Grenzen stoßen kann.
Führungsarbeit, die sich an einem persönlichen, gewachsenen Konzept orientiert, und eine überraschungsoffene Grundhaltung13 sind die besten Voraussetzungen, um sich beim Unterrichten in einen gemeinsamen Lernprozess zu begeben, der für alle Seiten gewinnbringend ist.
Fragestellungen
Am Anfang jedes Kapitels stehen Fragen in der Randspalte. Sie sind Ausgangspunkt für alle in diesem Heft besprochenen Themenbereiche. Mit der Bearbeitung der verschiedenen Zugangsebenen kommen Sie Ihren persönlich gefärbten Antworten Schritt für Schritt näher und werden zunehmend besser in die Lage versetzt, ein persönliches Führungsverständnis aufzubauen und in Ihr Führungshandeln einfließen zu lassen.
Die einzelnen Themen können Sie modulartig bearbeiten.
Fachwissen, Fachdiskurs
Exemplarisch werden wichtige, von den Autorinnen und Autoren als zentral betrachtete Inhalte aufgegriffen und kompakt dargestellt.
Diese Inhalte dienen als Einstieg, Angelpunkte und Reflexionshilfen rund um die Führungsthematik.
Biografische Erfahrungen und Haltungen
Auseinandersetzungen mit den eigenen Erfahrungen und Haltungen sollen dazu befähigen, eigene subjektive Theorien und prägende Erfahrungen, Stärken und Schwächen zu ergründen, zu formulieren, zu beurteilen und dadurch bearbeitbar zu machen.
Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung
Die Anregungen auf dieser Zugangsebene sind auf Ihr aktuelles Können, auf Ihre Aufgaben, auf ausgewählte Situationen oder gar mit Blick auf die Zukunft angelegt.
Sie werden aufgefordert, Rückmeldungen einzuholen und Rückmeldungen zu geben, zu beobachten, auszuprobieren, Einschätzungen vorzunehmen und das eigene Handlungsrepertoire zu erweitern.
Persönliches Führungsverständnis
Am Ende stehen wiederum Fragen: Sie werden aufgefordert, Ihr persönliches Führungsverständnis im Hinblick auf verschiedene im Lehrberuf relevante Klientelen zu formulieren. Dies soll das Ergebnis Ihres erworbenen Wissens und der ausgewerteten Übungen sein.
Es ist sicher von Vorteil und im Sinne der Autorinnen und Autoren, wenn Sie in geleiteten Lerngruppen arbeiten. Der Gewinn aus der Beschäftigung mit den Inhalten wird umso höher sein, je mehr Austausch und Diskussionen stattfinden. Alle Übungen, Aufgabenstellungen und Auswertungshinweise sind als Vorschläge zu betrachten. Lerngruppenleitende sowie Leserinnen und Leser müssen vorgängig entscheiden, ob eine Aufgabe abgeschwächt, variiert oder speziell didaktisiert werden muss.
Die Reihenfolge der Bearbeitungsschritte