Andrea Gerecke

X-Mas: Hochdramatisch


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hier bald wieder aufschlagen“, sagte Edward, der hoffte, das Kuscheln bei sich zu Hause in aller Ruhe fortsetzen zu können.

      „Hoffentlich bleibt das noch ein Weilchen so mit dieser Situation“, hauchte Margitta vor sich hin, als die beiden die Wohnung verließen. Ihr Mann vernahm das nicht oder wollte es auch nicht hören.

      Im Freien blickten sie noch einmal nach oben und sahen den da und dort sehr festlich erleuchteten Strang der bewohnten Seite. Aus der Wohnung des Vaters kündete der flackernde Kranz, der von Rot über Blau nach Gelb wechselte, von seiner weihnachtlichen Botschaft, inmitten der zumindest vom Efeu immer noch begrünten Ranken. Ein wildes Dickicht, das dekorativ in die Etagen darunter und weit in die Höhe darüber reichte.

      Margitta rutschte im Auto in den Sitz hinein, nachdem sie sich angeschnallt hatte, und schloss die Augen. Während Edward das Fahrzeug sicher durch die Nacht lenkte, hing sie ihren Gedanken nach. Was sollten sie nur tun, wenn der Vater tatsächlich – so wie angedroht – aus der Wohnung musste? Bei allem Grübeln fiel ihr einfach keine vernünftige Lösung ein. Sie hatten sich in eine ausweglose Situation hineinmanö­vriert.

      Sie hatten Margittas Vater vor vielen Wochen im Wohnzimmer auf dem Boden vorgefunden. Es war einer der üblichen Wochentage, an dem sie immer zu Besuch kamen, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken und den mitgebrachten Kuchen zu essen. Aber auf ihr Klingeln hin gab es keine Reaktion. Und dann hatten sie nicht einmal den Wohnungsschlüssel dabei.

      „Vielleicht ist dein Vater nur mal unterwegs“, hatte Edward gesagt.

      „Genau an dem Tag und zu der Stunde, wo wir mitei­nander verabredet sind? Das glaubst du doch selbst nicht. Er ist immer die Zuverlässigkeit in Person. Warum sollte das heute anders sein? Er hätte uns doch angerufen …“

      Margitta hatte geredet und geredet und schließlich waren sie noch einmal nach Hause gefahren, um den Schlüssel zu holen. „Ich glaube, da ist was passiert“, hatte Margitta noch erklärt. „Ich mache mir ja solche Sorgen. Vorige Woche hat er doch schon geklagt, dass es ihm nicht so gut geht.“

      „Ach, typisch Frau. Ihr immer mit euren Befindlichkeiten. Das hat er doch gar nicht so gemeint. Bestimmt sitzt dein Vater jetzt mopsfidel im Sessel und ist sauer auf uns, weil wir ihn haben warten lassen“, hatte Edward sich im Trösten versucht.

      Als sie aber neuerlich vor der Tür standen, kam wiede­rum kein Echo. Fast vorsichtig steckte Edward den Schlüssel ins Schloss und wollte die Tür öffnen.

      „Das darf doch nicht wahr sein“, fluchte er, als das nicht sofort möglich war. Die Kette lag vor der Tür.

      Margitta brach schon in Schluchzen aus, während er noch einmal zum Auto lief, um aus seiner Werkzeugtasche entsprechende Hilfsmittel zu holen. Dann hatte er auch rasch die Kette gelöst.

      „Papa“, erklang Margittas kläglicher Ruf in der Wohnung. Edward hielt seine Frau an der Hand fest, während er hinter sich die Tür ins Schloss drückte.

      Dann standen beide im Wohnzimmer. Der alte Mann lag auf dem Bauch. Offensichtlich war er von seinem Sessel heruntergerutscht und hatte versucht, sich aus dieser Position wieder nach oben zu bewegen. Dann verließen ihn wohl endgültig die Kräfte.

      „Wir sollten einen Notarzt verständigen“, hatte Margitta gestammelt, als sie endlich einen klaren Gedanken fassen konnte.

      „Lass uns mal einen Moment lang überlegen“, hatte daraufhin Edward vorgeschlagen und seine Stirn in grübelnde Falten gelegt.

      „Wieso?“

      „Na ja, tot ist er auf jeden Fall“, sagte Edward und legte der guten Ordnung halber noch einmal Zeige- und Mittelfinger an die Halsschlagader des Liegenden. „Wir müssen uns wirklich nicht beeilen. Jetzt hat dein Vater alle Zeit der Welt.“

      „Ja, aber … brauchen wir den Arzt nicht trotzdem? Der muss doch einen Totenschein ausstellen“, schluchzte Margitta heftig und zitterte am ganzen Leib.

      „Und dann würde hier alles seinen Gang gehen. Die Beisetzung wäre zu organisieren, und an uns würden die gesamten Kosten hängen bleiben. Wenn ich mich recht entsinne, hat dein Vater in der Hinsicht nicht wirklich vorgesorgt. Oder bist du da anders informiert?“

      „Wir haben doch nichts“, stieß Margitta hervor und riss die Augen weit auf.

      „Genau. Daran habe ich auch gedacht. Willst du für deinen Vater etwa ein Sozialbegräbnis und dafür noch beim Amt vorher betteln gehen, unsere gesamten Einkommensverhältnisse offenlegen?“, wollte Edward wissen und erläuterte seiner Frau seinen Plan. Wortlos folgte sie seinen Erklärungen und wurde dabei immer bleicher.

      „Du meinst also wirklich?“

      Margitta schluckte.

      „Ja, warum nicht? Zumindest so lange, bis das Haus hier endgültig leergezogen wird. Ein Weilchen könnte uns das durchaus über die Runden helfen.“

      „Also, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“ Margitta zog die Schultern hoch, stimmte aber schließlich zu.

      „Uns fällt dann bestimmt noch was ein, was wir im Ernstfall unternehmen können“, beschwichtigte Edward. Er gab seiner Stimme einen überzeugenden Klang. Aber weder er noch seine Frau glaubten wirklich daran. Beide wollten nur eines: Zeit gewinnen.

      Und dann waren die Wochen ins Land gegangen, während das Ehepaar den Schein wahrte und so tat, als wäre regelmäßig ein Besuch bei dem alten Herrn angesagt. Sie tauchten sogar stets mit einem Paket Kuchen auf, das Edward deutlich sichtbar vor sich hertrug. Allerdings hatten sie vor Ort Mühe mit dem Verzehr. Margitta brachte keinen Bissen hinunter, und so opferte sich stets Edward.

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