Ist das dort eine Narbe, die durch das Wasser schimmert? Ich weiß noch genau, wo sie sitzt, sie zieht sich fünf Zentimeter schräg über seinen Schaft.
In einer langwierigen, komplizierten Operation haben mein Team und ich seine Standfestigkeit erhalten. Jetzt bereue ich es. Wird er mich vergewaltigen, so wie Blaire Miraja? Oh Gott, ich möchte nicht daran denken, was das Mädchen im Augenblick durchmacht. Die Mauern in diesem Gebäude sind dick, niemand wird ihre Schreie hören, nur die Zuschauer vor den Screenern.
Ich erstarre, atme schwer, meine Lust ist verflogen. Jackson hat mich tatsächlich für einen Augenblick erregt, obwohl ich Angst vor ihm habe. Das ist nicht normal!
Wenigstens sind wir Servas vor einer Schwangerschaft geschützt – aber das ist auch schon alles. Im Alter von zwölf Jahren wird jeder Junge einer Vasektomie unterzogen, die Samenstränge durchtrennt. Der Platz in der Stadt ist begrenzt, fortpflanzen darf sich nur, wer genetisch perfekten Nachwuchs garantieren kann. Dann werden nach einer testikulären Spermienextraktion Eizellen im Reagenzglas befruchtet und einer Frau mit Kinderwunsch eingepflanzt. Die Wartelisten sind lang, während sich die Outsiders ungehemmt vermehren. Ich könnte sie glatt beneiden.
Durch den Schleier meiner Tränen mustere ich Jax. Was geht in seinem Kopf vor? Ist er auch so verwirrt wie ich? Niemals zuvor war ich so durcheinander, meine Gedanken springen wild hin und her. Will er mich erregen, um mich zu demütigen?
Er starrt mich an und ich blicke in seine Augen – irgendetwas passt da nicht. Die Kälte darin ist gewichen und hat etwas anderem Platz gemacht. Sie glänzen, als hätte er Fieber.
Auch er atmet schneller, lässt eine Hand an meiner Taille nach oben wandern und drückt meine Brüste. Meine verräterischen Nippel sehnen sich nach Jacksons Mund und seinen rauen Fingern, heißen es willkommen, dass er sie zwickt und zwirbelt.
Ich hatte keine Ahnung, dass mir solch ein Umgang gefällt. Es soll mir aber nicht gefallen, nicht, wenn er das macht!
»Ich mag deine drallen Formen, Sklavin«, raunt er und steht auf. Dabei zieht er mich mit nach oben und presst mich an seinen Körper. »Jetzt bist du fällig!«
»Nein! Bitte nicht!«
Er zerrt mich aus der Wanne, sodass ich mein Knie am Rand stoße. Ein scharfer Stich durchzuckt mein Bein, doch es ist nur ein beleidigter Nerv, der sich beschwert. Mein Herz rattert hart gegen meinen Brustkorb. Was hat er vor?
Jax packt mich am Arm, reißt ein großes Handtuch aus dem Regal und schubst mich aus der Tür.
»Nein, bitte!« Ich will vor ihm weglaufen, aber da packt er mich von hinten und legt einen Arm um meinen Bauch. Ich strample, doch er hebt mich einfach hoch. Ich erwarte, im Bett zu landen, stattdessen trägt er mich auf die Toilettentür zu.
»Kann nicht warten, muss es gleich tun!«, brüllt er und schaut dabei direkt in eine Kamera über unseren Köpfen. »Aber ohne euch, ich will meinen Spaß mit der Kleinen allein.«
Auf der Toilette? Ist das sein Ernst? »Bitte, Jax, ich mache, was du willst, aber tu mir nicht weh!« Ich weine und flehe um mein Leben, habe kaum noch Kraft zum Sprechen, so sehr lähmt mich die Angst. Ich hänge in seinem Griff und lasse es zu, dass er mich in den kleinen Raum drängt.
Dann knallt er die Tür zu und presst mich mit seinem nackten, heißen Körper gegen die kalte Wand. Es ist dunkel, er macht kein Licht. Will er nicht sehen, was er mir antut?
Das Badewasser vermischt sich mit meinem Angstschweiß, plötzlich zittere ich und meine Zähne schlagen aufeinander.
»Bitte, nicht …« Weinend sacke ich im Dunkeln zusammen, aber er hält mich weiterhin in seinem unnachgiebigen Griff. »Ich habe ihn nicht getötet, Jackson, du musst mir …«
Er drückt mir die Hand auf den Mund, panisch schnappe ich nach Luft. Er will mich ersticken!
Stattdessen flüstert er dicht an meinem Ohr: »Pst. Ich weiß.«
Ich erstarre, vernehme nur seinen Atem und das Rauschen meines Blutes. Habe ich mich verhört?
»Du brauchst keine Angst haben, ich werde dir nichts tun, Doc.« Langsam nimmt er die Hand von meinem Mund. »Ich brauche nur Informationen.«
Doc?
Sein Griff lockert sich, Jax wickelt mich in das Handtuch ein und zieht meinen bibbernden Körper wieder an sich.
Was ist los? Träume ich? Er klingt nicht mehr ungehalten und streichelt sanft meinen Arm.
Meine Stimme überschlägt sich. »Aber, vorhin …« Ich erinnere mich zu gut daran, wie er mir die »Kleidung« vom Leib gerissen und zugesehen hat, wie ich mich erleichtert habe.
»Das war nur Show, damit niemand Verdacht schöpft.«
War sein Fuß auf meiner Scham auch Show? Das hat schließlich niemand gesehen. »Du hättest mich wenigstens allein auf die Toilette gehen lassen können.«
»Ich hatte die Befürchtung, du könntest dir was antun.«
Er sorgt sich um mich? Was ist das für ein Spiel? Ich bin verwirrt, mein Verstand kann den Richtungswechsel nicht begreifen.
Jax zieht mich mit sich, und plötzlich sitze ich auf seinem Schoß. Er hat sich auf die Toilette gehockt.
»So konnte ich außerdem diesen Raum unauffällig inspizieren«, flüstert er. Sein warmer Atem streift meinen Hals und ein Prickeln durchläuft mich. »Ich konnte weder Kameras noch Mikros entdecken. Der Chef der Show hat uns auch versprochen, dass wir auf der Toilette nicht gefilmt werden.«
Das behauptet er doch bloß! Ich habe gesehen, wie er mich angestarrt hat. Tief atme ich durch, um mich weiterhin zu beruhigen. Mein Puls ist immer noch auf 180. »Warum ist dann das Licht aus?« Gibt es hier Spiegel? Ich glaube nicht, denn hinter Spiegeln lassen sich Kameras auch wunderbar verstecken.
Gefühlte zehn Sekunden schweigt er, bevor er antwortet: »Du sollst dich nicht noch mehr vor mir erschrecken. Ich habe gesehen, wie du mich angeschaut hast.«
»Wie meinst du das?«
»Du siehst das, was alle in mir sehen: das Ungetüm, den Killer. Meine Narben machen dir Angst.«
»Das stimmt nicht. Ich bin Ärztin. Deine Narben machen mir nichts aus.«
Er drückt mich fester an seine Brust. »Dann siehst du in mir nur einen Killer.«
»Natürlich dachte ich, du willst mich töten, das ist schließlich dein Job«, antworte ich zischend. »Wie konnte ich wissen, dass du mir etwas vorspielst?« Ich rette Leben, er nimmt sie. Kann ich so einem Mann vertrauen?
»Würdest du mich wollen, wenn ich kein Warrior wäre?«
Seine direkte Frage schockiert mich, mein Herz macht einen Satz. »Was?«, hauche ich, obwohl ich ihn genau verstanden habe. Ist das ein offizieller Anmachversuch? Hier, in der Vergnügungseinheit?
Die Badewannenszene steht mir noch bestens vor Augen, mein Kitzler zuckt, als ich daran denke, wo er seinen Fuß hatte.
Würde ich ihn wollen, wenn er ein normaler Bürger wäre? Außer seinem Körper kenne ich kaum etwas von ihm.
Jax räuspert sich. »Vergiss es. Was ist damals im Krankenhaus passiert? Warum wurdest du verurteilt?«
Themawechsel, puh. »Das weißt du doch. Alle wissen es.«
»Ich möchte deine Version hören. Aber vorher schrei.«
»Was?«
»Denk an die Show.«
Die habe ich beinahe vergessen! Hier im Dunkeln mit Jax, auf seinem großen, gestählten Körper, er nackt und ich nur mit einem Handtuch bekleidet … Aber da draußen lauert die Meute vor den Screenern. Alle denken, Jax tut mir gerade die furchtbarsten Dinge an.
»Neeeiin!«, kreische ich und würde wohl lachen, wenn die Lage nicht verdammt ernst wäre.
Ich sitze mit einem Warrior … Nein, ich sitze auf einem