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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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sich in Cochise aus, Verzweiflung. Von nun an war er gebrandmarkt. Er fühlte sich allein in einer Welt von Verrat, und er wurde von tiefen Zweifeln erfüllt.

      Er hatte für seine Sippe gesorgt und alle Unbilden von ihr ferngehalten. Viel Fleisch, gute Rastplätze, warme Decken während kalter Nächte und kühles Wasser während heißer Tage bedeuteten nichts mehr, wenn die Pferdesoldaten auftauchten, um Rache zu nehmen für die Toten am

      Paß.

      Cochise wurde unruhig. Je mehr er grübelte, desto weniger sah er eine Chance, einigermaßen heil aus dieser Affäre herauszukommen. Unter seinen Kriegern hatte sich das Massaker bereits herumgesprochen. Trommeln pochten in einem ganz bestimmten Rhythmus.

      Der Jefe kannte die Zeichen. Er lehnte sich nicht gegen die Sitten und Gebräuche seines Volkes auf, dafür war in dieser Situation auch nicht die Zeit. Sein Gehirn suchte nach einer Lösung, nach einem rettenden Einfall. Unwillkürlich dachte er an John Haggerty. Eine Weile hatte er geglaubt, er wäre der Mann, der dem tragischen Schicksal der Apachen eine Wendung geben konnte. Am Anfang hatte er den Scout mit seinem harten Durchsetzungsvermögen und den bitteren Augen gehaßt.

      Inzwischen wußte er, daß nur einer sie retten konnte, wenn es überhaupt jemanden gab.

      Cochises Blick streifte Tla-ina. Seine junge Schwester beschäftigte sich mit Näharbeiten. Sho-shu-li, seine Frau, sah ihn an und senkte den Blick wieder.

      Sie wirkte blaß und kränklich, aß kaum noch etwas und konnte in den Nächten nicht schlafen. Cochise wußte nicht, was ihr fehlte. »Regenbogen« redete nicht darüber, dazu war sie zu stolz.

      Die sorgenvollen Gedanken des Häuptlings glitten ab, beschäftigten sich wieder mit den Dingen, die mit ungeheurer Gewalt auf ihn einstürmten. Spätestens in einer Woche zogen vermutlich lange Kolonnen von Pferdesoldaten in die Dragoons, um die Zugänge zu den höhergelegenen Canyons abzuriegeln.

      Das war das Ende aller Chiricahuas.

      Unruhig erhob Cochise sich, ging vor dem Feuer auf und ab. Niemand störte ihn.

      Was hatte der Späher außerdem gesagt? Zwei weiße Männer hätten das Massaker verfolgt. Er hatte sogar die Stelle beschrieben, von wo aus sie den Paß und die Poststation beobachtet hatten.

      Sein Entschluß reifte von Sekunde zu Sekunde mehr. Cochise trat vor das Wickiup. Die Hitze des Tages hatte sich verflüchtigt, und ein kühler Wind durchwehte den Canyon.

      Der Häuptling fühlte, wie der Wind seine heiße Haut kühlte. Er mußte etwas unternehmen, nur über das Was war er sich nicht schlüssig. Er glaubte auf Gedeih und Verderb den Schicksalsmächten ausgeliefert zu sein.

      Ein Krieger näherte sich ihm. Cochise drehte sich um und hoffte, daß es sein Sohn Naiche war. Es war Naiche. Der junge Mann blieb vor Cochise stehen, deutete mit ausgestrecktem Arm nach Westen, beschrieb einen Kreis und sagte:

      »Sorgen erfüllen dich, Vater. Victorio hat die Sache der Apachen verraten. Gehen wir zu dem Hellauge, der Tla-ina vor dem Stich des Peitschentieres rettete.«

      »Wie soll er uns helfen?«

      »Er kann es, wenn er will. Er hat gesehen, wer die Weißen tötete.«

      »Für die Pferdesoldaten sind Apachen alle gleich. Sie kennen die Unterschiede nicht und verstehen es nicht, sich in unsere Welt zu versetzen.«

      »Laß uns reiten«, sagte Naiche.

      Cochise nickte, setzte sich in Bewegung. Gemeinsam gingen sie zu dem Hecken-Corral und fingen sich zwei Ponys ein.

      Brütendes Schweigen hing über dem Canyon, als sie über die Rampe auf die Mesa ritten.

      Sogar der Wind hatte sich vorübergehend gelegt. Es war, als hätte sich ein Ereignis angekündigt.

      *

      Der neue Tag brach mit Hitze und einem glutheißen Wind über die Canyons herein. Am Himmel kreisten Bussarde wie schwarze Tupfen, ließen sich treiben, stießen aber nicht herab.

      Haggerty wurde stutzig, als er die Raubvögel beobachtete. Immer mehr Bussarde gesellten sich zu den anderen, aber sie machten keine Anstalten, ihre von der Natur vorgeschriebene Aufgabe zu erfüllen.

      Irgendwo in dieser menschenmordenden Einöde mußte es noch Leben geben, was die Vögel davon abhielt, sich den Toten zu nähern. John stand auf, schob die Decken zur Seite und griff nach der Wasserflasche. Er nahm einen tüchtigen Schluck, ging zu Miller, dem es besser zu gehen schien, der aber noch schlief. John weckte ihn und hielt ihm die Flasche vor die Lippen.

      »Wie geht’s dir heute?«

      »Besser. Ich hoffe, ich kann reiten.«

      Haggerty nickte, wies auf die Vögel und sagte:

      »Irgend jemand nähert sich dem Paß. Ich möchte noch eine Weile warten, bis ich sicher bin, wer da kommt.«

      »Indianer?«

      »Weiß ich nicht. Jedenfalls keine Mimbrenjos. Apachen kehren niemals wieder dahin zurück, wo sie Tote zurückließen. Hängt mit ihrem Glauben und ihrer Vorstellung vom Jenseits zusammen. Bleib ruhig liegen, Curt. Ich möchte feststellen, weshalb sich die Bussarde so zögernd verhalten.«

      Er ging bis zu dem Steilabfall, legte sich auf den Boden und kroch das letzte Stück. Plötzlich hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Der fünfte Mimbrenjo fiel ihm ein, aber der hatte sich bestimmt aus dem Staub gemacht.

      Sosehr er seine Augen auch anstrengte, er entdeckte niemanden. Keine Bewegung beim Paß. Nur die Raubvögel hoch über seinem Kopf zogen ihre lautlosen Kreise.

      Noch einmal warf er einen lauernden Blick über die wilde Landschaft, dann zuckte er mit den Achseln und kroch zurück. Als man ihn von unten nicht mehr beobachten konnte, stand er auf und ging zu Miller.

      »Nichts zu sehen, Curt. Trotzdem, ich traue der Stille nicht mehr. Ich wette, da tut sich was in unserer Umgebung.«

      »Wir müssen verschwinden, John.«

      Haggerty winkte ab.

      »Heute noch nicht, das hältst du nicht aus. Eine Nacht wollen wir noch abwarten.«

      Unruhig machte John eine Runde um das Felsmassiv. Auf dem Plateau lagen die toten Apachen, aber auch hier hatten die Raubvögel noch nicht mit ihrem grausigen Werk begonnen.

      John Haggerty beendete seine Runde und kehrte zu Miller zurück.

      »Nichts zu sehen. Ich mache uns jetzt ein Frühstück.«

      »Vielleicht haben wir die Vögel aufgeschreckt?«

      »Glaube ich nicht. Sie haben sich längst an uns gewöhnt. Nein, es muß etwas anderes sein, das sie stört. Warten wir’s ab. Nach dem Frühstück werde ich nach deiner Wunde sehen und den Verband erneuern.«

      Miller gab keine Antwort. Mit weiten Augen starrte er an Haggerty vorbei.

      John drehte sich um und sah Cochise vor sich stehen. Hinter dem Jefe wartete sein Sohn Naiche

      Beide Männer musterten sich, John mit einer kalten Wut im Bauch, Cochise zurückhaltend. Keiner sagte ein Wort oder bewegte sich. John schloß halb die Augen und verlor seine Sicherheit. Er kam sich wie ein Kind vor gegen diesen Indianer.

      Als John Haggerty das Schweigen zu lange dauerte, sagte er schließlich:

      »Das Massaker dort unten ist dein Werk, Cochise. Dafür überreicht dir die Armee einen Orden. Du und dein Volk könnt stolz auf die Auszeichnung sein, Jefe.«

      Cochise reagierte nicht. Er hörte den Sarkasmus aus des Weißen Stimme, und das traf ihn tief. So tief, daß er einen Augenblick lang überlegte, einfach wieder umzukehren und voller Hilflosigkeit das zu erwarten, was er nach Lage der Dinge hinnehmen mußte.

      Aber er überwand sich, richtete sich hoch auf und blitzte den Scout zornig an.

      »Du warst Zeuge des Massakers, meine Späher berichteten es.«

      Haggerty