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Biblische Sprachen im Theologiestudium


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auch an theologischen Fakultäten angeboten, wie z.B. in Göttingen. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, die an der Hochschule für Jüdische Studien gemacht wird, dass sich Iwrit als eine moderne nichteuropäische Sprache bei Studierenden eines breiten Fächerspektrums einer steten Nachfrage erfreut. Studierende folgender Disziplinen nehmen dort an Iwritkursen teil: Semitistik, Assyriologie, Theologie, Philosophie, Religions-, Islam- und Politikwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte, Soziologie, Ethnologie, Mittelalterstudien, Slawistik, Mathematik, Physik, Biologie, Medizin und Pharmazie.

      Das Sprachangebot an den Instituten für Judaistik bzw. Jüdische Studien wird mit Kursen zu jüdischen aramäischen Dialekten wie biblisches, jüdisch-palästinisches und jüdisch-babylonisches Aramäisch ergänzt, denn das Aramäische stellt die zweitwichtigste Sprache für jüdische Kultur und Religion dar. An den Rabbinerseminaren, die dem Studiengegenstand entsprechend nicht nur jüdische, sondern auch judaistische Einrichtungen sind, wird dagegen weder Hebräisch noch Aramäisch unterrichtet, da anscheinend davon ausgegangen wird, dass angehende Rabbinerinnen und Rabbiner entsprechende Qualifikationen in beiden Sprachen mitbringen.7

      Neben ‚Ganztagsangeboten‘ für den Unterricht in verschiedenen Bereichen des Hebräischen, gibt es auch ‚Teilzeitangebote‘. Wer sich für Iwrit interessiert, aus beruflichen Gründen jedoch nur abends über Lernzeit verfügt, kann Sprachkurse an einer der vielen Volkshochschulen besuchen.

      Wer als staatlich geprüfte/r bzw. vereidigte/r Übersetzerin und/oder Dolmetscher arbeiten möchte, kann nach seinem Studium Iwritkenntnisse durch die zuständigen Landesbehörden gemäß dem jeweiligen Landesrecht prüfen lassen und eine entsprechende Eignung nachweisen.

      Diese Übersicht über die Angebote an Hebräischunterricht in unterschiedlichen Lehrinstitutionen und in mehreren Sprachstufen verdeutlicht, dass es in der Bundesrepublik viele Menschen gibt, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen über Kenntnisse in verschiedenen Sprachstufen des Hebräischen verfügen bzw. als Nichtmuttersprachler/in Iwrit sprechen. Hierzu kommt, dass manche in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in Israel gearbeitet, und andere während ihres Studiums eine Zeitlang in Israel gelebt haben – z.B. innerhalb eines akademischen Austauschprogramms wie Studium in Israel – und Iwrit im Rahmen von Ulpan-Kursen der sechs angebotenen Stufen lernten. Wer als Auslandsmitarbeiter in Israel tätig ist – sei es in der Wirtschaft, Wissenschaft oder bei Stiftungen – kann sich auch leicht Alltagshebräisch aneignen. Ebenfalls sprechen einige ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Initiativen des christlich-jüdischen Dialogs Iwrit. Iwritbeherrschung ist selbstverständlich conditio sine qua non für Politik- und Sozialwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Nahost,8 auch wenn Israel-Studien im Lande an diesem Punkt noch schlecht aufgestellt sind.

      3 Hebraistische Forschung in Deutschland im 19. und 20. Jh.

      Die Inhalte der hebraistischen Forschung in Deutschland sind von alters her ebenfalls durch die institutionelle Verankerung des Hebräischen innerhalb des Faches Altes Testament an theologischen Fakultäten bedingt. Der am stärksten ausgeprägte Bereich war im 19. Jh. die Herausgabe sowohl von Unterrichtsgrammatiken als auch von umfangreicheren Werken bis zu Referenzgrammatiken des Biblisch-Hebräischen. Die Fülle von Unterrichts- und Nachschlagewerken, von denen viele mehrere Auflagen erfuhren,1 belegt die hohe Anfrage nach Lehrmaterialien. Sie wurden für Schul- bzw. Gymnasial-, sowie Universitätsunterricht und Selbststudium konzipiert. Gleichzeitig drängt sich der Verdacht auf, dass jede Privatdozentin/jeder Privatdozent und jede Professorin/jeder Professor seine/ihre eigene Sicht der hebräischen Grammatik präsentieren wollte. Abgesehen von einigen Sprachlehrern an Gymnasien handelt es sich bei den Verfassern dieser Bücher fast ausschließlich um Theologen. Eine Ausnahme war Julius Olshausen, der aus der Orientalistik kam. Wilhelm Gesenius, Hermann Hupfeld und Heinrich Ewald waren sowohl Theologen, als auch Orientalisten sowie auch Hermann Leberecht Strack und Carl Siegfried, die die erste deutschsprachige Grammatik des Neuhebräischen herausgaben, wie seinerzeit das mischnische Hebräisch genannt wurde.2 Diese Sprachbezeichnung kommt auch im Titel der Wörterbücher von Jacob Levy und Gustaf Hermann Dalman vor.3

      Parallel zur Menge der von christlichen Gelehrten herausgegebenen Lehrmittel gab es auch eine große Anzahl von Lehrbüchern des Biblisch-Hebräischen, deren Verfasser herkunftsbedingt nicht an einer theologischen Fakultät und nicht einmal an einer öffentlichen Bildungseinrichtung tätig sein durften. Viele jüdische, als Schullehrer und Rabbiner tätige Autoren haben Unterrichtsbücher geschrieben,4 die teilweise dezidiert „für die israelitische Jugend“5 bzw. „für die Jugend jüdischer Nation“6 bestimmt waren. Die didaktische Erschließung des Hebräischen von jüdischen Autoren mag sich teilweise am Beispiel der von christlichen Gelehrten geschriebenen Bücher orientieren, gleichzeitig war sie aber auch eine Antwort auf die von der Haskala, der jüdischen Aufklärung, geforderten Zuwendung zum Hebräischen als Nationalsprache.

      Der Unterrichtsgegenstand der jüdischen Lehrbücher war biblisches Hebräisch, seine grammatischen Regeln sowie sein Wortschatz; aber im Unterschied zu ihren christlichen Pendants zeichneten sie sich durch den Gebrauch hebräischer grammatischer Terminologie sowie durch zum Teil frei konstruierte Übungssätze aus.

      Philippssohn fügte seinen Beispieltexten „Gedichte, Gebete, Sittensprüche, Erzählungen und Fabeln“7 hinzu, während das Lehrbuch von Troller, wie es im Untertitel heißt, „besondere Rücksicht auf Ermittlung [sic] eines leichteren Verständnisses der Gebetssprache“8 nahm und Beispielsätze in teilvokalisierter oder vokalloser Form anführte. Sowohl in der Zielsetzung als auch im Aufbau zeigen diese zwei Bücher eine programmatische Ausrichtung auf in jener Zeit bekanntes nachbiblisches Hebräisch. Das Buch von Wolf und Salomon war gemäß dem Untertitel zwar für das „Erlernen des Hebräischen und des Rabbinischen“9 vorgesehen, aber in seinem fünften Abschnitt wurden nicht die grammatischen Merkmale des Mischna-Hebräischen erklärt, sondern lediglich einzelne Wörter sowie Talmudtexte in kursiver mittelalterlicher ‚Raschi‘-Schrift dargeboten.

      Was die zu Beginn des 19. Jh.s erschienenen Lehrbücher von Philippssohn und Wolf/Salomon besonders interessant macht, sind die Abschnitte zum Jüdisch-Deutschen, also Deutsch geschrieben in hebräischen Buchstaben.10 Diese Anlage der Unterrichtswerke zeigt, dass es den Verfassern im Sinne der Haskala um eine umfassende sprachliche Bildung der Volks- und Glaubensgenossen ging. Dabei wurden zwischen zwei Buchdeckeln Lehrmaterialien gemäß der von Aufklärern geforderten Zuwendung sowohl zum Hebräischen als traditioneller Nationalsprache, als auch zum Deutschen als Bildungssprache angeboten. Das Lehrbuch des Biblisch-Hebräischen von Schalom Yakob Kohen wurde in Daytshmerish verfasst – einem sehr stark am Deutschen orientierten Yiddisch.11

      Neben der Suche nach der inhaltlich und didaktisch optimalen Form der sprachlichen Beschreibung wurden im 19. Jh. viele Einzelfragen der biblisch-hebräischen Grammatik und Lexikographie in Monographien und Aufsätzen untersucht. Ein stark ausgeprägter Forschungsbereich war die Textkritik, deren Behandlung zum großen Teil mit (Er-)Klärungen von grammatischen Phänomenen einherging. Die meisten Aufsätze erschienen in theologischen bzw. alttestamentlichen Publikationsorganen, aber auch in einigen breiterer, z.B. orientalistischer und semitistischer, Ausrichtung. Jüdische Gelehrte veröffentlichten ihre Studien meist in Zeitschriften, die jüdische Tradition und Religion im Geiste der Wissenschaft des Judentums erforschten, wie z.B. die von Zacharias Frankel herausgegebene Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Mit dem ersten Heft des 83. Bandes im Januar 1939 wurde ihr Erscheinen eingestellt.

      Die lexikographische Arbeit fand ihren Ausdruck in mehreren umfangreichen Wörterbüchern.12 Von besonderem Interesse ist das deutsch-neuhebräische Wörterbuch von Carl Gottlieb Elwert.13 Das biblisch-hebräische Wörterbuch von Wihelm Gesenius wurde von verschiedenen Gelehrten weitergeführt, erlebte im Vergleich mit anderen Lexika die meiste Anzahl von Auflagen und erhielt durch das Mitwirken von Frants Buhl14 (ab 1895) seine im 20. Jh. als ‚kanonisch‘ geltende Form.15

      Die Herausgabe der biblisch-hebräischen Grammatiken16 und Wörterbücher17, wurde im 20. Jh. in kleinerem Umfang weitergeführt. 1913 erschien die zweite deutschsprachige Grammatik des Mischna-Hebräischen von Karl Albrecht.18 Während einige aus dem 19. Jh. stammenden Werke neue Auflagen und Bearbeitungen