Magda Trott

PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band


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Denn mir leuchtet die Sonne im Herzen.«

      Pommerle sah in Sabines glückliches Gesicht. Dem Kinde wurde andachtsvoll zumute. Ja, das war ein Lied, wie es zu Sabine paßte, die sich die Sonne eingefangen hatte und in deren Herzen es hell und licht war. Dann blickte Pommerle auf den alten Harfen-Karle, der auch seinerseits schmunzelnd zu dem Kinde hinüberschaute.

      »War's gut so?«

      »Lieber, lieber Harfen-Karle«, sagte Pommerle, und in diesen wenigen Worten lag heißer Dank einer beglückten Kinderseele.

      »Wie schön, wie wunderschön war das!« sagte nun auch Sabine.

      »Hat es dir Freude gemacht?« forschte die Kleine.

      »Ich habe schon viele schöne Tage erlebt, Pommerle, doch der heutige war wohl der schönste von allen. Nun hast du es auch gehört, daß es das Schönste und Beste ist, wenn man sich die Sonne im Herzen eingefangen hat.«

      Pommerle breitete die Arme aus. »Oh,« rief es glücklich, »jetzt weiß ich, wie es ist, wenn die Sonne ins Herz hineinrutscht, Mir ist so heiß hier drin, es klopft so furchtbar. Oh, ich bin so froh, so froh! Bist du nun auch wirklich glücklich, Sabine? Und war's schön, was der Harfen-Karle sang?«

      »Das alles habe ich dir zu verdanken, Pommerle, dir und deinem guten Onkel.«

      »Onkel, nun habe ich auch die Sonne im Herzen und, nicht wahr, du auch, denn die Sabine ist so froh und zufrieden.«

      Professor Bender legte den Arm zärtlich um sein kleines Pflegetöchterchen und drückte das Kind an seine Brust.

      Kleine Ursachen, große Wirkungen

       Inhaltsverzeichnis

      »Pommerle!«

      Die Tante rief das kleine Mädchen aus dem Wohnzimmer in die Küche. Pommerle kam gelaufen und fragte, was es solle. Schweigend wies Frau Bender auf den Küchenschemel, auf dem Pommerles Mütze lag.

      »Ach so!« sagte das Kind kleinlaut, »da ist sie wieder mal liegengeblieben. Ich weiß schon, wo sie hingehört: in den Flur, an den Haken.«

      »Wenn du die Mütze angehängt hast, gehst du einmal hinüber zum Onkel ins Arbeitszimmer, aber bald, ehe er zurückkehrt. Dort sieh dich um.«

      Pommerle senkte den Kopf, nahm die Mütze, hing sie im Flur auf und begab sich zögernden Schrittes ins Arbeitszimmer des Onkels. Auf einem der Klubsessel lagen, unordentlich hingeworfen, verschiedene Puppenkleider. Rasch griff das Kind danach und sagte seufzend:

      »Schrecklich, daß immer alles liegenbleibt! Dabei wollte ich mich doch bessern.«

      Mit den Puppenkleidern kehrte es in sein Zimmerchen zurück. Es war ein kleiner, aber sehr freundlich eingerichteter Raum, in dem Pommerles Bett stand, am Fenster ein Tisch, der zum Spielen und zum Arbeiten diente. Das Zimmer lag neben dem Schlafraum der Pflegeeltern. Nachts blieb die Verbindungstür offen, denn Frau Bender wollte das kleine, temperamentvolle Mädchen möglichst viel unter ihren Augen haben.

      Nicht immer sah es in Pommerles Stübchen so ordentlich aus wie eben jetzt, denn Anna, das tüchtige, langjährige Hausmädchen, hatte alles, was unordentlich umherlag, fortgeräumt und an seinen Platz gelegt. Gar zu oft mußte Frau Bender ihr Pflegetöchterchen daran erinnern, daß in einem Kinderzimmer auch Ordnung zu herrschen habe, daß es die Spielsachen, die benutzt worden waren, selbst wieder forträumen müsse. Es kam oftmals vor, daß Pommerle nach etwas suchte, dann klang sein Stimmchen weinerlich durch die Zimmer:

      »Wo ist mein Federkasten, wo sind meine Handschuhe?«

      »Wenn die Sabine auch alles so herumwerfen wollte«, sagte Pommerle zu sich selbst, »würde sie es nicht finden. Sie kann doch nicht so sehen wie ich.«

      Dann legte das Kind die Puppenkleider ordentlich in den kleinen Puppenschrank, drohte dem Puppenkind mit dem Finger und meinte ernsthaft:

      »Daß du mir als großer Mensch ordentlich wirst, ich kann keine Liederlichkeit leiden. Nur nichts herumwerfen! Hörst du?«

      Aufmerksam schaute sich die Kleine im Raume um. Alles war an seinem Platz. Wenn die Tante kam, würde sie nichts zu tadeln finden.

      Die Schulaufgaben waren gemacht, nun galt es, sich den Weihnachtshandarbeiten zuzuwenden, denn das Fest war nicht mehr fern. Pommerle seufzte. Es hatte noch viel zu tun. Da es in der Schule gelernt hatte, Strümpfe zu stricken, wollte es dem Onkel ein Paar derbe, graue Socken herstellen. Ein Strumpf war bereits unter Anleitung der Lehrerin fertig geworden, aber der zweite war noch stark im Rückstand. Dazu kam, daß auch die Pulswärmer für Jule noch manche Arbeitsstunde erforderten. Der eine war auch fertiggestellt, schön, warm und lang. In mühsamer Strickarbeit war er gefertigt. Wie würde sich der Jule freuen, denn bei seinen Arbeiten draußen im Hof oder im Schuppen war es mitunter so kalt, daß ihm die Finger steif wurden. Diesem Übel sollten die Pulswärmer abhelfen.

      Das Geschenk für die Tante war fertig und stand wohlverwahrt in Pommerles Schrank. Alltäglich holte das Kind die kleine, selbstgefertigte Kommode hervor, die später auf dem Nähtisch der Tante prangen sollte. Hierfür hatte ebenfalls die Lehrerin die Anleitung gegeben, und voller Begeisterung hatte sich Pommerle dieser niedlichen Handarbeit unterzogen. Sie hatte sechs Streichholzschachteln in zwei Doppelreihen übereinander geleimt, so daß sich sechs kleine Schubfächer ergaben. Um diese sechs Kästchen herum war ein Stoffstreifen gespannt, auf den ein kleines Muster gestickt worden war. Auf dunkelblauem Grunde prangten gelbe und rote Kreuzchen aus Seide. Seit Tagen wartete das Kind darauf, dieses herrliche Geschenk Sabine zu zeigen, die versprochen hatte, in Kürze ihre kleine Freundin Pommerle wieder zu besuchen.

      Pommerle holte den Strumpf und den Pulswärmer hervor. Woran sollte es nun arbeiten? Der Pulswärmer war fast fertig. Es fehlten nur noch die kleinen Zäckchen, die den Abschluß bildeten. Dabei mußte die Tante helfen, denn das war für Pommerle noch zu schwer.

      Das Kind nahm den Pulswärmer zur Hand, stellte aber bald fest, daß es richtiger sei, an dem Strumpfe zu arbeiten, warf ihn auf den Stuhl und begann dann, an dem Strumpfe für den Onkel zu stricken. Immer wieder wurde an dem bereits fertiggestellten Strumpfe gemessen. Pommerle dehnte das gestrickte Stück und fand bald, daß es nun wohl an der Zeit sei, mit der schweren Ferse zu beginnen. Wenn der zweite Strumpf etwas kürzer würde, hatte das wohl nichts auf sich.

      Nachdem Pommerle die ersten Nadeln der Ferse gestrickt hatte und wieder zu messen begann, stellte es erschreckt fest, daß der andere Strumpf viel länger war. Wenn es noch so sehr zog und dehnte, der in Arbeit befindliche Strumpf schrumpfte immer wieder zusammen. Wenn die Tante nachschaute, mußte es am Ende das gestrickte Stück wieder aufziehen. So wollte sich das Kind einmal bei Anna erkundigen, ob es nicht einerlei sei, wenn ein Strumpf kürzer, der andere etwas länger wäre.

      Es strickte zunächst emsig weiter, immer wieder vor sich hin singend:

      »Zwölfmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Weihnachtstag.«

      Doch das Stricken der Ferse war gar zu schwer. Sehr bald glitten einige Maschen von der Nadel, die Pommerle nicht mehr festhalten konnte. So begab es sich zur Tante.

      »Es ist wieder mal ein Unglück bei dem dummen Strumpf geschehen, Tante. Bitte, mache mir doch den Strumpf wieder in Ordnung.«

      »So ist es recht, mein liebes Kind, daß du fleißig arbeitest. Du kannst bei mir im Zimmer bleiben, ich habe auch zu nähen, und wir können uns dabei etwas erzählen. Nun gib einmal her.«

      Mit nicht ganz gutem Gewissen reichte Pommerle den Strumpf hin.

      »Du strickst schon die Ferse? Hast du den anderen Strumpf hier?«

      »Drüben bei mir ist er.«

      »So lauf hinüber und hole ihn.«

      Zögernd ging Pommerle in sein Stübchen, dabei warf es den Pulswärmer, der unordentlich auf dem Stuhl lag, herunter, das Wollknäuel rollte davon, aber Pommerle