Jacob Burckhardt

Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt


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Auflage Zeugnis davon geben, wie vieles Neue und Wichtige Forschern wie Vogel, Hunziker, v. Görres und manchen andern, namentlich der vortrefflichen Schrift von Preuss über Diocletian, zu verdanken ist. Doch durfte das vorliegende Buch nicht stark vergrössert, der Maßstab und die wesentlich kulturgeschichtliche Tendenz nicht durch Verstärkung des politischen und biographischen Details verändert oder beseitigt werden; die Berichtigung zahlreicher Irrtümer in den Tatsachen und die wesentlichsten Ergänzungen des geschichtlichen Zusammenhanges, wo er seither besser ermittelt worden, mussten genügen. Und so sei die Arbeit auch in ihrem neuen Gewände einem jetzt grossenteils neuen Geschlecht von Lesern bestens empfohlen.

      Basel, im Juli 1880.

       Der Verfasser.

      Erster Abschnitt

      Die Reichsgewalt im dritten Jahrhundert

       Inhaltsverzeichnis

      In der vorliegenden Darstellung der Zeiten vom Auftreten des Kaisers Diocletian bis zum Ausgang Constantins des Grossen könnte jeder Abschnitt seiner eigenen Einleitung bedürfen, weil die Dinge nicht nach der Zeitfolge und der Regierungsgeschichte, sondern nach den vorherrschenden Richtungen des Lebens geschildert werden sollen. Wenn dieses Buch aber gleichwohl einer allgemeinen Einleitung bedarf, so wird dieselbe am ehesten die Geschichte der höchsten Staatsgewalt des sinkenden Römerreiches im dritten Jahrhundert nach Christo enthalten müssen. Nicht dass aus ihr sich alle übrigen Zustände entwickeln liessen, aber sie gibt immerhin den Boden für die Beurteilung einer Menge äusserer wie geistiger Ereignisse der Folgezeit. Alle Formen und Grade, welche die Gewaltherrschaft erreichen kann, von den schrecklichsten bis zu den günstigsten, sind hier in einer merkwürdig abwechselnden Reihe durchlebt worden.

      Unter den guten Kaisern des zweiten Jahrhunderts, von Nerva bis auf Marcus Aurelius (96–180 n. Chr.), hatte das Römische Reich eine Ruhezeit, welche eine Zeit des Glückes sein konnte, wenn die tiefsten Schäden alternder Nationen überhaupt dem Wohlwollen und der Weisheit auch der besten Regenten zugänglich wären. Innere und äussere Grösse eines Trajan, Hadrian, Antonin und Marcus Aurelius dürfen uns nicht verblenden über Dinge und Verhältnisse, welche schon damals als offenes Geheimnis vor aller Augen lagen. Die drei grossen Mächte: Kaiser, Senat und Heer mussten auf die Länge wieder aneinander irre werden und ihre künstlich geschonte Harmonie verlieren; vollends unheilbar schien in der Folge die Verwirrung, als Angriffe der Barbaren, eigentümliche Regungen der Provinzen und entsetzliche Naturereignisse damit zusammentrafen.

      Das Schreckliche an den römischen Thronveränderungen lag darin, dass niemand wusste, wem die Erhebung eines neuen Kaisers eigentlich zustand. Eine Dynastie konnte sich nicht bilden, weil der Kaiserwahnsinn – das Schicksal aller nicht sehr begabten Menschen auf diesem Throne – zu periodischen Revolutionen mit Notwendigkeit hindrängte. Und selbst ohne diese letztern hätte die Kinderlosigkeit der ausschweifenden Kaiser und auch einiger der bessern eine regelmässige Erbfolge