Rita Hajak

Mord am alten Friedhof


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in seine Hose. Er konnte nicht vermeiden, dass sich seine Männlichkeit regte.

      Sie küsste die kleine Narbe an seiner Schläfe. »Das hört sich gut an. Komm, leg dich hin, mache es dir bequem«, forderte sie ihn mit ihrer erotischen Stimme auf. Ihre langen, schlanken Beine schoben sich auf seinen Schoß. Geschwind zerrte sie ihm die Hose herunter. Er ließ es geschehen und übergab sich ihren geschickten Händen.

      Später fragte er: »Was machst du, außer hier zu sein?«

      Ihre Gesichtszüge änderten sich schlagartig. »Das ist eine lange Geschichte. Ich mache es kurz«, sagte sie abweisend. »Meine Mutter starb, ich stand mitten im Studium und musste für meinen Unterhalt sorgen. Die Wohnung war zu teuer. Eine Freundin hat mich hierzu überredet, und ich habe es als Alternative angenommen. Es ist mir weiß Gott nicht leicht gefallen. Mit dem Studium bin ich in einem halben Jahr fertig. Dann verlasse ich dieses Etablissement. Jetzt habe ich dir genug erklärt.« Sie lachte.

      Er nickte. »Eine Frage noch. Was studierst du?«

      »Jura!«

      »Kompliment. Du bist ein tolles Mädchen. Ich wünsche dir viel Glück. Verrätst du mir deinen richtigen Namen und die Haarfarbe, die du unter der Perücke versteckst?«

      Sie streifte mit einer lässigen Bewegung die blonde Mähne vom Kopf und sagte: »Nadine und du?«

      »Hellbraun und genauso lang wie das Perückenhaar. Steht dir ehrlich gesagt viel besser«, meinte er und grinste. Ich heiße Tobias.«

      »Wäre schön, wenn wir uns wiedersehen«, sagte sie.

      »Das lässt sich einrichten.«

      »Fein, schau vorbei, wenn du in der Nähe bist. Sofern ich noch hier bin.« Sie zog ihren roten Lackmantel über und begleitete ihn die Treppe hinunter zum Ausgang. Dort steckte sie ihm ein Kärtchen mit ihrer Handynummer zu.

      Tobias lächelte erfreut und trat durch das Tor hinaus auf die Straße.

      Kapitel 2

       Freitag, 7. April 2018

      Lauenbergs Handy piepste. Verschlafen griff er danach und schaltete es aus. 6:50 Uhr. Zeit aufzustehen. Er streckte sich, sprang mit einem Satz aus dem Bett, und huschte ins Bad. Die kühle Dusche tankte seinen Körper mit Energie auf. Danach kleidete er sich an und warf einen Blick aus dem Fenster. Grau, triste und einen feinen Schneeteppich auf der Straße, konnte er erkennen. Auch das noch, dachte er. Ohne Frühstück verließ er das Haus. Er wollte vermeiden in einem möglichen Verkehrschaos stecken zu bleiben.

      Hauptkommissar Steffen Lauenberg kam gleichzeitig mit seiner Kollegin auf dem Parkplatz des Polizeipräsidiums an.

      »Guten Morgen, Frau Schneider«, grüßte er. »Sind Sie problemlos durchgekommen? Sie wohnen doch in Bad Camberg?«

      Sie nickte. »Guten Morgen, Kollege, ich bin rechtzeitig losgefahren. Zehn Minuten hat es länger gedauert, als sonst.«

      Gemeinsam betraten sie das Gebäude.

      Im Büro goss sich Lauenberg einen Kaffee ein, den die Sekretärin bereitgestellt hatte. Geduldig wartete er bis Silke Schneider ihren Mantel ausgezogen und an ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte.

      »Ekliges Wetter. Ich hoffe, der Frühling setzt sich bald durch«, sagte er und reichte ihr eine Tasse Kaffee, was sie erstaunt aufblicken ließ. Das tat er das erste Mal, seit er vor einer Woche ins K11 gekommen war.

      »Was haben Sie gegen das Wetter? Es ist April, der weiß nicht, was er will«, ulkte Silke. »Da gibt es schöne Tage, Regen oder Schnee. Was ist los? Sie schauen mich so komisch an.«

      Er atmete tief durch. »Wenn ich daran denke, dass heute ihr letzter Tag ist, macht mich das traurig. Sie sind eine tolle Kollegin.«

      »Oh, vielen Dank, ein schönes Kompliment. Aber wie ich Ihnen bereits erzählt habe, mache ich das meiner Tochter zuliebe. Sie steht vor dem Abitur, braucht ein bisschen Unterstützung. Es sind nur sechs Wochen, dann bin ich wieder zurück. Außer unserem Chef, Andreas Hauser und Frau Dr. Eichhorn, sind alle alten Kollegen weg; mich vermisst ohnehin keiner.«

      »Ich schon. Wäre schön gewesen, Sie an meiner Seite zu wissen.«

      Silke klopfte ihm auf die Schulter. »Das höre ich gerne. Ich hoffe, Sie bleiben länger, als Ihre Vorgänger.«

      Gerd Schröder, der neue Kriminalassistent, ein netter Typ und Computerspezialist, platzte herein. »Was machen Sie für Gesichter? Egal, vertagen Sie Ihren Kummer. Es gibt einen Toten«, sagte er und reichte Lauenberg einen Zettel mit knappen Informationen.

      »Geht klar, machen wir unsere Arbeit«, sagte er. »Wenn alles passt, bleibe ich bis zu meiner Pension«, versprach Lauenberg lächelnd. »Wann kommt der Ersatz für Sie, Kollegin?«

      »So viel ich weiß, am Montag. Da wären Sie am Wochenende mit Gerd alleine.«

      »Das ist kein Problem. Ich habe am Sonntag zwar frei, bin jedoch in Bereitschaft.«

      »Wo geht es hin, am frühen Morgen?«, fragte Silke.

      Lauenberg schaute auf das Blatt Papier in seiner Hand. »Zum alten Friedhof, nördlich der Stadt.« Er verzog das Gesicht.

      Silke schlüpfte in ihren Mantel und sagte: »Keine Angst. Das ist inzwischen ein Freizeit- und Erholungspark.«

      »Das beruhigt mich.«

      Sie nickte. »Also, fahren wir.«

      Nebelnässe schlug sich auf dem Asphalt nieder. Der Schnee vom gestrigen Abend, war bis auf wenige Flecken, weggetaut. Das Team der Spurensicherung, sowie die Rechtsmedizinerin, waren vor Ort.

      »Wie üblich, seid ihr die Ersten am Tatort, trotz der Wetterlage«, bemerkte Silke.

      Lauenberg trat zu dem Toten, der im Gebüsch lag. Er wandte sich um. »Wissen Sie, wer er ist?«, fragte er Andreas Hauser, den Leiter der Spurensicherung.

      »Wie der aussieht, erkennt ihn niemand«, meinte Silke erschüttert.

      »Lauenberg zog Gummihandschuhe über und beugte sich zu dem Toten herab. »Er ist schlimm zugerichtet«, stellte er fest.

      »Jemand hat ihm mit voller Wucht das Gesicht zertrümmert und anschließend mit einem Kopfschuss getötet«, sagte Hauser. Er reichte Lauenberg eine Plastikhülle mit dem Ausweis des Opfers.

      »Michael Steiner, 51 Jahre, wohnhaft in der Comeniusstraße«, las er.

      »Das ist in der Nähe«, sagte Silke.

      Andreas nickte. »Die nächste Straße links. Ich habe noch was für euch.« Er schwenkte eine Plastikhülle, in der sich eine Spielkarte befand. »Hatte er in seiner Jackentasche.«

      »Herzbube. Was bedeutet das?« Lauenberg schaute Silke und Andreas Hauser verwundert an.

      »Ein Zeichen?«, vermutete Silke ein.

      »Er hatte einen Kassenzettel vom Römerkastell in seiner Geldbörse. Die Gaststätte befindet sich ebenfalls in der Nähe. Mehr kann ich euch im Moment nicht sagen.« Andreas wandte sich ab.

      »Frau Dr. Eichhorn, seit wann ist das Opfer tot?«, fragte Lauenberg.

      Sie schaute ihn lächelnd an. »Vorsichtig ausgedrückt: seit gestern Abend zwischen 23 Uhr und Mitternacht. Er war nach einem kräftigen Schlag, mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf, wehrlos. Möglicherweise ein Stein. Der Täter muss das Opfer hierher geschleift, mit Fußtritten attackiert, und dann erschossen haben. Ich vermute, dass er bereits bewusstlos gewesen war, als der Schuss fiel. Das Projektil ist wieder ausgetreten. Genaueres, wie gehabt, nach der Obduktion.«

      »Was halten Sie davon, Frau Schneider?« Lauenberg schaute sie fragend an.

      »Schwer zu sagen. Sieht wie eine Hinrichtung aus. Wir brauchen mehr Information. Wir suchen seine Adresse auf. Wenn es Angehörige gibt, müssen