so schlimm, Freddy, ist schon gut“, meinte Sophie schmunzelnd. „Gut, danke. Treffen uns dann bei Mozart.“
Toni brauchte nur einen Blick auf Sophies Laptop zu werfen, um zu wissen, was Freddy und Jenny rausgefunden hatten:
Wolfgang Derbe, Ziegelstraße 15. Er ist Verkäufer, verheiratet, lebt mit seiner Frau zusammen, sein Sohn ist bereits ausgezogen. Er liebt Musik und hat ein Musikgeschäft, in dem es alles gibt, was man wünscht. Noten, alt bis neu, Instrumente, Zubehör und so weiter. Das Geschäft ist in der Bernoldstraße 18.
Toni staunte nicht schlecht. „Respekt“, bewunderte er seine Kollegin, die nur zwinkerte.
„Was man nicht alles tut, um seinen Freunden eine Freude zu machen.“
Beide mussten lachen.
„So, ich würde vorschlagen, wir besuchen ihn zuerst zu Hause. Was ist das für eine Website?“
„Die von Wolfgang Derbe selber. Aber der hört sich ziemlich sauber an. Also ich denke, ein Motiv finden wir bei dem nicht.“ Sophie zuckte die Schultern und presste die Lippen aufeinander.
„Ui, da fällt mir ein, wir haben Herrn Beethoven nicht einmal nach der Tatzeit gefragt! Sophie, kannst …“ Toni konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, denn Sophie hatte bereits ihr Handy hervorgezogen und ermahnend den Zeigefinger auf den Lippen.
Toni nickte verständnisvoll und schaute nachdenklich aus dem Busfenster. Er sah keineswegs Täler, Bäche, Wälder, Wiesen und Bauernhöfe, sondern Geschäfte, Fabriken, Menschen, die in Eile durcheinanderhasteten, Schulen, Unis, Straßen und Autos. Wie sehr er sich wünschte, die Landluft zu riechen, wenn er aus dem Bus stieg. Seufzend wartete er auf Sophie.
„Hallo, ja, hier ist Sophie, von den vier Lupen. Ja, wir hätten da noch eine kurze Frage …“ Es entstand eine kurze Pause und das weitere Gespräch bekam Toni nur mit halbem Ohr mit. „Toni!“ Sophie tippte ihn leicht an der Schulter an und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
„Ja?“, fragte er, während er sich zu ihr drehte.
„Er sagte, zuletzt hätte er das Lied um 14:30 Uhr gesehen, doch dann sei er Kuchen essen gegangen. Es hätte Erdbeertorte gegeben, seine Lieblingsspeise, darum hätte er ziemlich viel gegessen und wäre wohl so gegen 15 Uhr wieder in sein Zimmer zurückgekehrt. Dort hätte er einen Schreck bekommen, weil sein wertvolles Stück weggekommen sei, und hätte sofort alle Angestellten zur Rede gestellt. Aber keiner von ihnen sei im Zimmer gewesen, während er die Torte zu sich genommen hatte, sagen alle.“
„Das heißt, die Tatzeit beschränkt sich auf den Zeitraum zwischen 14:30 und 15 Uhr“, stellte Toni fest.
Sophie nickte und gemeinsam stiegen sie aus dem Bus.
„Hmm … Ich glaube, du musst ihn nochmals stören. Wir müssen wissen, wo er es hingetan hatte!“ Toni schien nicht sonderlich erfreut, Herrn Beethoven ein zweites Mal belästigen zu müssen.
„Nein, das ist nicht nötig, ich habe ihn schon danach gefragt, da ich mir dachte, dass du das wissen möchtest.“ Sophie musste kichern. „Er sagte, er hätte das Lied unbeachtet auf dem Klavier liegen lassen, da er sich keine Gedanken über Diebe gemacht hätte.“
„Super!“, freute Toni sich mit einem breiten Lächeln.
„Hey, da sind Freddy und Jenny!“, unterbrach Sophie seine Freude.
Die beiden winkten den anderen und Freddy und Jenny winkten zurück. Als die vier Lupen sich vor Mozarts Haustür trafen, tauschten sie nochmals aufgeregte Blicke aus, dann drückte Toni auf den Klingelknopf.
„Stopf schnell den Burger in dich rein“, zischte Sophie Freddy zu, während der genüsslich an seinem Mahl kaute. Freddy beeilte sich mit großen Bissen. Jenny musste bei seinem Anblick unwillkürlich lachen und auch Sophie konnte nicht anders und schmunzelte in sich hinein.
Toni erklärte allen schnell den Plan: „Lasst Jenny gehen, sie nimmt Sophies Haarclipkamera und wir sehen alle durch Sophies Abhörapparat, oder wie man es nennen will, was geschieht.“
Die vier versteckten sich draußen, alle schauten wie gebannt auf Sophies Apparat. Als die Tür sich auftat, stolzierte Jenny hinein und schritt geradewegs auf die offene Holztür mit dem Mozart-Namensschild zu.
„Hallo“, begrüßte eine Männerstimme sie und Jenny grüßte in hohem Ton zurück: „Hallo.“
„Wer bist du denn?“, fragte der Mann, der nun vor Jenny stand und sie verwundert musterte.
„Ich bin Jenny. Sie sind Herr Mozart, wenn ich das richtig sehe“, erwiderte Jenny.
„Ja, richtig. Und … wieso bist du hier, Jenny?“ Herr Mozart staunte nicht schlecht, dass ein so junges Fräulein, hübsch und zart, bei ihm auftauchte. Er führte sie in seine Wohnung, holte zwei Gläser Wasser, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen, und kam dann zurück.
„Ich komme von Herrn Beethoven. Er ist Ihr Freund, wie ich gehört habe?“ Jenny spielte ihre Rolle perfekt.
„Ja, ja. Setz dich doch erst mal.“ Seine Hand wies auf einen Sessel, gleich neben dem Kamin.
„Danke“, lächelte Jenny, „also, er möchte, dass ich Sie frage, ob Sie vielleicht sein Lied gesehen haben.“
Die Spannung der drei Freunde stieg.
„Ach, möchte er das?“, fragte Herr Mozart spitz. „Na, da kann ich nur mit einem Nein antworten. Meinst du das Für Elise?“
„Nun, ich gedenke, diese Frage nicht zu beantworten, denn ich weiß nicht, ob Herrn Beethoven dies gefallen würde. Bitte entschuldigen Sie. Zudem liegt ihm eine weitere Frage – und auch mir – auf dem Herzen. Sind Sie in irgendeiner Weise neidisch auf meinen Auftraggeber oder können Sie ihm irgendetwas nicht gönnen?“ Jenny bemühte sich, nicht herauszuplatzen, doch sie hatte Übung. Die altmodische Wortwahl, wie ihre Freunde sagen würden, brachte sie zum Lachen, doch auch das schaffte sie zurückzuhalten.
„Nein, keineswegs! Wir sind gute Freunde, wirklich, das kannst du mir glauben. Ich gönne ihm seine Erfolge, er hat sie verdient. Ich bin einfach nicht so gut wie er!“
Toni raunte den anderen zu: „Der lügt wie gedruckt!“ Doch dann waren alle wieder still.
„Gut“, lächelte Jenny. „Er wollte Sie bestimmt nicht beleidigen. Was ist denn bei Ihrem Erfolg schiefgelaufen?“
„Nun, am Anfang ging alles glatt. Doch plötzlich veränderte sich alles. Ich bin nicht sicher, wieso, es war in der Zeit, in der Beethoven kam. Aber natürlich will ich damit nicht sagen, dass es an ihm lag. Vielleicht tat es das aber, denn die Leute mochten seine Musik lieber als meine. Meine Lieder wurden nicht mehr so viel gekauft, doch ich gab es nicht auf. Es machte mir so viel Spaß, da konnte ich nicht einfach aufhören. Aber leben kann ich von meinem Einkommen noch gut, keine Frage.“
„Das heißt, Sie könnten ihm die Schuld an Ihrem Verderben geben?“ Jenny wollte noch mehr wissen.
„Wenn du so willst – ja. Aber wir sind Freunde“, versicherte Herr Mozart.
„Und wie sind Sie und Herr Beethoven Freunde geworden?“, erkundigte sich Jenny.
„Das ist eine lange Geschichte“, wich Herr Mozart aus.
„Kein Problem, ich habe Zeit.“
Die vier Lupen hielten gespannt die Luft an und hörten zu.
„Ich denke, nun ist es Zeit für mich zu gehen“, erklärte Jenny nach der ausführlichen Erklärung, aus welchen Gründen Mozart und Beethoven eine enge Freundschaft führten.
Herr Mozart nickte verständnisvoll und begleitete sie zur Tür. „Du darfst gerne erneut kommen, wenn du magst“, lud er sie lächelnd ein. „Ich bekomme nicht so viel Besuch.“
Jenny nickte freundlich und verschwand aus dem Haus.
„Super,