Diverse Autoren

Apache Cochise Staffel 1 – Western


Скачать книгу

Dachbedeckung hatte, schliefen vermutlich die vier Weißen. Im Stall standen ihre Pferde und ein Maulesel, den sie zum Lastentragen verwendeten.

      Eigentlich hatte Victorio genug gesehen. Es mußte bald Morgen werden und sehr schnell hell.

      Im Osten stieg der erste graue Nebel aus den Tälern, ein Zeichen, daß der Tag nicht mehr fern war. Aus dem Schornstein des Hauses stieg Rauch.

      Victorio wartete ziemlich lange, aber er wußte, daß der Mond bald verblassen, ihn allein lassen würde in der weichenden Dunkelheit und allein mit diesen abweisenden, geheimnisvollen Häusern.

      Schließlich machte er sich auf den Weg, nutzte jede Deckung auf dem in die Tiefe fallenden Hang aus. Fast wäre er abgestürzt, so erschrak er. Ein ständiges lautes Knattern von Schüssen hoch oben in den Bergen ließ

      den Schweiß aus seinen Poren brechen.

      Seine gekrümmten Finger suchten nach einem Halt auf der fugenlosen Wand und krallten sich in die dünnen Spalten und Risse. Er sah hoch. Von hier unten wirkten die Häuser, so klein sie in Wirklichkeit waren, wie gigantische Riesen von Bauwerken. Sein Blick glitt über die Schießscharten – nichts. Selbst der geheimnisvolle Rauch war verschwunden.

      Morgen, dachte er, werde ich mit meinen Kriegern wiederkommen und die Männer töten, die Häuser ein-äschern und die Tiere in die Täler treiben. Morgen abend!

      Wer allerdings weiter oben in den Bergen mit Gewehren und Revolvern feuerte, konnte er sich nicht erklären. Keine Menschenseele gesehen, und ein Apache gab acht, wenn er sich auf fremdem Gebiet bewegte.

      Kurz darauf war er unten und eilte zu seinem Pony. Er schwang sich auf die dicke wollene Decke – Sättel kannten Apachen nicht – und ritt an. Morgen, dachte er noch einmal grimmig.

      Morgen!

      *

      Das erste Lichtbündel zuckte über die Hochebene. Miller, der die letzte Wache hatte, starrte in die weichende Dunkelheit. 30 Yards vor ihm war ein Strauch. Seltsam, vor wenigen Minuten, als er auf die selbe Stelle gesehen hatte, war der Busch noch nicht dagewesen.

      Durch diesen seltsamen Umstand gewarnt, nahm er das Gewehr auf und spannte den Hahn. Nichts geschah weiter. Der Busch, oder was es immer auch war, rührte sich nicht von der Stelle.

      Miller äugte nach rechts. Ein ähnliches Buschwerk dort, das vor ein paar Minuten nicht da gestanden hatte. Miller grinste. Den Trick kannte er. Apachentrick.

      Curt erhob sich, weckte John Haggerty. Schlaftrunken richtete sich der Scout auf und griff zum Gewehr.

      »Es geht los«, flüsterte Miller. »Sie greifen uns an.«

      »Konntest du sehen, wer sie sind?«

      »Nein, zu dunkel und zu weit entfernt. Sie verbergen sich hinter ausgerissenen Büschen und kommen schnell näher.«

      Haggerty folgte mit den Augen der ausgestreckten Hand des anderen

      Scouts und nickte.

      »Tatsächlich, Curt. Sie schleichen sich an. Zählen wir sie. Es müssen mindestens fünf sein.«

      Sie zählten beide das Buschwerk, das sich ständig veränderte und den Platz wechselte. Es waren fünf. Der erste Strauch war kaum noch zehn Yards von ihnen entfernt und bewegte sich vorwärts.

      John und Curt Miller konnten das gesamte Plateau übersehen. Nur diese fünf wandernden Buschinseln, sonst keine.

      Aus einem der Laubbündel kam etwas geflogen. Ein Pfeil zischte heran, bohrte sich in Millers linke Seite.

      Der Scout stieß einen Schrei aus und ließ sich fallen. Haggerty hebelte eine Patrone in die Kammer des Stutzens und schoß.

      Die grünen Zweige fielen zur Seite, ein Indianer sprang in die Höhe und brach zusammen.

      Sofort wechselte Haggerty seinen Standort, feuerte auf den nächsten Strauch, verfehlte ihn aber. Schnell repetierte er. Mit einem gewaltigen Sprung mußte er zwei Pfeilen ausweichen.

      John nahm kurz Ziel und drückte ab. Ein brauner Arm erschien, verschwand hinter dem grünen Laubwerk. Ein Körper neigte sich, fiel zur Seite.

      Zwei, dachte Haggerty grimmig. Wartet nur, ihr braunen Teufel!

      Er wirbelte herum, das Gewehr im Hüftanschlag, aber die restlichen Sträucher waren verschwunden. Etwas weiter nach links hoben sich große Felsbrocken vor einem Feld aus Geröll ab. Haggerty machte ein wütendes Gesicht, feuerte aber nicht auf die Steine, weil er wußte, daß seine Schüsse keinen Erfolg gebracht hätten.

      Er warf sich auf den Boden und rief zu Miller hinüber:

      »Bleib unten, du Hohlkopf! Oder willst du dir noch einen zweiten Pfeil verpassen lassen?«

      »Kannst du mir helfen, John?«

      »Krieche zu den Klippen und verhalte dich ruhig. Ich komme.«

      Jede Deckung ausnutzend, robbte Haggerty in den Schutz der sich auftürmenden Quadersteine und tauchte hinter ihnen in das volle Sonnenlicht. Die Angreifer konnten ihn hier weder sehen noch mit ihren Pfeilen erreichen.

      Er stand auf, huschte weiter, stieß auf Curt Miller, der sich keuchend die Schulter hielt.

      »Dreh dich ’rum«, sagte er, »laß sehen!«

      Der Pfeil hatte verrmutlich eine Feuersteinspitze, dafür keine Federn am Schaft. Apachenpfeil. John besah ihn sich ganz genau, bemerkte den feinen Farbring gleich hinter der Spitze.

      »Mimbrenjos«, sagte er. »Verdammt, diese Kerle machen Cochises Friedenspläne zunichte.«

      »Mensch, führ keine Selbstgespräche und zieh mir das Ding raus.«

      »Geduld, Junge, Geduld. Zuerst muß ich zu den Pferden und meine Satteltasche holen.«

      »Was willst du denn mit der verdammten Tasche?«

      »Willst du verbluten, du Narr? Ich brauche Verbandszeug und Salbe. Möglicherweise war der Pfeil vergiftet.«

      »Alle Wetter, kannst du das sehen?«

      »Wenn ich ihn raushabe, ja. Warte!«

      Er huschte los und dankte seinem Schöpfer, daß sie in der Nacht den Spalt für die Pferde gefunden hatten. Die Tiere wären sonst längst davongelaufen.

      John schnallte seine Satteltasche ab, rannte den Weg zurück. Schnell öffnete er sie, nahm eine Flasche Baconora heraus und hielt sie Miller vor die Lippen. Dabei stützte er dessen Rücken.

      »Trink«, sagte er drängend. »Trink so viel wie möglich. Der Schnaps betäubt dich ein bißchen.«

      Miller nickte, leerte fast die halbe Flasche.

      »Allmächtiger«, keuchte er. »Wenn du’s jetzt nicht schaffst, mich ins Jenseits zu befördern, dann der verfluchte Fusel.«

      Haggerty stellte die Flasche beiseite, zog sein Bowie-Messer, nestelte ein Päckchen Zündhölzer aus der Tasche und zündete mehrere Hölzer gleichzeitig an.

      Die Klinge hielt er über die Flamme, einmal von dieser, dann von der anderen Seite.

      Tief beugte er sich über den stöhnenden Scout, setzte die Messerspitze an und machte einen Schnitt nach unten. Dunkelrotes Blut quoll aus der Wunde und färbte die Hände des Helfenden.

      »Gleich«, sagte er. »Beiß die Zähne zusammen, Junge!«

      Miller biß auf ein Stück Holz, das ihm Haggerty zwischen die Lippen schob. John schnitt den Pfeil zwei Zoll über der Brust ab, packte den Schaft und riß ihn mit einem kraftvollen Ruck aus der Wunde. Miller bäumte sich auf und stöhnte wie ein Gepeinigter am Marterpfahl.

      »Hier ist er«, sagte John und hielt dem Scout die Feuersteinspitze vor die Augen. »Alles okay, nicht vergiftet. Wirklich, alles in bester Ordnung.«

      »Woran – erkennst du – einen vergifteten Pfeil?« stammelte Curt aschfahl und mit schmerzverzerrtem Gesicht.