Hans Pancherz

Die Herbst-Apparatur


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      Die Herbst-Apparatur

      Hans Pancherz

      Die Herbst-Apparatur

      Erfolgreiche Behandlung von Klasse-II-Dysgnathien

      Mit einem Beitrag von:

      Björn Ludwig

      Jens J. Bock

      Simon Graf

      Dirk Wiechmann

      Ein Buch – ein Baum: Für jedes verkaufte Buch pflanzt Quintessenz gemeinsam mit der Organisation „One Tree Planted“ einen Baum, um damit die weltweite Wiederaufforstung zu unterstützen (https://onetreeplanted.org/).

      Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

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      Lektorat, Herstellung und Reproduktionen:

      Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

      ISBN: 978-3-86867-613-6

      Obwohl die Astronomie sagt, dass jeden Tag acht neue Sterne geboren werden, habe ich bisher nur zwei Sternengeburten erlebt, und die konnte ich nicht in der Galaxie, sondern hier auf Erden beobachten. Die zweite war die Vorstellung des Invisalign-Systems 1999 in San Diego durch Robert Boyd. Meine erste Sternengeburt fand jedoch schon 1982 in Atlanta statt, als Hans Pancherz dort seine erfolgreichen Distalbiss-Behandlungen mit dem Herbst-Scharnier vorstellte – es gab kaum einen Zuhörenden, der seinen staunend offenen Mund zubekam. Mir ging das ebenso.

      Doch wer war da der Star? Das Okklusionsscharnier, bereits 1905 von Emil Herbst entwickelt, das bestenfalls noch in wenigen Praxen in der untersten Schublade Staub ansetzte? Nein, dazu fehlte ihm der Sex-Appeal des völlig Neuen. Hans Pancherz? Der erst recht nicht, denn er hielt sich mit seinem freundlich-verbindlichen, ernsthaft-wissenschaftlichen, bescheiden-introvertierten (skandinavischen?) Verhalten in unvergleichlicher Weise zurück. Der Star war eine wiederbelebte, sichere (da weitgehend mitarbeitsunabhängige) Behandlungsmethode zur Korrektur von Distalbissen, die in vieler Hinsicht besser war als die allgemein praktizierten Therapien mit funktionskieferorthopädischen Geräten oder gar mit einer der ebenso zahlreichen Headgear-Formen.

      Ich war so begeistert von der alten neuen Technik, dass ich Hans Pancherz gleich im folgenden Jahr zu einem Vortrag nach Berlin bat. Und so begann eine Bekanntschaft, die sich über Jahre und viele gemeinsame Vorträge bei weltweiten Kongressen zu einer kollegialen Freundschaft entwickelte – eine Freundschaft, die von meiner Anerkennung dafür geprägt war, dass Hans „sein“ Behandlungssystem in aller Konsequenz von allen Seiten her beleuchtete, wobei er oft bemerkenswerte, außerordentliche Mitautoren hatte. So entstand langsam ein Lebenswerk, das seinesgleichen sucht und logischerweise zu dem Buch führt, das Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen, jetzt in Ihren Händen halten. Und dem ich vor allem den verdienten Erfolg uneingeschränkt wünsche.

      Nun will ich Sie alle, die Sie mir bis hierher gefolgt sind, nicht weiter vom Lesen des nachfolgenden Textes abhalten und daher zum Ende kommen. Doch vor dem Schlusspunkt noch eine Bemerkung: Die meisten Größen der Kieferorthopädie berichten stets nur über Erfolge ihrer Behandlungssysteme. Eine wahre kieferorthopädische Koryphäe wie Hans Pancherz hat dagegen die Größe zu belegen, dass es trotz allen Könnens noch Misserfolge und Rezidive gibt. Das macht dieses Lehrbuch in meinen Augen einzigartig.

      Die Leserinnen und Leser werden dir für deine unbestechliche Sachlichkeit danken, lieber Hans. Aber noch mehr schulden dir die zahllosen Patientinnen und Patienten Dank, denen durch das „Pancherz-Scharnier“ ein schwerwiegender kieferchirurgischer Eingriff erspart blieb!

      Prof. em. Dr. Rainer-Reginald Miethke

      Nach der „Wiederentdeckung“ der Herbst-Apparatur vor ca. 40 Jahren war das Gerät für mich in erster Linie ein ideales Mittel in der kieferorthopädischen Forschung. Das Gerät ist festsitzend, die Mitarbeit des Patienten ist für die korrekte Funktion der Apparatur nicht erforderlich und die Behandlungszeit ist kurz. Somit konnte die Apparatur einen großen Beitrag zur Beantwortung von grundsätzlichen Fragen in der Kieferorthopädie leisten: (1) Kann das Kiefergelenkwachstum stimuliert werden? (2) Wird die Kaufunktion bzw. die Kaumuskelaktivität beeinflusst? (3) Ist die Korrektur der Klasse-II-Okklusion skelettal und/oder dental bedingt?

      Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Herbst-Apparatur nicht nur ideal in der Forschung, sondern auch ein zuverlässiges Gerät bei der Behandlung des Distalbisses ist. Das Buch ist eine Zusammenstellung der wichtigsten Erkenntnisse über die klinischen Möglichkeiten einer erfolgreichen Behandlung mit der Herbst-Apparatur.

      In den Beiträgen 1 bis 17 werden klinische Probleme bei der Distalbiss-Therapie dargestellt. Es sind Probleme, die mit der Herbst-Apparatur einfacher und sicherer behandelt werden können als mit herkömmlichen abnehmbaren und/oder festsitzenden Geräten:

      •„Extraktionsfälle“ können oft mit dem Herbst-Gerät ohne Entfernung von bleibenden Zähnen therapiert werden.

      •Bei unilateralen Klasse-II-Dysgnathien mit Mittellinienabweichung kann eine asymmetrische Vorverlagerung des Unterkiefers mit der Herbst-Apparatur die bessere Therapie als eine Extraktion von drei oder vier Prämolaren sein.

      •Bei Klasse-II-Dysgnathien mit Engständen im Oberkiefer-Frontzahnbereich (Schneidezähne oder Eckzähne) kann der „Headgear-Effekt“ der Herbst-Apparatur gezielt verwendet werden, um ausreichend Platz durch eine Distalisation der Seitenzähne zu schaffen.

      •Bei der Klasse-II-Therapie von jungen Erwachsenen kann die Herbst-Apparatur eine echte Alternative zur kieferchirurgischen Kieferlagekorrektur sein.

      Im Beitrag 18 wird der Bisstyp (eine neue Methode zur Klassifikation der sagittalen Okklusion) vorgestellt. Das Verfahren ist im Grunde eine erweiterte Angle-Klassifikation, aber ohne die Nachteile dieser Methode.

      Im Beitrag 19 wird von Herrn Dr. Björn Ludwig und Koautoren die Herstellung der modernen gegossenen Herbst-Apparatur nach dem CAD/CAM-Verfahren gezeigt.

      Zur Beantwortung von klinischen Forschungsfragen oder zur Demonstration von Patienten ist eine gute Fotodokumentation essenziell. Die in diesem Buch vorgestellten Patienten wurden bei jedem zweiten Besuch (alle 10 bis 12 Wochen) fotografiert. Während meiner Zeit in Malmö/Schweden war ich selbst der Fotograf. Später in Gießen/Deutschland stand bei allen Fotos mein geschätzter Mitarbeiter, Fotograf Herr Hartmut Meyer, hinter der Kamera, bei dem ich mich herzlich bedanken möchte.

      Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine erkenntnisreiche Lektüre.

      Hans Pancherz

      Gießen, im Herbst 2021

      Hans