BELLINI
MATTHIAS (MATHIS) GOTHART NITHART, GEN. GRÜNEWALD
GIORGIO DA CASTELFRANCO, GEN. GIORGIONE
RAFFAEL (AUCH RAFFAEL DA URBINO, RAFFAELLO SANTI, RAFFAELLO SANZIO
ANTONIO ALLEGRI, GEN. CORREGGIO
JACOPO ROBUSTI, GEN. TINTORETTO
DOMENIKOS THEOTOKOPOULOS, GEN. EL GRECO
MICHELANGELO MERISI, GEN. CARAVAGGIO
CLAUDE GELLÉE, GEN. LE LORRAIN
GIOVANNI BATTISTA (GIAMBATTISTA) TIEPOLO
EINFÜHRUNG
Der amerikanische Schriftsteller und Europa-Tourist Mark Twain mochte sie nicht, die ins Pantheon abendländischer Kultur entrückten Künstler, wie er 1869 schrieb. Er verurteilte sie als Fürstenknechte und ihre Arbeiten als devote Ergüsse: »Und wer malte dieses Zeug? Je nun, Tizian, Tintoretto, Paul Veronese, Rafael […]«. Gewiss, ihre Bilder sind schön, »aber ich fahre fort, gegen den sklavischen Geist zu protestieren, der diese Meister zu bereden wusste, ihre edlen Gaben mit Schmeichelei gegen solche Ungeheuer zu prostituieren, wie die französischen, venezianischen und florentinischen Fürsten vor zwei- oder dreihundert Jahren allesamt waren.« Und der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard ätzt in seiner 1985 erschienenen Komödie Alte Meister: »Sie malten doch immer eine […] geheuchelte Welt, für die sie sich Geld und Ruhm erhofften; alle haben sie nur in dieser Hinsicht gemalt, aus Geldsucht und aus Ruhmsucht […] Jeder auch noch so geniale Pinselstrich dieser sogenannten Alten Meister ist eine Lüge […].«
In derart galligen Invektiven schwingt, abgesehen von der Kritik am »affirmativen Charakter« einer sich in den Dienst der Oberschicht stellenden Kunst, noch ein ganz anderer Unterton mit: die Frage nämlich, warum überhaupt die Kunstgeschichte bestimmte Künstler, bestimmte Maler, zu Genies erklärt hat; welche »undurchsichtigen« Kriterien dafür verantwortlich waren, sie in den »Himmel« der Kunst zu heben.
Gewiss: Ihre Bilder sind schön, dessen waren sich auch Mark Twain und Thomas Bernhard bewusst. Und hatten ihre Bilder einmal den kanonischen, den »klassischen« Status erreicht, dann stand der Apotheose ihrer Schöpfer nichts mehr im Wege (vereinzelte Stimmen ausgenommen). Nicht immer freilich verlief der Weg zum Olymp bruch- und reibungslos, doch am Ende bewirkte er meist, dass die (in aller Regel ja auch berechtigte) »Promotion« der Alten Meister seitens der Fachleute eine fraglose Bewunderung seitens des breiteren Publikums nach sich zog. Jener Frag-losigkeit wirkt der vorliegende Band entgegen, indem er die Kriterien herausstellt, die innerhalb der Parameter westlicher Kunst die überragende »Größe« der ausgewählten Künstler konstituieren.
Die bedeutendsten Maler der Alten Zeit – 60 Namen, vom europäischen Mittelalter bis zum Ende des Rokoko. Ein solches Unterfangen muss sich über die Grenzen klar sein, an die es unweigerlich stößt. Das beginnt schon beim Kapitelumfang, will man das Buch in einem überschaubaren Rahmen halten. Auf jeden Maler können in diesem einbändigen Werk nur wenige Seiten entfallen. Doch der Autor und der Verlag begreifen