James Fenimore Cooper

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper


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gibt; ich habe dich oft sagen hören, du glaubest an ihre Existenz.«

      »Ich folgerte es aus Analogien, Richard, ohne daß ich irgendeine Sicherheit für das Faktum hätte.«

      »Du hast davon reden hören und Erzproben gesehen – du kannst das nicht in Abrede stellen. Und was deine sogenannten Analogiefolgerungen betrifft: wenn es in Südamerika Minen gibt, warum sollte es nicht auch in Nordamerika dergleichen geben?«

      »Nein, nein, ich gedenke nichts in Abrede zu stellen, Vetter. Ich habe allerdings manches Gerücht über das Vorhandensein von Minen in diesen Bergen vernommen und glaube auch Proben der köstlichen Metalle, die hierherum gefunden wurden, gesehen zu haben. Es würde mich daher nicht wundernehmen, wenn ich erführe, daß man Zinn, Silber, oder was ich noch für weit folgenreicher halte, gute Steinkohlen – –«

      »Zum Henker mit deinen Steinkohlen!« rief der Sheriff, »wer braucht denn Steinkohlen in diesen Wäldern? Nein, nein, Silber, Duke, – Silber ist das einzige, was uns not tut, und Silber müssen wir auffinden. Aber höre mich jetzt an: ich brauche dir nicht erst zu sagen, daß die Eingeborenen schon seit langer Zeit Gold und Silber zu verwenden wußten. Wer anders wird nun am besten die Fundorte anzugeben wissen, wenn es nicht die ursprünglichen Bewohner des Landes sind? Ich habe die besten Gründe für die Annahme, daß sowohl Mohegan als auch Lederstrumpf seit vielen Jahren von dem Vorhandensein einer Mine in diesem Gebirge unterrichtet sind.«

      Der Sheriff hatte jetzt seinen Vetter an einer empfindlichen Stelle berührt, und Marmaduke horchte nun aufmerksamer auf den Sprecher, der nach einer Pause, während welcher er sich über die Wirkung dieser außerordentlichen Enthüllung Gewißheit verschaffen wollte, fortfuhr: »Ja, Vetter, ich habe meine Gründe, die du zur geeigneten Zeit erfahren sollst.«

      »Keine Zeit eignet sich besser dafür als der gegenwärtige Augenblick.«

      »Schon gut, so horche auf«, fuhr Richard fort, indem er vorsichtig umherblickte, um sich zu überzeugen, daß kein Horcher im Wald verborgen sei, obgleich die beiden Reiter keinen Augenblick haltmachten. »Ich habe Mohegan und Lederstrumpf mit meinen eigenen Augen – und meine Augen sind so gut als die irgendeines andern Menschen –, ich sage, ich habe beide mit Karst und Spaten den Berg hinaufgehen und wieder herunterkommen sehen; und andere waren Zeugen, wie sie in der Dunkelheit auf eine ganz geheimnisvolle Weise Gegenstände nach ihrer Hütte schafften. Nennst du das nicht eine sehr wichtige Tatsache?«

      Der Richter antwortete nicht, aber seine Stirn war gedankenvoll gerunzelt, wie man es immer an ihm bemerkte, wenn er sich für etwas lebhaft interessierte, und seine Augen ruhten in gespannter Erwartung auf den Lippen seines Vetters. Richard fuhr fort:

      »Es war Erz. Nun frage ich dich, Duke, ob du mir sagen kannst, wer dieser Oliver Edwards ist, den du seit Weihnachten in deinem Hause beherbergst?«

      Marmaduke erhob abermals seine Augen und antwortete nur mit einer stummen verneinenden Kopfbewegung.

      »Daß er ein Mischling ist, wissen wir; denn Mohegan trägt kein Bedenken, ihn öffentlich seinen Verwandten zu nennen; daß er eine gute Erziehung genossen hat, ist gleichfalls bekannt. Was aber sein Geschäft in dieser Gegend anbelangt, – erinnerst du dich noch, daß ungefähr einen Monat, ehe dieser junge Mann unter uns erschien, Natty mehrere Tage von Hause abwesend war? Du kannst es nicht vergessen haben, denn du fragtest nach ihm, weil du einiges Wildbret für das Abschiedsmahl brauchtest, ehe du Beß holen gingst. Er war damals nirgends aufzufinden. Der alte John bewohnte die Hütte allein, und als Natty wiederkam, sah man, obgleich er des Nachts einrückte, wie er einen jener Schlitten, in denen man das Korn zur Mühle führt, nachzog und mit großer Sorgfalt etwas herausnahm, was er unter seinen Bärenhäuten versteckte. Nun frage ich dich, Richter Temple: was konnte einen Mann wie Lederstrumpf veranlassen, einen Schlitten zu machen und eine Last über diese Berge nach sich zu schleppen, wenn er weiter nichts als seine Büchse und seinen Schießbedarf bei sich hatte?«

      »Man bedient sich oft solcher Schlitten zum Heimschaffen der Jagdbeute, und du sagst, er sei mehrere Tage abwesend gewesen.«

      »Wie hätte er jagen können, da seine Büchse zum Ausbessern im Dorf war? Nein, nein, daß er sich an einem ganz ungewöhnlichen Ort befand, ist gewiß; daß er irgendein Geheimnis mit sich zurückbrachte, ist noch gewisser; und daß er seit der Zeit keiner Seele erlaubt hat, sich seiner Hütte zu nähern, ist das Gewisseste.«

      »Er war nie ein Freund von zudringlichen Besuchen.«

      »Ich weiß das«, unterbrach ihn Richard, »aber hat er sie auch auf so unfreundliche Weise von seiner Hütte fortgetrieben? Vierzehn Tage nach seiner Rückkehr tritt dieser Edwards auf. Sie bringen ganze Tage in den Bergen zu, angeblich um zu jagen, in der Tat aber, um Nachforschungen anzustellen. Wegen des strengen Winters konnten sie damals nicht graben, und er machte sich einen glücklichen Zufall zunutze, um in ein ordentliches Quartier zu kommen. Aber selbst jetzt bringt er die Hälfte seiner Zeit in jener Hütte zu – wenigstens vergeht keine Nacht, ohne daß er ein paar Stunden dort ist Sie schmelzen, Duke, sie schmelzen und werden reich dabei, während du arm wirst«

      »Wieviel von dieser Mitteilung kommt auf deine eigene Rechnung, und wieviel hast du von anderen? – Ich möchte gern den Weizen von der Spreu sichten.«

      »Ein Teil davon beruht auf eigener Wahrnehmung; denn ich sah den Schlitten, obwohl er in paar Tage nachher zusammengeschlagen und verbrannt wurde. Ich habe dir auch ferner gesagt, daß ich den alten Mann mit seinen Spaten und Karsten bemerkte. In der Nacht, als Natty mit seinem Schlitten ankam, begegnete ihm Hiram bei Gelegenheit eines Ganges ins Gebirge, und da Hiram ein gutmütiger Bursche ist, so erbot er sich ganz dienstfertig, dem alten Mann bei seiner Last zu helfen; denn er hatte schwer den Berg hinan zu ziehen. Natty wollte aber durchaus nichts davon wissen und wies das Anerbieten in einer Weise zurück, daß der Squire erklärte, er habe im Sinn gehabt, ihm den Frieden aufzukündigen. Seit der Schnee weg und hauptsächlich seit der Grund aufgetaut ist, haben wir stets ein wachsames Auge auf den Alten gehabt wobei uns Jotham gute Dienste leistete.«

      Marmaduke wollten Richards Verbündete in dieser Angelegenheit nicht sonderlich zusagen; er kannte sie aber als schlaue und gewandte Leute, und da wirklich irgend etwas Geheimnisvolles nicht nur in der Verbindung des jungen Edwards mit den beiden Jägern, sondern auch in dem lag, was sein Vetter eben berichtet hatte, so begann er, die Umstände sorgfältiger zu erwägen. Bei weiterem Nachdenken erinnerte er sich verschiedener Vorfälle, die den Argwohn bekräftigen halfen, und da Richards Folgerungen mit einer seiner Schwächen zusammentrafen, so gab er sich desto bereitwilliger ihrem Eindruck hin. Die besondere Stellung des Richters Temple hatte es mit sich gebracht, daß sein umfassender Geist bei allen Plänen für Verbesserungen von Grund und Boden sich stets schon die ferne Zukunft vergegenwärtigte. Wo andere Leute nichts als eine Wildnis gewahr werden konnten, sah sein Auge bereits Städte, Fabriken, Brücken, Kanäle, Minen und alle anderen Hilfsquellen eines alten Landes, obgleich sein gesunder Verstand ihn einigermaßen daran hinderte, solchen Erwartungen Worte zu leihen.

      Da der Sheriff seinem Vetter hinreichend Zeit ließ, über das Gehörte nachzudenken, so wurde es diesem mit jedem Augenblick wahrscheinlicher, daß nur irgendein Geld verheißendes Abenteuer das bindende Glied in der Kette sei, die Oliver Edwards in Lederstrumpfs Hütte geführt hatte. Marmaduke war aber zu sehr gewöhnt, einen Gegenstand aus verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten, als daß ihm die möglichen Einwürfe hätten entgehen sollen, weshalb er vor sich hinmurmelte:

      »Es kann unmöglich so sein; denn der junge Mensch wäre sonst wohl nicht an den äußersten Rand der Armut getrieben worden.«

      »Gibt es wohl einen augenfälligeren Grund, nach Geld zu graben, als die Armut?« rief der Sheriff.

      »Außerdem verdankt Oliver seiner Erziehung eine gewisse Würde des Charakters, die sich nicht mit einem so heimlichen Treiben verträgt.«

      »Könnte ein unwissender Tropf wohl Metall schmelzen?« fuhr Richard fort.

      »Beß sagte mir, er habe den letzten Schilling ausgegeben, als ich ihn in unsere Wohnung nahm.«

      »Für das andere hat er Werkzeuge gekauft. Und würde er überhaupt