Jacob Burckhardt

Griechische Kulturgeschichte, Band 3


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als ein furchtbar erhabener Sturm von Angriff und Gegenwehr, im ganzen weit die wichtigste bekannte Äußerung griechischen Geistes jener Zeiten. Die Namen der Schöpfer aber sind uns nicht überliefert, während wir über andere damalige Ereignisse auf das reichlichste unterrichtet werden, ja die einzige Erwähnung des kolossalen Werkes selbst findet sich in einem geringen lateinischen Autor, welchen man in das Zeitalter des Theodosius versetzt. In Pergamon wird man die Namen wohl gewußt und deren Träger für recht geschickte Banausen gehalten haben; wir aber mit unserm Verlangen, zu wissen, was damals im Innern jener mächtigen Menschen vorgegangen, würden den Pergamenern wunderlich vorgekommen sein.

      Fußnoten

      1 Wir verweisen hiefür auf das spezielle hypothetische System, welches Milchhöfer, Die Anfänge der Kunst in Griechenland, S. 106 ff. gibt, indem er den semitischen Einfluß streng zu beschränken sucht.

      2 Anf. d.K.S. 16. Richtig ist hier in der Anm. bemerkt, daß das Prius nicht die Verschlingungen von Band- und Riemenwerk sein können, denn letzteres würde sich schneiden, kreuzen oder knoten, was der Draht nicht tut. Ein wirklicher Flechtstil kommt freilich auch schon vor.

      3 Abgebildet ebenda S. 10.

      4 Ebd. S. 34 f.

      5 Ebd. S. 99. ff. Hier wie bei einem Teile der Gemmen frägt man sich freilich nach der Verwendung, da diese Stücke ihrer Größe wegen unmöglich an menschlichen Fingern können gehaftet haben. Waren es vielleicht Siegel? oder Talismane?

      6 Ebd. S. 41 ff. Milchhöfer nimmt als Grundformen der Gemme den im Meere rund gewaschenen Kiesel und die Nachahmung des Fruchtkerns an. Wir möchten beifügen, daß das Rundformat in der Kunst doch wohl auch aus der natürlichen Vorliebe des Auges für das Rund zu erklären ist und daß der Gebrauch der Drehscheibe diese Form begünstigen mußte.

      7 Über das Verhältnis dieser Architektur zu lykischen und phrygischen Monumenten vgl. Milchhöfer S. 11 und S. 139 f.

      8 Ilias 478-608, Hesiod, scut. Herc. 139-320. Vgl. Milchhöfer S. 144 ff.

      9 S. 142 ff.

      10 Das homerische Epitheton kallispyros möchte bei keinem andern Volke ein Gegenstück haben; man rühmt anderswo lange nur Antlitz und Oberleib.

      11 Welcher Sinn für das Naturwahre spricht auch nicht aus den anatomisch genauen Angaben der Verwundungen in der Ilias, z.B. XIV, 465 f. und 493 (Ilioneus)!

      12 Dieses wird doch kaum, wie Milchhöfer S. 199 f. annimmt, ein bloßes flaches Brett gewesen sein; vielmehr kann die Rundplastik uralt gewesen sein. Ist vielleicht das erste selbständige Bild einer Gottheit ein Palladion gewesen? Von solchen ist wenigstens in der mythischen Zeit sehr vorwiegend die Rede. Über den Pallastypus vgl. Preller I, bes. 148. – Zu den ältesten (dädalischen) Kunstwerken und ihrer Wirkung vgl. noch die Stelle Pausan. II, 4, 5: Daidalos dA oposa eirgasato atopotera men esti thn opin, epiprepei dA omos ti kai enteon aytois.

      13 Vgl. Milchhöfer S. 54 ff.

      14 Lukian, deor. dial. 20, 10.

      15 Pausan. IX, 27, 1.

      16 Vgl. Band II, S. 144. – Oder hat sich nur der Steinarbeiter vor der göttlichen Bildung gefürchtet, während der dädalische Holzarbeiter schon längst seine Palladien und Xoana wagte?

      17 Vgl. Baumstark bei Pauly III, S. 1087.

      18 Pausan. II, 30, 2.

      19 Pausan. VIII, 42, 3 f.

      20 Pausan. II, 24, 5.

      21 Pausan. III, 16, 1: prosopon anti toy arxaioy poihsamenh ths epA hmon texnhs.

      22 Pausan. III, 15, 5. 8. Vgl, Band I, S. 107 f.

      23 Pausan. V, 18. 19.

      24 Man wird dabei an die häßliche, von einem Engel mit einer Fackel verfolgte Zwietracht am Hochaltar der Salute in Venedig erinnert.

      25 Pausan. I, 24, 2.

      26 Gleichfalls einem chthonischen Heiligtum, und zwar dem auf Knidos, gehörte die Demeter von sanfter, matronaler Schönheit im Britischen Museum an. – Ein besonders heiligen Schrecken erregendes Tempelbild dagegen war das der Artemis von Pellene. Wo die Priesterin es herumträgt, werden selbst die Bäume unfruchtbar. Plut. Arat. 32.

      27 Plut., de musica 14.

      28 Man beachte die Verzeichnisse von Affiliationen, welche Pausanias vor sich hatte, und bei denen doch wohl noch die Vorstellung waltete, daß die Mitteilung der Kunst durch Lehre auch eine Stilverwandtschaft mit sich bringe. VI, 3, 2 sagt er von dem Athletenbildner Demokritos von Sikyon: es pempton didaskalon anhei ton Athnaion Kritian. Nämlich der Athener Kritias war der Lehrer des Kerkyräers Ptolichos, dieser der des Amphion, dieser der des Kalauriers Pison, dieser der des Demokritos gewesen. Ähnlich sind VI, 3, 4 sieben Kunstgenerationen gemeint, wenn es von dem Athletenbildner Pantias heißt: apo Aristokleoys toy Sikyonioy kataritmoymeno toys didaxtentas ebdomos apo toytoy mathths. Nach VI, 4, 2 war der vortreffliche Pythagoras von Rhegion Schüler des Klearchos von ebenda gewesen, Klearchos der des Eucheir von Korinth, dieser aber hatte gelernt bei Syadras und Chartas, den Spartiaten. Ähnliche Affiliationen berichtet Plinius.

      29 Ohnehin ist das Faktum fraglich oder geradezu falsch; die Abbildung gerade des Vielen ist uralt-primitiv und auf den beiden Schilden bei Homer und Hesiod entwickelt sich schon das vollständige Genre.

      30 Odyss. VII, 91. – Vgl. auch das ergon empyxon eines Hundes auf Kreta bei Eustath. Od. p. 1875.

      31 Scut. Hercul. 216 ff.

      32 Auch die frühste Ahnung, daß der gewöhnlichen Erscheinung des Menschen eine höhere zur Seite gehen könnte, ist bei Homer ausgesprochen in dem momentanen Verherrlichen und Verklären einzelner begünstigter Menschen durch die Götter, so wenn z.B. Athene von Odysseus Runzeln und alle Mißgestalt hinwegnimmt und ihn herrlicher erscheinen läßt.

      33 Über die Ausnahmefälle s.S. 36.

      34 Doch mag der römische Tempel mit seinen Rundformen (Nischen usw.), überhaupt mit seinem ausgebildeten Innenbau, noch günstiger gewesen sein.

      35 Vgl. Band II, S. 53 ff.

      36 Ein Götterpaar stellte die Gruppe von Demeter und Despoina in einem Tempel bei Megalopolis dar. Pausan. VIII, 37, 3 f.

      37 Sogar die Verbindung mit Stadien und Gymnasien kommt vor, oder wohl eher dieser mit Tempeln.

      38 Man vgl. z.B. die Schilderung des Pausanias X, 29, 3-31, 3 von dem helikonischen Haine und seiner Statuenmenge. – Noch Kaiser Licinius versammelte vor dem Kriege mit Constantin seine Vertrauten und Leibwächter in einem heiligen Hain mit Götterstatuen.

      39 Vgl. Jacobs, Vermischte Schriften III, 415: Über den Reichtum der Griechen an plastischen Kunstwerken.

      40 Laut der Sage begann diese Sitte schon sehr frühe. Bei Konon c. 34 verrät der untreue Priamossohn den Achäern: Ilions Fall durch ein hölzernes Pferd sei vom Schicksal bestimmt, wenn die Achäer das vom Himmel gefallene Pallasbild, von vielen Palladien das kleinste (pollon onton to smikrotaton), gewännen. Diomed will dann dem Odysseus weismachen, er habe nicht das rechte, sondern ein anderes genommen, aber nun bewegt sich aus göttlicher Ursache das Palladion, und Odysseus merkt, daß es doch das rechte ist.

      41 In Ägypten und Assyrien hatte man sich zur Darstellung des Allgemeinen und Konstanten u.a. der Tierbestandteile, besonders der Tierköpfe bedient, nur um dem Individuellen auszuweichen, und die Inder vollends vervielfachen Köpfe und Extremitäten.

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