Tom Lehel

Du Doof?!


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      Inhalt

       Kapitel 1 – Chewbacca

       Kapitel 2 – Pausenbrotkiller oder Die Rache der Feuerkugel

       Kapitel 3 – So einer wie Voldemort

       Kapitel 4 – Killerkicker

       Kapitel 5 – Respekt durch einen Trick

       Kapitel 6 – Der Deal

       Kapitel 7 – Eagles gegen Bears

       Kapitel 8 – Moment der Stärke

       Kapitel 9 – Voldemorts Bruder

       Schluss und Anfang – Mit Herz leben

       Erste Tipps zum Umgang mit und zur Vorbeugung von Mobbing

       Was ist wichtig zu wissen bei Mobbing?

       Was kannst du als Kind tun, wenn du miterlebst, dass ein anderes Kind gemobbt wird?

       Was können Eltern tun?

       Für Kinder, die Mobbing erleben und Hilfe brauchen!

      Kapitel 1 – Chewbacca

      Ich war sieben Jahre alt und fühlte mich zu dick und zu kräftig. Und ich war recht dick und kräftig. Ich hatte auch einen schiefen Schneide­zahn und unglaub­lich viele Haare auf dem Kopf. Viel zu viele. Modell: Chewbacca!!!

      Ich fand mich cool. Na ja, andere nicht so. Ich weiß noch: Ich bin aus der Klasse raus, und da standen sie, die Monster, die Zombies, die Volde­morts der Schule, die Herren der vierten Klasse. Jedenfalls waren sie das für mich.

      Ich wollte gerade den Gang runter, um aufs Klo zu gehen. Da stellt sich mir einer von denen in den Weg. Er kam mir vor wie ein Riesenaffe.

      Groß und breit­beinig stand er vor mir. Wie ein Cowboy im Western. Er roch aus dem Mund. Ich weiß es noch, als ob es gestern erst gewesen wäre. Ich kriegte seinen Atem ins Gesicht, so nah kam er mir. Es roch nach einer Mischung aus Banane und Nutella. Eklig wie Kotze.

      „Na, wo willst du denn hin?“

      Bei dem Wort „hin“ überkam mich eine galaktische Übelkeit. Allein dieses Wort. „Hin.“ Das hat bei mir gereicht. Die Grenze meiner Belastbarkeit war damit durchbrochen. Ich sah nur noch verfaulte Sachen. Ein Feuerwerk von Verfaultem. Ich habe versucht, diesen üblen Hauch durch starkes Pusten in alle Himmels­richtungen zu zerstreuen. Das war schwer.

      Aber es funktionierte. Der üble Geruch traf eine Fliege, die im gleichen Moment wie tot sanft zu Boden glitt. Sie war hin. Auf ihrem Grab­stein würde bestimmt so ein Spruch stehen:

      Riechst du verfault aus dem Munde, geht selbst ’ne Fliege wie ich zugrunde.

      Ich habe dann schnell auf die Frage geantwortet, um zu vermeiden, dass der Kerl vor mir noch mal was fragt. Einen zweiten Hauch hätte ich nicht überlebt, und ich wollte mich nicht übergeben, denn ich hatte mein Lieblingsshirt an. Mein Spiderman-T-Shirt.

      „Ich muss was erledigen“, sagte ich. Diese Antwort verwirrte den Kerl vor mir irgendwie. Er drehte sich zu den anderen Typen um, die mir auch alle wie Affen vorkamen. „Hey Leute“, rief er ihnen zu, „der Pisser hier wird gerade frech.“

      Die vier Typen kamen dann tatsächlich rüber und stellten sich neben ihn. Jetzt hatte ich eine ganze Horde Gorillas vor mir. Was war das denn?

      „Also, du kleiner Scheißer, wenn du hier durch willst, dann musst du ganz nett darum bitten, ansonsten passiert was“, sagte der Oberaffe.

      Mir schossen zwei Gedanken durch den Kopf. Erstens: Zum Glück kam in seinem Satz nicht wieder das Wort „hin“ vor. Und zweitens: Wenn ich jetzt mache, was der von mir will, dann wird das länger so laufen. Wahrscheinlich für immer und ewig. Was also sollte ich jetzt tun?

      Dann hatte ich eine coole ldee und habe Folgendes geantwortet: „Also, unser Lehrer, der Herr Kaiser, und wir, also seine Schüler, also auch ich, also wir arbeiten gerade an einem Projekt. Wir untersuchen das Verhalten der Schüler untereinander. Also, ob sie nett zueinander sind, oder ob jemand geärgert wird. Aus diesem Grund hat Herr Kaiser überall in den Fluren Kameras aufgebaut, die kann man zwar nicht sehen, aber die sind da. Und jetzt, also jetzt hat er mich rausgeschickt, um zu testen, ob die funktio­nieren. Hey, ihr seid jetzt im Fernsehen. Jetzt seid ihr berühmt!“

      Der Planet der Affen vor mir wurde sichtlich nervös. Die schauten wild hin und her, suchten die Kameras und grummelten irgendwas vor sich her. Der Oberaffe war leicht blass geworden. Er drehte seinen hirnlosen Schädel wieder in meine Richtung und fing an zu ... na ja, nennen wir es mal sprechen. „Hey, das war doch nur Spaß“, sagte er. „Wir wollten nix Böses von dir.“ Die anderen Typen nickten plötzlich zustimmend und gingen langsam zur Seite. Der Weg für mich war frei. Es fehlte nur noch, dass sie sich verbeugten.

      Mir war diese geniale Notlüge so selbstbewusst über die Lippen gegangen, dass ich sie fast selber geglaubt habe. Immer wieder musste ich darüber nachdenken, warum mir das so schnell eingefallen war. Ich glaub, die Sache ist klar: Erstens war ich schon damals ein kreativer Geschichtenerzähler, und zweitens war meine Blase in dem Moment wahrscheinlich so voll, dass mein Hirn sich ganz schnell vorm inneren Ertrinken retten wollte.

      Jedenfalls hatte ich durch diesen für die Mensch­heit kleinen, aber für mich großen Erfolg irgendwie Mut gefasst. Es hat mich total be­stärkt. Ich musste andauernd auf mein Spider­man-T-Shirt schauen, während ich auf dem Klo saß, und habe gedacht: „Hey, wie wäre es, wenn ich jetzt auch ein Superheld wäre!“ Na ja, ich kann natürlich nicht fliegen oder Autos hochheben, aaaaber ich kann laaaabern und ich habe spontane Ideen. Also müsste eigentlich Laberman auf meinem T-Shirt stehen. Mit einem großen „L“ als Logo und mit Feuer drum rum. Mit meinem wehenden Umhang würde ich auf dem Schuldach stehen und alle durch mein hammermäßiges Gelaber aus solchen miesen Situationen retten. Laaaaaaber...maaan, der Retter aller Unterdrückten!!!

      Jeden Tag nach Schulschluss musste ich mit der Bahn nach Hause fahren. Eine Station vor meiner Schule stiegen Schüler von einer Haupt­schule ein. Schüler einer anderen Schule in der gleichen Bahn mit Grund­schülern – das ist wie ein Piranhabecken mit einem winzig kleinen verletzten Fisch. Die haben nur auf den Moment der Schwäche gewartet. Die haben das gerochen.

      Apropos riechen. Mich hat immer gewundert, wie sich auf dem kurzen Weg von deren Station zu unserer, also in nur 40 Sekunden, das Innere der Bahn in einen großen Waldarm verwandeln kann. Wenn die Türen aufgingen, hätte eigentlich so ein Zisch­geräusch ertönen müssen. Als ob ein Monster­wal