Hans Pancherz

Die Herbst-Apparatur


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      Abb. 9a bis c MRT der Kiefergelenke (re. Seite) eines 16-jährigen Mädchens, das 7 Monate mit der Herbst-Apparatur behandelt wurde: a) Vor der Behandlung. Zu beachten sind das homogene MRT-Signal im Knochen des Kondylus und die zentrale Position des Gelenkkopfes in der Gelenkpfanne. b) Nach 12-wöchiger Behandlung. Zu beachten sind die Anbauprozesse am distalen Rand des Kondylus und die anteriore Position des Gelenkkopfes in der Gelenkpfanne. c) Nach Abschluss der Behandlung. Zu beachten sind die Anbauprozesse sowohl am distalen Rand des Kondylus wie auch an der posterioren Wand der Fossa glenoidalis und die zentrale Position des Gelenkkopfes in der Gelenkpfanne.

      Abb. 10 Affe und Mensch behandelt mit der Herbst-Apparatur. Untersuchung der Kiefergelenke beim Affen mittels Histologie und beim Menschen mithilfe der MRT. Zu beachten ist die erhöhte Zellaktivität in der prechondroblastischen/chondroblastischen Wachstumszone des Kondylus beim Affen und das erhöhte MRT an der entsprechend gleichen Stelle des Kondylus beim Menschen (histologische Bilder modifiziert nach Peterson und McNamara40).

      Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass bis heute eine Stimulation des Unterkieferwachstums nur bei festsitzenden (Herbst-Apparatur), aber nicht bei abnehmbaren (Aktivator) FKO-Geräten nachgewiesen werden konnte.

      Abnehmbare oder festsitzenden FKO-Geräte

      Bei der Wahl zwischen einem abnehmbaren (Aktivator) und einem festsitzenden (Herbst-) FKO-Gerät zur Behandlung des Distalbisses stellt sich die Frage: Ist das eine Gerät „besser“ als das andere? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Unter gewissen Voraussetzungen hat das abnehmbare Gerät Vorteile gegenüber dem Festsitzenden. Unter anderen Voraussetzungen verhält sich die Sache umgekehrt. Zu den Indikationen bzw. Kontraindikationen für den Aktivator bzw. der Herbst-Apparatur ist folgendes zu erwähnen:

      •Umgekehrt ist der Aktivator im bleibenden Gebiss ungeeignet, während die Herbst-Apparatur in dieser Gebissentwicklungsphase ihre Hauptindikation hat41.

      •Voraussetzung für eine erfolgreiche Aktivator-Behandlung ist eine ungehinderte Nasenatmung. Bei der Herbst-Behandlung spielt die Atmungsweise (Nase oder Mund) keine entscheidende Rolle41.

      •Weiterhin entscheidend für eine erfolgreiche Aktivator-Behandlung ist die Mitarbeit des Patienten: Keine Mitarbeit – kein Ergebnis. Bei der Herbst-Apparatur ist die Patienten-Kooperation weniger wichtig für den Behandlungserfolg, da das Gerät festsitzend ist41.

      Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich abnehmbare (Aktivator) und festsitzende (Herbst) FKO-Geräte ergänzen: Abnehmbare Apparaturen bei einer Frühbehandlung, festsitzende Apparaturen bei einer Spätbehandlung.

      Schlussfolgerung

      Bei der Distalbiss(Klasse II)-Behandlung ist jede kieferorthopädische Apparatur (abnehmbar oder festsitzend), bei der das Bite-Jumping-Prinzip zur Anwendung kommt, eine FKO-Apparatur. Entscheidend für die korrekte Funktion der Apparatur und für den Behandlungserfolg ist somit die Vorverlagerung des Unterkiefers während der Behandlung und nicht die Muskelfunktion.

      Vorwiegend unklar und rätselhaft bei der Behandlung mit vor allem abnehmbaren FKO-Geräten ist weiterhin:

      •die Höhe des Konstruktionsbisses,

      •das Ausmaß (klein oder groß) und die Art (einen Schritt oder mehrere Schritte) des Bite Jumpings,

      •die Möglichkeit, das Unterkieferwachstum zu stimulieren, und

      •der klinische Anwendungsbereich von abnehmbaren sowie festsitzenden Geräten.

      Literatur