Rita Hajak

Mord am alten Friedhof


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      »Zum Römerkastell, in der Adlerstraße. Ist wenige Minuten vom Tatort entfernt!«, kam die Antwort.

      »Schauen Sie bitte im PC nach, ob die geöffnet haben«, sagte Lauenberg zu Gerd, der an seiner Bürotür stand.

      »Mach ich, Chef.«

      Lauenberg schüttelte unmerklich den Kopf. Er mochte diese Anrede nicht.

      Gerd nickte durch die Glasscheibe und hob den Daumen.

      »Wollen Sie mitfahren, wir schauen uns den Laden mal an.« Lauenberg griff nach seiner Jacke.

      Gerd war sofort bereit.

      Schweigend fuhren sie durch die Straßen, bis Gerd sagte: »Da ist es.«

      Die Tür zur Gaststätte stand offen und sie traten ein. Eine Frau, mittleren Alters und rundlicher Figur, stand hinter dem Tresen und spülte Gläser. Gäste waren keine anwesend. Lauenberg zeigte seinen Dienstausweis, nannte seinen und Gerds Namen.

      »Wie kann ich Ihnen helfen?« Die Wirtin schaute sie freundlich an.

      »Kalt hier«, stellte Lauenberg fest.

      »Morgens muss gelüftet werden«, sagte die Frau. »Aber ich schließe die Tür.«

      Lauenberg bedankte sich. »Ich gehe davon aus, dass sie die Chefin sind?«

      »So ist es. Sabine Steger.«

      »Frau Steger, vorgestern Abend trafen sich bei Ihnen Männer zum Kartenspiel.«

      Die Wirtin nickte. »Wie an jedem Donnerstag.«

      »Kennen Sie die Männer?«, fragte er.

      »Das wäre zu viel gesagt. Ich kenne ihre Vornamen und ihre Gesichter. Die meisten kommen jeden Abend auf ein Bierchen, plaudern und sind eine Stunde später wieder weg. Es sei denn sie spielen Skat. Den Michael und seine Frau kenne ich länger. Hin und wieder kommen sie zum Essen, wenn ich einen Schnitzeltag habe.«

      »Sie meinen Michael Steiner?« Lauenberg schaute sie fragend an.

      Die Wirtin lachte. »Den ewigen Gewinner der Skatrunde. Ein sympathischer Mann.«

      »Gab es am Donnerstag oder an anderen Tagen Streit untereinander?«, wollte Gerd wissen.

      »Die sticheln ein wenig, wenn der Michael gewinnt. Für die Männer ist er ein heldenhafter Falschspieler. Sie meinen es nicht ernst, wollen mit Freibier getröstet werden. Das funktioniert«, erklärte die Wirtin.

      »Spielt er falsch?«, fragte Lauenberg und schaute sich um. Die Kneipe war gemütlich eingerichtet und machte einen sauberen Eindruck.

      »Gott bewahre, Michael ist ein hervorragender Spieler. Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer. Ich glaube, er hatte früher erfolgreich an Turnieren teilgenommen. Er hat es nicht nötig falsch zu spielen«, sagte die Wirtin. »Sie haben mir nicht gesagt, worum es geht.«

      Lauenberg räusperte sich. »Herr Steiner ist tot. Ermordet.«

      »Nein!«, rief die Frau entsetzt und schlug die Hände vors Gesicht. »Das kann nicht sein. Er ist vorgestern Abend munter und vergnügt nach Hause gegangen.«

      »Wann war das?«

      »Kurz vor 23 Uhr.«

      »Das wissen Sie so genau?«

      Frau Steger nickte, mit Tränen in den Augen. »Nachdem er gegangen war, hörte ich mir die Nachrichten im Radio an.«

      »Ist Ihnen irgendwas Außergewöhnliches aufgefallen?«

      Die Frau schüttelte den Kopf. »Ein Mann betrat kurz zuvor das Lokal, trank eine Cola und ging wieder.«

      »Kannten Sie ihn.«

      »Noch nie hier gesehen.«

      »Wie sah er aus?«

      Die Wirtin rollte mit den Augen. »Sie können Fragen stellen. Er war jung, Mitte zwanzig, groß, schlank, hatte kurzes dunkelblondes Haar. Er hätte noch etwas vor, hörte ich ihn sagen.«

      »Würden Sie ihn wieder erkennen?«

      »Ich denke schon, Herr Hauptkommissar.«

      »Wann hat er die Gaststätte verlassen?«, fragte Gerd.

      »Das weiß ich nicht genau. Auf jeden Fall vor Michael.«

      »Wann können wir mit den Männern sprechen?«

      »Jeden Tag, ab 18 Uhr. Sie sind pünktlich wie die Maurer.«

      »Betreiben Sie die Gaststätte alleine?«

      »Als mein Mann vor zwei Jahren starb, blieb mir nichts anderes übrig. Abends habe ich für drei Stunden eine Bedienung und einen Koch in der Küche gibt es auch«, sagte sie.

      »Sind die beiden ebenfalls heute Abend zu sprechen?«, fragte Lauenberg.

      »Jawohl«, bestätigte die Wirtin.

      »Vielen Dank, wir schauen noch mal vorbei.« Lauenberg nickte ihr freundlich zu.

      »Was denken Sie?«, fragte Gerd, als sie draußen waren.

      »Es ist nicht auszuschließen, dass der Fremde etwas damit zu tun hat, obwohl nicht jeder fremde Gast ein Schlitzohr sein muss. Ich hoffe, einer der Männer kann ihn näher beschreiben«, seufzte Lauenberg. Sein Handy klingelte. Es war Frau Hofer, die Sekretärin. »Was gibt’s?«

      »Frau Dr. Eichhorn hat angerufen. Sie hat was entdeckt. Fahren Sie bitte auf dem Rückweg in der Rechtsmedizin vorbei.«

      »Danke, Frau Hofer, machen wir. Wäre wünschenswert, wenn sie etwas gefunden hätte, was uns weiter helfen könnte«, sagte Lauenberg.

      Gerd nickte.

      Die Ärztin winkte ihnen zu, als sie ankamen. »Schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten.«

      »Was haben Sie entdeckt, Frau Doktor?« Lauenberg war ungeduldig. Ihm ging es nie schnell genug.

      »Gemach, gemach«, sagte sie. »Kommen Sie mit.« Die Ärztin machte es spannend.

      Sie betraten den Untersuchungsraum und sahen auf dem Tisch den Leichnam des Opfers liegen.

      Lauenberg konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Nun raus mit der Sprache«, Frau Dr. Eichhorn.«

      »Ich weiß, Geduld ist nicht Ihre Stärke, das habe ich in der kurzen Zeit schon mitbekommen«. Sie trat an den Tisch und nahm die rechte Hand des Toten. »Schauen Sie hier. In der Innenfläche ist ein kleiner Schatten zu sehen, dem ich anfangs keine Bedeutung beigemessen hatte. Doch bei genauerer Untersuchung stellte ich fest, dass es ein winziger Blutstropfen war.«

      »Und?« Lauenberg schaute sie erwartungsvoll an.

      »Es ist nicht sein Blut, stimmt’s?«, mischte sich Gerd ein.

      »Treffer. Es könnte somit das Blut des Täters sein.« Die Ärztin lächelte.

      »Ein wertvoller Hinweis den Täter zu überführen. Wir müssen ihn nur finden. Wir lassen es mal durch die Datenbank laufen.«

      »Hatte ich bereits veranlasst. Leider kein Ergebnis«, sagte sie.

      »Danke, Frau Doktor.« Lauenberg reichte ihr die Hand.

      Im Flur, auf dem Weg in ihr Büro, kam ihnen Dr. Manderbach entgegen.

      »Frau Dr. Eichhorn hat noch was entdeckt. Fremdes Blut in der Handinnenfläche des Toten«, begann Lauenberg das Gespräch. »Anhand dieser DNA können wir den Täter entlarven. Bedauerlicherweise ist in der Datenbank nichts gelistet.«

      »Das ist schade«, gab Dr. Manderbach zu. »Gibt es Verdächtige?«

      Lauenberg nickte. »Ein junger Mann, der sich in der Gaststätte kurzzeitig aufgehalten hat. Keiner kannte ihn. Ich werde heute Abend die Männer befragen, ob jemand den Mann beschreiben kann, in der Hoffnung, es lässt sich ein Phantombild erstellen. Außerdem entnehme