bei der Fertigung der Ziegel. Ich hätte sie nicht gehen lassen. Komm, wir sollten unser Gut in Buto aufsuchen. Dort lässt es sich gut aushalten“, schlug Neferhotep vor.
„Du sagst, das Land wird auseinanderfallen? Nein, das darf nicht geschehen. Ich bin Iput, die Tochter von Pharao Djedhotepre Dedumose, und du hast nun über meine Blutlinie Anrecht auf den Thron Ägyptens. Es hat bereits vor dir zwei Pharaonen gegeben, die den Namen Neferhotep trugen. Unter deinem Kommando stehen noch viele Soldaten. Niemand wird dir widerstehen können. Wir gehen nach Memphis und weiter nach Itaui. Dein Siegeszug soll dich bis Theben führen!“ rief Iput überschwänglich.
Neferhotep küsste seine Frau. „Du bist genial, meine große königliche Gemahlin. Er ging und befahl einem Offizier, mit der ersten Kompanie seiner Einheit zum großen Thronsaal zu kommen. Er trug dem Oberst auf, ihn zum Pharao Sechem Re Seanchtaui Neferhotep auszurufen, sobald sich dort alle hochrangigen Beamten eingefunden hätten.
Die Priester und Höflinge waren erleichtert, eine lähmende Ungewissheit war ihnen genommen. Ägypten hatte wieder einen Pharao. Sie huldigten freudig dem Sohn des Re, dem Herrn der beiden Ufer des Nil. Das Gleichgewicht der Maat war wiederhergestellt. Als erster wandte sich der Herr der Geheimnisse des Palastes an Pharao Neferhotep: „Große Majestät, reich an Jahren, Herr der beiden Länder, dessen Herrlichkeit Millionen Jahre dauern wird, als dein ergebenster Diener stehe ich vor dir. Alles Heil soll mit dir sein. Sieh hin, die ganze Dienerschaft huldigt dir. Ich werde dafür Sorge tragen, dass der Vorsteher der Haarschneider kommt, auch der Herr der königlichen Kleiderkammer soll erscheinen, und der Sandalenträger. Sie alle werden da sein, um dich auf den Dienst an den Göttern vorzubereiten. Die Priester werden….“
Hier unterbrach Pharao den Redeschwall des Dieners. „Das Zeremoniell kann warten. Zuerst muss ich das Land einen und meine Macht in beiden Landesteilen anzeigen. Den Dienst an den Göttern sollen stellvertretend die Priester verrichten. Ich werde zu gegebener Zeit nach Heliopolis kommen, um den Göttern ihre Opfer darzubringen. Ihr, meine treuen Diener, dürft gehen. Die Offiziere sollen bleiben.“
Es gab in ganz Ägypten kaum noch Pferde und Streitwagen, so musste das Pharaonenpaar mit ihrer Gefolgschaft auf dem Nil nach Memphis reisen. Der Hohepriester im Heiligtum des Ptah und ebenso sein Kollege des Tempels aus Hierakonpolis, beeilten sich, dem neuen Pharao zu huldigen. Doch dann passierte das Unerhörte. Angekommen vor Itaui, der Hauptstadt Ägyptens, weigerten sich die Wachen ihm die Tore der Stadt zu öffnen.
Der Bürgermeister Itauis erschien, um eine Botschaft zu überbringen, die da lautete: „Der Herr der beiden Länder, seine Majestät Pharao Ini, dem ganz Ägypten untertan ist, fordert euch auf, huldigt dem Herrn der beiden Ufer des Nils. Unterwerft euch dem kraftvollen König, dessen Herrlichkeit Millionen Jahre dauern wird.“
Mit dem Bürgermeister kam auch der Hauptmann Sobekhotep, der Kommandant der Garnison der Hauptstadt. In einem unbeobachteten Moment trat er zu Pharao Neferhotep und flüsterte ihm zu: „Mein Cousin, du bist der Herr Ägyptens und ich dein Diener. Ini hat keine Macht. Ihm fehlt es an Reichtum und an Soldaten. Halte dich mit deiner Truppe morgen in aller Frühe bereit. Dann werde ich dir das nördliche Tor öffnen, und alle Soldaten der Garnison werden dir die Treue schwören.“
Dem Bürgermeister wurde gestattet, unverrichteter Dinge nach Itaui zurückzugehen. Pharao Sechem Re Seanchtaui Neferhotep lagerte mit seinen Soldaten vor den Toren der Stadt. Wie ihm sein Cousin versprochen hatte, wurde ihm am nächsten Tag noch vor Sonnenaufgang das nördliche Stadttor geöffnet. Neferhoteps Soldaten konnten, ohne auf Widerstand zu stoßen, in die Stadt eindringen. Ini, den erst wenige Tage zuvor einige Priester zum Pharao ausgerufen hatten, konnte sein nacktes Leben retten. Ihm gelang auf einem Kahn die Flucht über den Nil und er wurde nie wieder gesehen.
„Dieser Ini ist schwach, verfügt nicht über Soldaten und auch nicht über Reichtümer, um sie zu bezahlen. Wir werden ihm nicht nachjagen. Irgendwann muss er meine Herrlichkeit anerkennen. Zuerst sollen mich die Einwohner der Hauptstadt als ihren Pharao huldigen“, entschied Neferhotep.
Hauptmann Sobekhotep, Pharaos Cousin, führte die Majestät durch die prächtigen Palastanlagen. Ini hatte Vorräte herbeischaffen lassen, um Brote und Bier an die Stadtbevölkerung verteilen zu lassen. Königin Iput schlug vor, ein großes Fest auszurichten und dazu die Stützen der Macht, die Priester aus den Tempeln, die hohen Beamten und alle Schreiber einzuladen. „Nein, das würden uns die einfachen Leute sehr übel nehmen. Die Menschen mussten zuletzt viel Leid und Hunger ertragen. Wir dürfen keinen Aufruhr riskieren. Es wird so werden, wie es verkündet wurde. Pharao wird seine Untertanen verköstigen. Die Herolde sollen es überall ausrufen, der Herr der beiden Kronen, Sechem Re Seanchtaui Neferhotep wird Brot und Bier an die Bauern und Handwerker verteilen“, befahl die Majestät.
Nun fühlte sich Pharao Neferhotep sicher, dass es niemand mehr wagen würde sein Königtum anzufechten. Ohne große Eile setzte er mit seinem Hofstaat und den Soldaten die Reise nach Theben fort, um sich auch dort huldigen zu lassen. Doch weit gefehlt. Nahe Abydos wurden zwei Männer aufgegriffen, die sich in der Dunkelheit nahe am Lager Pharao Neferhoteps aufhielten. Sie wurden von den Wachen zufällig aufgespürt, weil sich ein Hund ihrem Versteck genähert hatte und anfing zu kläffen. Hauptmann Sobekhotep führte das Verhör der Männer, die zunächst angaben, sie wären Bauern auf der Suche nach einer entlaufenen Ziege. Beide führten sie einen Dolch mit sich, untypisch für einfache Leute.
Inzwischen war auch die Majestät erschienen, um dem Verhör beizuwohnen. Die Verdächtigen blieben selbst bei Androhung der Folter bei ihrer Geschichte, sie wären nur harmlose Bauern. „Zeigt mir eure Hände. Ich werde daran erkennen, ob ihr die Wahrheit sprecht. Dann wird euch nichts geschehen, und ihr dürft zurück zu euren Familien gehen“, sprach Hauptmann Sobekhotep.
Zögernd streckten sie ihm ihre Hände entgegen. Sobekhotep ergriff sie und begutachtete sie sorgfältig. „Henker, schlag diesem da den kleinen Finger ab. Wir wollen sehen, wie lange er bei seiner Lüge bleibt. Das wollen einfache Bauern sein? Nein, Bauern haben keine gepflegten Fingernägel, ihre Hände sind schmutzig!“ rief er und wies auf den rechts neben ihm knienden Mann, den er für den Anführer der beiden hielt.
Der so verstümmelte schrie laut auf. Sein Blut tropfte auf den Boden. Sein Begleiter zuckte zusammen. „Pharaos Macht reicht vom Meer bis zu den Quellen des Nil. Alle Völker leisten ihm Tribut! Auch in Theben leben treue Untertanen seiner Majestät. Wir wissen, wer euch geschickt hat und kennen euren Auftrag. Doch aus eurem Mund wollen wir das Ungeheuerliche hören, dann bleibt euch die qualvolle Folter bis zum Tod erspart! Demjenigen von euch, der als erster alles gesteht, sei sein Leben geschenkt, und nur der andere soll sterben“, bluffte der Hauptmann und blickte zum zweiten der Gefangenen, der auf ihn einen labileren Eindruck machte.
Der beeilte sich sein Leben zu retten und begann ein ausführliches Geständnis abzulegen. „Uns hat seine Majestät, Pharao Menchaure Senaaib, er lebe, sei heil und gesund, geschickt. Wir haben von ihm den Befehl bekommen, seinen Feind aus dem Norden zu töten oder wenigstens Informationen bezüglich der Anzahl der Soldaten, die mit ihm sind, zu bringen. Unser Herr hat mit seinen Soldaten unterhalb Abydos Stellung bezogen, um den, der sich König nennt, aufzuhalten und zu vernichten.“
Pharao Neferhotep fiel es schwer bei solch frevlerischen Worten ruhig zu bleiben. Ein Soldat schlug den Gefangenen mit dem Schaft seines Spießes auf den Rücken, und dieser fiel auf sein Gesicht, sodass seine Nase zu bluten anfing.
„Komm, erhebe dich auf deine Knie und sieh auf! Du bist ein Glückspilz, dir gegenüber sitzt seine Majestät, der Herr der beiden Länder, Pharao Sechem Re Seanchtaui Neferhotep, er lebe, sei heil und gesund. Er hat dir dein Leben geschenkt, also erwähne nie wieder den Namen des Elenden, der dich geschickt hat, dessen Hochmut bald ein Ende haben wird“, rief Hauptmann Sobekhotep, und die Wachen hoben den Gefangenen auf seine Knie. Auf ein Zeichen des Hauptmanns wurde dem anderen Mitgefangenen die Kehle durchgeschnitten, und man warf ihn auf eine Feuerschale. So war ihm ein Weiterleben in der Unterwelt auf ewig verwehrt.
Pharao Neferhotep war sehr zufrieden. „Du sollst zukünftig ein General sein und der Vorsteher der südlichen Grenze. Senaaib ist nicht mächtiger als es Ini war, aber genauso lästig. Wir wissen nun, was dieser Elende vorhat, der es wagt sich meiner Herrlichkeit