Martina Meier

Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1


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für ihren Fernseher erkannte. Und sie fluchte, weil das Ding trotz der großen Verpackung und des ganzen Schnickschnacks drum herum nicht funktionierte.

      Roswitha Nollenkampf bekam einen Rasenmäher, obwohl sie gar keinen Garten hatte.

      Otto Finkbein bekam zehn Knäuel Wolle, und weil er glaubte, das wäre nur eine weitere Verpackung seines Geschenks, wickelte er alles ab, bis er schließlich selber aussah wie ein riesiges Wollknäuel.

      Thea Leopold packte einen Terminplaner aus feinem Rindsleder aus und schrie empört: „Puh ha!“ Sie hatte sich eigentlich einen Schminkkoffer gewünscht. Der wiederum lag beim Oberstudienrat aus der Flachalmschule unterm Baum.

      Der quirlige Raul weinte Krokodilstränen. In seinem Päckchen waren selbst gestrickte Socken. Allerdings so groß, dass er in einen einzelnen Strumpf gleich beide Füße bis zum Knie stecken konnte. Aber warme Füße konnten ihn nicht trösten. Er hatte auf ein Einrad gehofft. Das Einrad aber landete beim Bauer Hörnbach, der noch lange in dem Karton nach einem zweiten Rad suchte.

      Und unser guter Weihnachtsmann? Der ritt mit leerem Sack zum See. Die Eisdecke glitzerte im Mondlicht. Die Sterne schienen vom Himmel zu fallen, als er sie sah, wie sie lautlos über das Eis glitt. Erst schaute er ihr eine Weile zu. Die Wärme stieg in ihm auf, bis selbst seine Hände glühten. Dann sammelte er all seinen Weihnachtsmännermut zusammen und rief wieder laut: „Hallo Julia!“ in die Zaubernacht hinein. Sie lachte ihn an und ihre Augen funkelten mit den Sternen um die Wette. „In dem Paket dort, das da am Baum hängt, ist ein Geschenk für dich!“, rief ihm die Schöne zu.

      Dem Weihnachtsmann schlug das Herz bis zum Hals, nein bis zur Nasenspitze und bis in die Ohrläppchen hinein. Er öffnete das Paket und holte ... ein paar rote Schlittschuhe heraus.

      Da fiel ein Stern vom Himmel, der war so hell, dass die Leute für einen Moment dachten, es wäre helllichter Tag. Sie rannten auf die Straße, um zu sehen, woher das helle Licht kam. Bauer Hörnbach zog das Einrad hinter sich her. Oma Theobein fiel schier die kaputte Fernbedienung aus der Hand, als der Riesenwollknäuel an ihr vorbei rollte. Der quirlige Raul hüpfte in einem viel zu großen Wollstrumpf aus dem Haus und stolperte dabei über Frau Roswitha, die bisher vergeblich versucht hatte, den Rasenmäher zu starten.

      Auch der Oberstudienrat erschien, wenn auch etwas verändert. Er hatte so merkwürdig rote Lippen und auch seine Augen sahen etwas anders als sonst. Doch niemand wunderte sich darüber wirklich. Es war eine kuriose heilige Nacht. Und weil sich alle trafen und sich viel zu sagen hatten, waren sie froh.

      Raul bekam das Einrad von dem alten Hörnbach. Der Bauer wusste ohnehin nicht, was er mit einem unvollständigem Fahrrad anfangen sollte. Er selbst bekam das Handy von Oma Theobein und lud sie als Dank dafür am folgenden Sonntag zum Kaffee ein.

      Über den Rasenmäher freute sich der Oberstudienrat und bot Frau Roswitha an, so oft sie nur wolle seinen Swimmingpool zu benutzen, der auch im Winter beheizt war.

      Das war eine der fröhlichsten Weihnachtsnächte der Erdengeschichte. Und als in diesem Jubel die nächste Sternschnuppe fiel, da sah man noch in ihrem Licht den Weihnachtsmann mit seiner Weihnachtsfrau und den roten Schlittschuhen davon reiten.

      Mone Weck aus Esslingen ist 35 Jahre alt. Sie hat schon mehrere Gedichte und Kurzgeschichten verfasst.

      *

      Das Christkind hat kein Telefon

      Luca stapfte in die Küche. Die überlangen Beine seiner Schlafanzughose verdeckten seine Füße, in der rechten Hand hielt er Doktor Hugo, seinen Waschbären, der mit seinen weißen Tatzen den Boden ungewollter Weise spüren musste. „Mama, wann kommt denn das Christkind wieder? Es war schon so lange nicht mehr da!“ Luca zupfte seine Mutter am Rock.

      Mama sah ihn an, lächelte und schob ihn vorsichtig zum Tisch, auf dem ihm schon eine Tasse dampfende heiße Schokolade erwartete. Sie strich ihm über die kurzen schwarzen Haare und sagte: „Weißt du, Luca, das Christkind kommt erst im Dezember wieder. Jetzt ist es August. Du wirst dich noch ein bisschen gedulden müssen.“

      „Ich mag mich nicht gedulden!“, sagte Luca trotzig, verschränkte seine Arme und fragte, wie viel Zeit zwischen August und Dezember vergehe.

      „Dazwischen liegen September, Oktober und November“, antwortete Mama, während sie sich frischen Kaffee eingoss.

      „Aber das dauert doch noch ewig! Kannst du es nicht anrufen und fragen, ob es ausnahmsweise nicht früher kommen kann?“ Mama aber meinte, das Christkind hätte keine Telefonnummer. Luca saß vor seiner Tasse und dachte nach. Er war sich sicher, es gäbe einen Weg. „Oh, jetzt weiß ich es! Es hat aber bestimmt eine Handynummer! Jeder hat doch ein Handy! Oh bitte, Mama, ruf das Christkind an!“, bettelte Luca.

      „Aber Luca, was meinst du, was das Christkind sagen wird? Es muss für Weihnachten so viel arbeiten. Es braucht auch mal eine Pause. Stell dir vor, Papa würde ununterbrochen arbeiten und würde nie nach Hause kommen. Da wärst du sicher traurig!“, erklärte Mama.

      „Das stimmt!“, bestätigte Luca und grübelte weiter.

      Seine blauen Augen füllten sich mit Tränen, denn er fand keine Lösung für sein Problem. Was sollte er nur tun? Er hätte doch so gerne jetzt schon Weihnachten! Warum gibt es Weihnachten nur einmal im Jahr? Er schob seine Tasse von sich weg. „Du, Mama, dann wird es nichts werden mit Weihnachten im August?“

      „Ich fürchte nein, mein Schatz!“ Mama stand auf, nahm seine Tasse und setzte eine neue heiße Schokolade auf. Sie überlegte, wie sie Luca eine Freude machen könnte. „Luca, sollen wir heute zum See fahren? Wir könnten Tobi mitnehmen?“

      Doch Luca schüttelte nur den Kopf.

      „Und danach gönnen wir uns noch ein Eis!“

      „Ich mag kein Eis! Und keinen See! Ich will Schnee und einen Weihnachtsbaum!“ Luca stand auf und ging aus der Küche. Mama war ratlos. Was konnte sie nur tun? Sie konnte es nicht ertragen, Luca so leiden zu sehen!

      Es war unerhört still im Haus. Luca war ein aufgewecktes Kind und in der Regel nicht zu überhören. Das machte Mama nervös. Sie rief nach ihm, doch Luca antwortete nicht. Sie suchte ihn in seinem Zimmer, im Bad, im Schlafzimmer, im Wohnzimmer. Kein Luca war da. Sie blickte in den Garten. Da war er auch nicht. Auf dem Dachboden konnte er nicht sein, denn die Tür befand sich an der Decke. Mit einem Stab konnte man diese Türe öffnen und die Leiter hinunter ziehen. Dafür war Luca aber zu klein und zu schwach. War Luca denn in den Keller gegangen? Nein, niemals! Luca hatte Angst vor dem Keller.

      Ein wenig später aber fand sie den kleinen Luca in einem der Kellerzimmer, umgeben von Christbaumkugeln, die er am Boden verteilte, Lametta hing von seinen Schultern und Doktor Hugo durfte den Weihnachtsengel halten. Luca war gerade dabei, etwas in Geschenkpapier zu wickeln.

      „Schau mal, Mama, heute ist doch schon Weihnachten. Das Christkind hat die Kugeln und die Verpackung vergessen! Bei so viel Arbeit würde mir das auch passieren!“

      „Was packst du denn da ein?“, wollte Mama wissen.

      „Oh, das ist für dich, aber du darfst es erst heute Abend aufmachen!“

      „Luca, was hältst du davon, wenn wir in die Küche gehen und Plätzchen backen? Danach können wir die Weihnachtsdeko auf dem Tisch verteilen und Weihnachtslieder singen.“ Luca sprang mit einem Satz hoch, hätte dabei beinahe noch Mamas Lieblingskugeln zertreten und fiel ihr um den Hals. „Auja, auja, auja!“, jubelte Luca. „Du bist die liebste Mama auf der Welt!“ Luca küsste sie auf die Wangen und den Mund und vergrub sich in ihrer dunklen Lockenpracht.

      „Aber lass uns auf die Terrasse gehen! Das Wetter heute ist so schön!“, schlug Mama vor und Luca war sofort einverstanden.

      Den ganzen Nachmittag über kneteten sie auf der Terrasse den Teig, stachen die Plätzchen aus. Mama schob die Bleche in den Ofen, holte sie später wieder heraus, damit sie und Luca die frischen Plätzchen mit Zitronenglasur oder Schokolade bestreichen konnten. Luca liebte die Plätzchen mit Marmeladenfüllung. Er nahm einen Mond