mitfahren dürfen beziehungsweise überhaupt da hingefahren wird, wo wir hinfahren wollen; aber dann erscheint Erich Grosch über uns in einer Luke und berichtet lachend, dass die Schiffskarten endlich da sind, es nun doch klappt, was unklar war, weil die normalerweise diese Reise, die wir wollen, gar nicht machen, sie nun aber kulanterweise doch bereit sind, uns Fahrkarten zu verkaufen, wozu man aber eine schmale Leiter hochklettern muss, worauf ich überhaupt keinen Bock habe, aber Katharina rennt dann schnell hoch und kauft die Karten, und wir klettern hoch, um auf das Schiff zu gehen, was dafür, dass es nur ein Flussschiff ist, ziemlich groß ist, ein richtiger Dampfer, der schon voll mit vielen Leuten ist, eine freudige, erwartungsvolle Stimmung, und in einem kleinen Vorraum verteilt Sabine die Karten, wir haben drei kleine, übereinanderliegende Kabinen, aber Sabine ist ganz verzweifelt, weil der Fernseher, den Katharina unbedingt haben will, in der untersten Kajüte ist, worin ich kein Problem sehe: »ist doch ganz klar, dann geht Katharina eben dorthin!« sage, aber Sabine entgegnet, dass das dann hieße, dass sie bei uns durchmüsste, wenn sie hoch- beziehungsweise raus wollte, aber auch da sage ich: »ist doch kein Problem, sie kann ruhig durch mein Zimmer gehen«, aber Sabine schüttelt den Kopf und sagt, dann gehe sie eben mit ihr in ein Zimmer, denn es mache ja nichts, sie habe nichts dagegen, wenn Katharina sehe, wie sie sich ausziehe, und auch Katharina sagt, es mache ihr nichts aus, und ich frage: »sag mal, seid ihr verrückt geworden, da überhaupt ein Problem draus zu machen, zwischen Tante und Nichte kann das doch kein Problem sein!« • wir sollen ein Interview geben über ein Stück, das wir spielen, ein Fernsehinterview, in dem wir beschreiben sollen, um was es in dem Stück geht, um Widerstand und antiimperialistische Inhalte, in einer ziemlich kleinen, engen, dunklen Kneipe, in der wir uns drängen und zunächst etwas ratlos rumstehen und nach einem geeigneten Tisch suchen, an dem wir alle sitzen können, aber dann schlage ich vor, dass wir uns doch am Rand vor das Fenster setzen sollten, weil da am meisten Licht ist, aber das ist nur ein Zweiertisch, an dem die Hauptdarstellerin und ich uns gegenübersitzen können und ich setze mich gleich so, dass ich von links im Profil zu sehen bin und denke befriedigt, dass das meine »Sonnenseite« ist und ich gut aussehen werde, auch wenn die anderen Schauspieler dann etwas in den Hintergrund gedrängt werden, eher verdeckt sind, und ich nehme mir fest vor, diese ganze Verlogenheit des angeblich »antiimperialistischen Widerstandes« schonungslos anzuprangern, wobei ich aber die Tatsache, dass es gegen Autos und die Sinnlosigkeit des Autoverkehrs geht, wiederum sehr gut finde und das auch hervorheben will, aber das Fernsehteam muss erstmal wieder weg und woanders etwas aufnehmen, so dass es schließlich überhaupt nicht zu dem Interview kommt, aber wir sollen das ziemlich lange Theaterstück zu diesen Fragen des Antiimperialismus, das wir zusammen umständlich entwickelt haben, plötzlich ganz woanders, unter völlig anderen Umständen spielen, und dann auch noch ohne vier von uns, die auch noch jeweils große Rollen spielen; wir sitzen in den Hinterräumen und warten auf unseren Auftritt, gerade spielt noch eine andere Truppe, die ich aber nicht so toll finde, aber dann kommen wir dran, die Ersten gehen schon raus, es wird auf einer nur kleinen, steinernen Erhöhung gespielt, unter Bäumen, und ich frage den Regisseur, wie wir das denn mit den Leuten machen sollen, die nicht da sind, was wir stattdessen machen sollen, da sagt er, er finde es eh blöd, dass wir da immer Leute von der Bühne aus gegrüßt hätten, das könne und solle man eh weglassen, ich sage, dass wir das damals auch weggelassen haben, und so beschließen wir, dass wir den gesamten Teil mit den Grüßen an die Leute auch diesmal weglassen; es ist insgesamt eh eine mehr improvisierte Geschichte auf der Straße, mit Faxen und Slapstick; bei der ersten Aufführung damals, die ich jetzt sehe, haben welche vor Angst gepinkelt, also gespielt, vielleicht halb und halb ernst und gespielt, wozu sie Wassersäcke in den Hosen hatten und dann ewig lange hohe Strähle pinkelten, worüber ich mich aufregte: »was soll denn diese blöde Pisserei?«, denn es geht in dem Stück darum, dass wir bei einem Autounfall jemanden umfahren, rücksichtslos sind, wobei einer auf die Bühne kommt und sich auf die Brust klopfend damit angibt, dass er einen großen Mercedes hat, mit dem er aber dann ein Kind umfährt, es skrupellos umbringt • Frank-Patrick Steckel ist wieder Intendant in Bochum, man hat ihn einfach wiedergeholt, weil die anderen alle nichts gebracht haben, es ist alles wieder wie früher und ich besuche die Leute dort, es ist auch alles ganz in Ordnung, er und ich reden ganz normal miteinander und dann entdecke ich eine Bibliothek mit einem Lexikon, das aus riesigen weißen Bänden besteht, neben dem zwei Bände in der gleichen Aufmachung und im gleichen Format stehen, die den Titel »Die Kinder« tragen; ich guck rein, um zu sehen, was das ist, kann nichts erkennen, vorne ist ein Zehn-Euro-Schein drin und ich denke: »das muss ich Steckel sagen, die braucht er vielleicht mal, die zehn Euro« –
– beim Ausstellungsabbau ist die Kerze in eine Säure gefallen, wodurch sie unglaublich gut und hundertprozentig gesäubert und renoviert ist und am besten von allen Ausstellungsstücken jetzt geht, dieses Säurebad war wie ein Erfrischungs- und Verjüngungsbad; das wird Heiner natürlich freuen, aber da kann man nichts machen • bin wieder mit dem Schauspielerkollegen an der Ampel, an der man dreißig Euro zahlen muss, wenn man barfuß da ist, da es aber zwei Ampeln hintereinander waren, werden es also sechzig Euro, und wir wollen so schnell wie möglich zurück; er steht neben mir und zeigt auf seine Füße, daneben sieht man meine Füße: sie sind barfuß, und hinterher denke ich, das hat gar keinen Sinn, das Geld da reinzulegen, man hat ja gar keine Quittung – beim ersten Mal hab ich’s machen müssen, weiß auch nicht mehr genau, warum, aber ich musste, beim zweiten Mal wäre es unnötig gewesen • auf dem Pappkarton, dem kleinen externen Lautsprecher, den man außen hinstellen kann, steht: »keine Einbrecher!«, als ob man die dann nicht klauen könnte oder dadurch die Musik gerettet würde, und wie ich die beiden Lautsprecher nehme, frage ich mich, was das soll • sitzen zu viert am Frühstückstisch im Hotel in einem rundum von Fenstern umgebenen Raum, durch die man gut die Stadt sehen kann, es könnte in München am Stachus sein, und der Typ mir gegenüber behauptet, Bernd Eichinger zu sein, sieht ihm auch ähnlich, kann es aber eigentlich nicht sein, weil er ja tot ist, aber vielleicht ist das ja nur ein Trick gewesen, um unerkannt weiterleben zu können, er gibt sich sehr bescheiden und zurückhaltend und ich sage nichts dazu, zumal Barbara Rudnik neben mir sitzt, die eigentlich auch nicht da sein kann, dann aber hoch in ihr Zimmer geht und kurz darauf wieder runterkommt, ich bin so lange neutral, was soll ich mit dem reden?, der benimmt sich wie Bernd und könnte er durchaus sein, aber als Barbara wieder runterkommt, guckt sie mich verschwörerisch an und versucht, mich auf die Seite zu ziehen, damit der Typ nicht hören kann, was sie sagt, und flüstert mir zu: »ich muss unbedingt mit dir reden!« und ich denke, das bezieht sich auf die Frage, ob das wirklich Bernd Eichinger ist oder nicht, aber wir kommen nicht weiter dazu, darüber zu reden, sondern gehen raus, wo auf dem Vorplatz des Hotels, das auch als Café gestaltet ist, Jugendliche ein Spiel machen, wo sie sich gegenseitig wie bei »fangen« jagen und erwischen müssen, einer davon ist in einen schwarzen Regenüberzug gekleidet, der immer einen oder eine aus der jeweils fünf bis sechs Jugendlichen großen Gruppe, Jungen und Mädchen zusammen, erwischen muss, sie rennen voreinander weg und der jeweilige Regenjackenbemantelte, der einen oder eine erwischt, muss denoder diejenige in die Brust beißen, woraufhin die beiden erstarren und eine Weile so stehen bleiben müssen, also das ist das Ziel dieses Spiel, den anderen in die Brust zu beißen, damit er dann an dieser Stelle erstarrt, und nebendran laufen Leute mit weiß geschminkten Gesichtern rum, weiß gekleidet wie diese Figuren, die in München oder in Köln auf den Touristenpunkten herumstehen und sich nicht rühren oder Bewegungen machen, die hier aber zum Teil wie normale Gäste im Café sitzen, und ich will mir die näher angucken, einer von denen ist sogar eine Bedienung, ein Typ, der an die Tür zu einem Servicehäuschen gelehnt steht und mit einem anderen redet, und in diesem Moment kommt Eichinger dazu und will auch mit den beiden reden und fragt, wie viel man dafür kriegt, wenn man das macht, in Wirklichkeit kostete das aber was, um so etwas machen zu dürfen, nämlich so um die elf- oder zwölftausend Francs CFA, was Eichinger auch machen will, jedenfalls einen Tag lang, um diese Erfahrung zu machen, wie er mir dann sagt, als ich wieder zurück ins Hotel will, aber er sich dann draußen auf die Wartebank setzt, und wie ich in die Halle vom Hotel zurückkomme, spricht mich der andere Schauspieler an, der vorhin mit am Tisch saß und sagt: »es ist völlig klar, das kann nicht Bernd Eichinger gewesen sein, das ist irgendein Hochstapler, der sich als Bernd Eichinger ausgegeben hat, und dann denke ich auch: »Eichinger würde nie so was machen wie eine angemalte Figur spielen, nur um diese Erfahrung zu machen, das hat der nicht nötig, das ist nicht seine Art«, außerdem war das der Grund, wieso Barbara mit mir reden wollte, denn