Magda Trott

PUCKI (Buch 1-12)


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ist und weil Männe so gerne Wurst frißt. – Er wird sich freuen.«

      »Unserem Männe tut Wurst im Augenblick nicht gut, Pucki.«

      »Er hat sie gestern aber gleich gefressen, sie hat ihm sehr gut geschmeckt. Ach, Vati, ich will auch gar keine Wurst haben, nur der kleine Männe soll gesund werden.«

      »Und die Mutti?«

      »Ja, die Mutti soll auch gesund werden.«

      Frau Sandler lag seit wenigen Tagen zu Bett. Sie hatte sich bei der Wäsche erkältet. Der Arzt war gekommen, da sich Fieber einstellte.

      »Ich glaube, die Mutti ist nicht so krank wie der Männe. Die Mutti lacht noch, aber der liebe Männe liegt ganz still, er wackelt nicht mal mit dem Schwänzchen.«

      Der kranke Dackel bereitete dem Kind große Sorgen. Das Tierchen war alt, und Förster Sandler trug sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, dem treuen Tier durch einen wohlgezielten Schuß ein rasches Ende zu bereiten. Noch wollte er freilich abwarten, ob sich das Befinden des Tieres bessern würde. Sandler wußte genau, daß das Ende des Hundes seiner Tochter einen großen Schmerz bereiten würde.

      »Unser Männe ist so elend«, sagte der Förster, »und so krank, daß er wahrscheinlich sterben muß.«

      »Wenn er stirbt, ist er ganz weg, Vati? Kommt er nie wieder?«

      »Nein, mein Kind.«

      »Dann soll er nicht sterben, er soll bei mir bleiben.«

      An diesem Vormittag belauschte das kleine Mädchen ein Gespräch der Eltern, das ihm das Herz fast zum Stillstehen brachte.

      »Es wird das beste sein, wenn ich Männe totschieße. Er ist gar zu elend.«

      »Er soll sich nicht quälen«, sagte die kranke Förstersfrau. »Es ist eine Wohltat für das Tier, wenn du ihn von den Schmerzen schnell erlöst.«

      Als Sandler das Krankenzimmer verließ, stürzte Pucki auf den Vater zu und umklammerte ihn angstvoll.

      »Nicht totschießen«, rief sie unter hervorbrechenden Tränen. »Du sollst meinen guten Männe nicht totschießen, weil er so elend ist. Ich werde Männe pflegen, ich werde ihm immer meinen Zucker geben. Ich will ihn in mein Bettchen nehmen und immerzu streicheln. Dann lassen wir den Onkel Doktor kommen, der zur Mutti kommt, der muß ihm auch 'ne Medizin geben wie der Mutti. Ach, Vati, Vati – –«

      Pucki konnte vor Weinen nicht weiterreden.

      Der Förster war sehr bestürzt, daß sein Töchterchen die Unterhaltung mit angehört hatte. Gar gern würde er dem Kind den Kummer ersparen. Als er zu Männe trat, um den kranken Hund noch einmal genau anzusehen, kniete Pucki nieder und breitete schützend beide Arme über das Tierchen aus.

      »Vati, schieß lieber einen anderen Hund tot, aber nicht den Männe und nicht den Harras. – Bist du wirklich elend, mein liebes Hündchen? Pucki pflegt dich wieder gesund!«

      »Du brauchst nicht mehr zu weinen, Pucki, der Vati wird noch mal den Tierdoktor rufen lassen. Vielleicht kommt Männe wieder auf die Beine. Aber ganz gesund wird er doch nicht wieder.«

      »Ich werde auch immer artig sein, Vati – ich werde nicht mehr in die Lehmgrube gehen und nicht mehr mit Tannenäpfeln nach den Leuten werfen, die vorübergehen. Wenn du mich wieder in den Wald mitnimmst, geh ich immer gleich nach Hause. – Und wenn die Mutti sich mal wieder ein Kindchen holt, will ich es liebhaben. Oh, Pucki will immer nur artig sein. Aber den lieben Männe darfst du nicht totschießen, weil er so elend ist.«

      Dem Förster tat der Kummer seines Kindes leid; so beschloß er zuvor, nochmals mit dem Tierarzt zu reden. Viel Hoffnung hatte er nicht mehr. Dem alten Hunde wäre es am wohlsten, wenn er ein schnelles Ende fände.

      »Ich muß nun in den Wald gehen, Pucki. Sei recht brav, denn Mutti ist krank. Du darfst ihr keine Sorgen machen, darfst auch nicht lärmen.«

      »Nein, Vati, Pucki ist ganz artig, du kannst ruhig in den Wald gehen, ich passe auf. – Kann ich das Hündchen herumtragen?«

      »Nein, mein Kleinchen, laß Männe ganz ruhig liegen. Es ist ihm am liebsten, wenn er auf seinem Lager bleibt.«

      Das Kind kniete nochmals neben dem Dackel nieder, streichelte ihn zärtlich und sagte beruhigend: »Er schießt dich nicht tot, kleines, liebes Hündchen, weil du so elend bist. Du kriegst Zucker und Muttis Medizin, dann wirst du wieder gesund.«

      Der kranke Hund leckte die Händchen des Kindes, dann streckte er sich wieder aus und schloß die Augen.

      Auf leisen Sohlen schlich Pucki ins Zimmer der Mutter. Sie war nicht elend, es ging ihr ganz gut, denn sie lachte noch, wenn sie Pucki sah.

      »Stehste nu bald wieder auf, Mutti?«

      »Ich hoffe es, mein Kind.«

      »Solange du im Bett liegst, bin ich ganz artig, Mutti.«

      »Dann nicht mehr?«

      »Ach, Mutti, es – ist so schrecklich schwer, immer artig zu sein. Aber jetzt mache ich dir keinen Kummer, weil du krank bist. Ich habe schon so viele Tannenzapfen gesammelt; wir wollten die Leute tüchtig schmeißen. Aber solange du krank bist, schmeiße ich nicht.«

      »Mein liebes, kleines Mädchen, du darfst überhaupt die Vorübergehenden nicht werfen, das machen nur unartige Jungen, die keiner liebhat.«

      »Oh, Mutti«, strahlte Pucki, »die Jungens von Onkel Niepel sind immer so hübsch unartig, das macht soviel Spaß! Richtig frech ist der Paul, ganz frech!«

      »Das ist schlimm, Pucki. – Ein kleines Mädchen darf niemals frech sein, kein Mensch würde dich sonst liebhaben. Und deinen Eltern machst du dadurch großen Kummer.«

      »Ich will dir aber keinen Kummer machen, Mutti.«

      »Dann darfst du auch mit den Niepelschen Jungen keine tollen Streiche ausführen. Du weißt genau, was gut und böse ist und wodurch du die Eltern betrübst.«

      »Ja, Mutti – als ich im Auto weg war, haste dich auch ins Bett gelegt und warst krank. – Warum liegste denn jetzt im Bett? – Weil ich mich in der Lehmgrube schmutzig gemacht hab'?«

      »Vielleicht, Pucki. Mutti hat sehr lange an dem weißen Kleidchen waschen müssen, dabei hat sie sich erkältet. Nun hat sie Stiche in der Brust.«

      »Nur weil ich in der Lehmgrube war?«

      »Weil du der Mutti viel unnütze Arbeit machst, mein Kind.«

      »Ach, Mutti, dann werde ich dir gar keine Arbeit mehr machen. Dann zieh' ich mir immer erst das Kleidchen aus, wenn ich in die Lehmgrube gehe.«

      »Du sollst nicht in solche Gruben laufen, Hedi. Ich denke, du willst mein artiges kleines Mädchen sein und sinnst schon wieder auf tolle Streiche. Was die Buben wollen, schickt sich nicht für Mädchen. Mutti ist recht traurig, wenn sie hören muß, daß du unartig gewesen bist.«

      Hedi schmiegte die Wange zärtlich an die der Mutter. »Sollst nie mehr traurig sein, Pucki ist jetzt immer furchtbar artig und geht nicht in die Lehmgrube. – Biste nu zufrieden?«

      »Ich werde mal sehen, ob du dein Versprechen hältst, Pucki. Wenn du wirklich folgsam und artig bist, ist Mutti sehr glücklich und froh, weil sie ein braves Töchterchen hat.«

      »Aber der kleine Schreihals im Wagen ist doch auch nicht brav?«

      »Dein kleines Schwesterchen hat noch nicht soviel Verstand wie du.«

      »Nee, Mutti, der Paul sagte, kleine Kinder haben überhaupt keinen Verstand. Aber ich hab' Verstand!«

      »So zeige mir, daß du überlegen kannst und sei brav.«

      In der Küche bei Minna erklärte Pucki mehrfach, sie sei nun ein braves Kind, wäre nie mehr unartig und wollte der Mutti eine Freude machen.

      »Wenn die Mutti krank ist und nichts arbeiten kann, helfe ich dir.«

      »Du wirst