die anaerobe Ausdauer ist das enzymatische System im frühen Schulkindalter noch nicht weit genug entwickelt. Maximalkrafttraining ist für den passiven Bewegungsapparat im frühen Schulkindalter nicht geeignet. Eine gute Trainierbarkeit über das gesamte Kinder- und Jugendalter ist beim Koordinationstraining gegeben.
Entgegen früheren Behauptungen kann man heute sagen, dass auch im Seniorenalter (> 60 Jahre) noch positive Anpassungserscheinungen bei allen motorischen Hauptbeanspruchungsformen erzielt werden können. Die Trainierbarkeit bleibt erhalten, wenngleich nicht mehr auf dem Niveau und mit der Anpassungsgeschwindigkeit der jüngeren Menschen (Abb. 2.10).
Männer und Frauen unterscheiden sich aufgrund geschlechtsspezifischer Merkmale im Bereich der motorischen Hauptbeanspruchungsformen in typischer Weise. Im Hinblick auf Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer ist der Mann leistungsfähiger. Im Bereich der Ausdauer sind dabei die Unterschiede am geringsten. Bei der Koordination bestehen keinerlei geschlechtsspezifische Unterschiede. Mädchen und Frauen sind gegenüber Jungen und Männern im Allgemeinen beweglicher.
Abb. 2.10: Mittelwertskurven der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max.). Die maximale Sauerstoffaufnahme ist ein Bruttokriterium zur Beurteilung der Ausdauerleistungsfähigkeit bei Sportlern. Je höher der Wert, desto besser ist das maximale Sauerstoffaufnahmevermögen. Alterstendenz von untrainierten (–) und trainierten (---) Männern. Die Zahlen zwischen den Kurven geben die Differenzen an (Weineck 2019).
2.2 Trainingsprinzipien
Trainingsprinzipien
Bewährt hat sich eine Einteilung der Trainingsprinzipien in:
1. Trainingsprinzipien zur Auslösung von Anpassungsprozessen:
• Prinzip der progressiven Belastungssteigerung
• Prinzip der Variation der Trainingsbelastung
2. Trainingsprinzipien zur Festigung der Anpassung:
• Prinzip der Wiederholung und Kontinuität
• Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung
3. Trainingsprinzipien zur spezifischen Steuerung der Anpassung
• Prinzip der zunehmenden Spezialisierung (vgl. Steinhöfer 2003)
Dabei dienen Regeln der Interpretation eines Trainingsprinzips und erläutern dessen Anwendung auf bestimmte Bereiche der sportlichen Trainings (vgl. Weineck 2019).
2.2.1 Übergeordnetes Leitprinzip: Prinzip der Entwicklungs- und Gesundheitsförderung
Entwicklungs- und Gesundheitsförderung als pädagogisches Prinzip
Als übergeordnetes pädagogisches Leitprinzip wird an dieser Stelle das Prinzip der Entwicklungs- und Gesundheitsförderung aufgeführt. Sportliches Training ist so zu gestalten, dass es bei aller Ausrichtung auf die Selbstverwirklichung der Leistungen die gesamte körperliche, psychische und motorische Entwicklung zu keinem Zeitpunkt hemmt. Sein Ziel sollte es vielmehr sein, unter Vermeidung oder weitestgehender Reduzierung von Risiken die Gesundheit und Entwicklung allseitig zu fördern. Neben der Förderung der Gesundheit ist auch deren Schutz ein wichtiges und stets zu beachtendes Prinzip. Als Grundlage dieses Prinzips dient die humanistische Ethik des Sports (vgl. Schnabel, Harre, Borde 2003).
Tab. 2.4 gibt einen Überblick der Trainingsprinzipien und allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Trainings.
Trainingsprinzipien als Handlungsorientierung
Die Trainingsprinzipien verstehen sich als allgemeine Handlungsorientierung für Training und Wettkampf sowie für den systematischen Aufbau des Trainings. Sie erheben den Anspruch, für die Mehrheit aller Sportarten bzw. Disziplinen gültig zu sein. Sie sind nicht als starre Vorschriften zu sehen, sondern mehr als Regulative mit einer bestimmten Handlungsbreite und einem gewissen Handlungsspielraum.
2.2.2 Prinzip der progressiven Belastungssteigerung
Progressive Belastungssteigerung
Der Belastungsreiz muss sich nach der Reizstufenregel dem Trainingszustand des Sportlers anpassen. Immer gleiche Belastungsreize verlieren im Lauf der Zeit ihre Wirkung im Hinblick auf die Leistungsverbesserung. Die Belastungen müssen von Zeit zu Zeit dem neuen Funktionszustand angeglichen werden. Um eine weitere Leistungssteigerung zu bewirken, muss die Belastung progressiv (= ansteigend) sein und stets im richtigen Verhältnis zur jeweils erreichten Leistungsfähigkeit stehen.
Überblick über die Trainingsprinzipien und Gesetzmäßigkeiten
Bedeutung für den Adaptationsprozess | Allgemeine Gesetzmäßigkeit des Trainings bzw. Trainingsprinzip | Sportbiologischer Einflussfaktor |
Auslösung der Anpassung | Reizschwellengesetz | Reizstufenregel |
Prinzip der progressiven Belastungssteigerung | Kurvenverlauf des Adaptationsprozesses | |
Prinzip der Variation der Trainingsbelastung | Reizstufenregel | |
Prinzip der wechselnden Belastung | Heterochronizität der Wiederherstellung | |
Festigung der Anpassung | Gesetz der Homöostase und Superkompensation | Unterschiedlicher zeitlicher Verlauf der Adaptation |
Prinzip der Wiederholung und Kontinuität | Negative Anpassung | |
Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung | Phasencharakter des Adaptationsverlaufs | |
Gesetz der Anpassungsfestigkeit | Metabolische, morphologische, neuronale Adaptation | |
Prinzip der optimalen Relation von allgemeiner und spezieller Ausbildung | Allgemeine und spezifische Anpassung | |
Steuerung der Anpassung | Gesetz der Trainierbarkeit | Individuelle Adaptationsfähigkeit (Adaptabilität = individuelle Anpassungsfähigkeit) |
Prinzip der zunehmenden Spezialisierung | Spezifische Adaptation | |
Gesetz zum Verlauf der Leistungsentwicklung | Individuelles Adaptationspotenzial | |
Prinzip der Individualität und Altersgemäßheit (Entwicklungsgemäßheit) | Genetische Veranlagung, individuelles Adaptationspotenzial |
Tab. 2.4: Trainingsprinzipien (mod. nach Steinhöfer 2003).
Folgende Möglichkeiten bestehen, um die Belastungsanforderungen zu erhöhen:
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