habt …«
Cochises abwinkende Hand ließ Howard verstummen.
»Wir wollen nichts von den Weißen, und Waffen haben wir selbst, mehr als wir brauchen können. Du kannst mir nicht dein Wort darauf geben, daß die Weißen mein Land verlassen?«
Howard schüttelte den Kopf, sah seine Mission fehlgeschlagen, setzte aber trotzdem zu einem dritten Versuch an.
»Nein, Jefe, mein Wort kann ich dir nicht geben.?Ich bin der Oberkommandierende der Armee in Arizona, aber ich bin nicht die Regierung in Washington. Doch ich pflichte dir in allen Punkten bei.«
»Dann geht der Krieg weiter, bis alle Bleichgesichter das Land verlassen haben.«
»Oder die Knochen des letzten Apachen in der Wüste bleichen«, konterte Oliver O. Howard ebenso grob wie enttäuscht.
Cochise reagierte mit einem schmalen Lächeln. Er war sich seiner Macht in diesem wilden Gebiet bewußt und nicht bereit, auch nur einen winzigen Schritt von seiner Forderung abzugehen.
»Unsere Apacherias sind unangreifbar, Hellauge. Aus ihnen können wir blitzschnell zustoßen und euch dort vernichten, wo ihr es am wenigsten erwartet. How!«
Die Bekräftigung sagte Howard, daß der Häuptling das Gespräch als beendet betrachtete. Schnell hob er die Hand.
»Moment, Jefe, warte! Ich schlage dir einen Burgfrieden von einem halben Jahr vor. Keine Überfälle durch die Chiricahuas, keine Angriffe durch die Soldaten. Die Apachen brauchen Ruhe nach dem langen Krieg, die Weißen auch. Bist du einverstanden?«
Cochises mächtiger Brustkasten hob und senkte sich in einem langen Atemzug. Er wußte, daß der weiße General recht hatte. Die Apachen benötigten Ruhe zum Maisanbau, zur Jagd und für die Erledigung anderer Dinge so sehr, daß er liebend gern Howard beigepflichtet hätte.
Aber sein Stolz verbot es ihm.
»Gibst du Garantien?« wich er aus.
»Die kann ich dir nicht geben, du weißt es, Jefe. Es gibt gute und schlechte Weiße, und die schlechten könnten Angehörigen deines Volkes Schaden zufügen, den die Armee nicht verhindern kann. Wenn du mir solche Bösewichter übergibst, werden sie von mir abgeurteilt. Das verspreche ich dir bei meiner Ehre.«
Cochise starrte den General lange und nachdenklich an. Howard hatte die Hoffnung auf eine Vereinbarung schon aufgegeben, da streckte der Jefe beide Arme aus und verkündete:
»Apachen sind Krieger, Hellauge. Sie lassen sich von ihren Häuptlingen führen, aber sie unterstellen sich ihnen nicht. Auch ich kann nicht für alle Chiricahuas garantieren. So sei es. Waffenruhe für zunächst ein halbes Jahr. Danach werden wir uns wiedersehen. How!«
Er sagte in seiner Sprache ein paar Worte zu Naretana, seinem Bruder, drehte sich würdevoll um und schritt davon. Howard, der ihm nachblickte, sagte zu John Haggerty:
»Ein großartiger Mann, nicht wahr? Er hätte es verdient, mehr zu sein als ein Indianer, der um seine nackte Existenz kämpfen muß. Reiten wir zurück.«
*
Miller wandte sich nach Osten. Nur weg von dieser grauenhaften Brandstätte. Wenn er darüber nachdachte, wieviel Waffen die Apachen in den letzten Monaten erbeutet hatten, wurde ihm übel.
Unklar blieb, wem Cartwright die Gewehre übergeben wollte. Hinter dem Camino del Diablo begann die Gran Desierto, die trockene Wüste. Dort gab es kein Leben in irgendeiner Form. Erst jenseits der Sierra del Pinacate gab es wieder Wasser und Ansiedlungen der Mexikaner.
Möglich war auch, daß sich dort drüben wieder eine Revolution vorbereitete, daß irgendein »Generalissimo« Waffenkäufe tätigte, um seine Revolution auszurüsten.
Gegen Mittag sah Miller sich bewegende Punkte am Horizont, die vor der Kulisse des mächtigen Gebirges nach Norden zogen. Er hielt an, bedeckte die Augen mit der Hand und blickte lange hin.
Drei Reiter und ein Packpferd. Miller ließ sein Pferd wieder antraben und gab ihm nach einer Weile die Sporen zu fühlen. Im mäßigen Galopp ritt er die andere Gruppe in einem spitzen, nach Norden gerichteten Winkel an.
Kurze Zeit darauf erkannte er die Reiter. Er gab seinem Pferd nun voll die Zügel frei und winkte zu den Männern hinüber. John Haggerty winkte zurück. General Howard parierte sein Pferd, um auf den Scout zu warten.
Miller begrüßte den General militärisch, Haggerty reichte er die Hand, und O’Hara nickte er freundlich zu. Haggerty wandte sich sogleich an ihn.
»Sie haben das Lager verlassen, und du hast sie verfolgt? Etwas herausgefunden?«
Miller nickte. Howard fragte:
»Worüber sprechen Sie, Mr. Haggerty?«
John erklärte es ihm, deutete dann auf Miller und sagte: »Erzähl weiter, Curt, den General interessiert es sicherlich, was du ermittelt hast.«
»Steigen wir ab und legen eine Rast ein«, schlug Howard vor und gab dem Dragoner einen Wink. »Im Sitzen spricht es sich besser.«
Er kletterte, ein wenig schwerfällig vom langen Sitzen, aus dem Sattel und suchte sich einen schattigen Platz neben einem Tamariskengebüsch. Die Sonne brannte heiß, und die Luft hatte Backofenhitze.
Als sie auf den Steinen Platz genommen hatten, blickte Howard Miller auffordernd an.
Miller begann:
»Du hattest recht, John, Cartwright befördert Waffen. Scheinbar waren sie aber nicht für die Apachen bestimmt. Er ließ sich von einem unserer Scouts nach Süden führen, doch dort…«
»Was, von einem Army-Scout?« Howard sprang erregt auf. »Den lasse ich füsilieren, auf der Stelle.«
Miller sah ihn an und machte eine abwehrende Handbewegung.
»Die Patronen können Sie sich sparen, General… Sir. Der Wagenzug wurde von Apachen überfallen, und die Männer wurden niedergemacht.«
»Großer Gott! Wann?«
»Im Morgengrauen.«
Howard setzte sich. Merklich abgekühlt, wandte er sich wieder an Curt Miller:
»Woher wissen Sie, daß dieser Cartwright illegal mit Waffen handelte?«
Miller berichtete nun alles, Wort für Wort, und als er erzählte, wie er zu den Fahrzeugen geschlichen war, um unter die Plane zu sehen, schüttelte der General nur den Kopf.
»Nach dem Kampf wurden die Waffen auf Mulis und die Zugpferde verladen«, fuhr der Scout fort. »Die Fahrzeuge zündeten sie an.«
»Hieraus schließt du, daß die Gewehre nicht für die Apachen bestimmt waren?« murmelte Haggerty vor sich hin.
»Klar, sie hätten sie ja sonst nicht zu stehlen brauchen. Das bedeutete, daß Cochise jetzt über mindestens fünfzig Gewehre der neuesten Bauart mehr verfügt. Weshalb ging er dann die Vereinbarung mit Ihnen ein, General?«
»Ich denke gerade darüber nach«, erwiderte Howard. »Es muß einen Grund dafür geben. Aber welchen?«
»Zeitgewinn, Sir.«
Howard schob den Feldhut aus der Stirn.
»Ich glaube, ich weiß, was Sie damit andeuten wollen. Doch ich sage Ihnen eins: Cochise ist noch lange nicht geschlagen. Wenn wir Weißen glauben, der Chiricahua wird sich in unserem Netz verfangen, dann irren wir. Kommen Sie, Gentlemen! Wir müssen zurück ins Camp, es gibt noch viel zu tun.«
*
Elvis Wash ging zu dem etwas abseits stehenden Blockhaus, klopfte an und trat ein. Hank Doolin empfing ihn. Die geblümte Weste hing aufgeknöpft über seinem Bauchansatz, darunter war ein zerknittertes, schmutziges Hemd.
»Setz dich!« befahl Doolin.
Wash zog sich einen Stuhl heran.
»Gibt’s hier einen Drink?«
Doolin