Lisbeth Pahnke

Britta und die Pferde


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      Lisbeth Pahnke

      Britta und die Pferde

      SAGA Egmont

      Britta und die Pferde

      Aus dem Schwedischem von Herta Weber-Stumfohl nach

      Copyright © 1988, 2018 Lisbeth Pahnke und Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711520833

      1. Ebook-Auflage, 2018

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

      Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

Britta rettet ein Pferd

      Ein lustiger Ritt im Schnee

      „Britta! Hilfe! Ich stürze …“

      Typisch, dachte ich. Immer wieder müssen wir wegen Pia den schönsten Galopp unterbrechen. „Halte wenigstens die Zügel fest“, warnte ich sie und brachte mein Pony widerwillig zum Stehen. Ich drehte mich im Sattel um. Im Gestrüpp entdeckte ich Pia, die mit ihrer Nase mitten im weichen Schnee steckte.

      Wie jeden Sonntag ritt ich als Reitlehrerin mit meiner Gruppe aus. Es war Dezember. Die Luft war mild und feucht. Sie schien in uns hineinzukriechen. Ich hatte einen viel zu warmen Pullover angezogen. Es tropfte von den Tannen, und halbgeschmolzene Schneebrocken fielen sanft auf uns und unsere Pferde.

      „Was für ein ekelhaftes Wetter“, schimpfte Pia, als sie endlich wieder auf den Weg stapfte. Wütend befreite sie ihr sommersprossiges Gesicht von dem weißen Schnee. „Ein riesiger Schneeklumpen traf mein Pferd mitten im Galopp genau auf sein Hinterteil. Klatsch! Kein Wunder, daß es sich furchtbar erschreckt hatte.“

      Pia schüttelte sich wie eine nasse Katze und krabbelte dann wieder auf ihr kleines, braunes Pony hinauf, das sie wie immer ohne Sattel ritt.

      „Du lieber Himmel, bin ich naß geworden“, jammerte sie. „Na, macht nichts. Oder wißt ihr etwas Schöneres, als wenn einem eiskaltes, nasses Wasser langsam den Rücken hinunterrinnt …?“

      Wir ritten weiter. Mein Pferd holte weit und schnell aus. Ich mußte es immer wieder zügeln, damit die anderen folgen konnten.

      „Wie fühlst du dich auf Rauhbein?“ fragte ich Ann, die auf dem kräftigen Fjordpferd neben mir ritt.

      „Ein bißchen ungewohnt“, antwortete sie. „Schließlich habe ich fast immer nur Silber geritten. Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser!“

      „Das hoffe ich auch“, erwiderte ich besorgt. „Es ist eine Qual, Billy zu reiten, wenn ich gleichzeitig auf euch aufpassen muß. Du siehst ja, wie er sich aufführt, wenn er auch nur einen Augenblick auf die anderen Pferde warten muß. Er beißt auf die Trense, schüttelt ungeduldig den Kopf und stampft verdrossen auf der Stelle.“

      „Das stimmt. Ich möchte nicht mit dir tauschen“, erklärte Ann.

      Sie klopfte liebevoll den Pferdehals mit ihren weichen Handschuhen. Ihr Pferd spielte mit den Ohren und trottete zufrieden weiter.

      Billy blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Er mußte irgend etwas Merkwürdiges gesehen oder gehört haben. Ein leichtes Zittern lief über seinen Körper. Er hob den Kopf und spitzte die Ohren. Dann machte er ein paar schnelle Schritte vorwärts und wollte lostraben. Aber weil ich ihn zurückhielt, schüttelte er mißmutig seine dichte, unbändige Mähne. Billy war ein ausgesprochen kräftiges Pony. Ich konnte ihn kaum halten.

      „Hallo!“ Kicki kam uns überraschend im Schrittempo entgegen.

      „Donnerwetter! Sie reitet ja auf Lord Peter“, staunte Pia.

      Kicki ritt den schwarzen Vollbluthengst am langen Zügel. Als sie uns sah, straffte sie die Zügel und hielt an.

      „Hoffentlich habe ich euch nicht zu sehr erschreckt“, begrüßte sie uns und sah besorgt auf Billy, der versuchte, mit mir einen wahren Affentanz aufzuführen. Lord Peter neigte vornehm seinen Kopf ein wenig und wirkte natürlich im Vergleich zu den Ponys zierlich und elegant.

      „Nein, nein“, beruhigte ich Kicki. „Aber ich bin dir doch dankbar, daß du nicht im Galopp auf uns zukamst …“

      „Thomas hat mir für heute das Galoppieren verboten“, antwortete Kicki und spielte vielsagend mit ihrem rechten Zopf. „Er meint, daß Lord Peter Rückenschmerzen hat. Ich habe also strengste Anweisung, nur im Schritt zu reiten. Von wegen Rückenschmerzen. Lord Peter tänzelt und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich in einen befreienden Galopp zu fallen. Stimmt’s nicht, alter Junge?“ flüsterte sie dem Pferd sanft schmeichelnd ins Ohr.

      Dann blickte Kicki verwundert auf Billy und mich. „Das sind doch nicht Billys Zügel, oder?“

      „Nein, ich habe die von Silber ausgeliehen“, antwortete ich. „Billys Zügel können jeden Augenblick reißen. Ich muß sie heute abend flicken.“

      „Ja, ich möchte Billy auch nicht mit abgerissenen Zügeln reiten“, lachte Kicki. „Aber warum reitest du eigentlich nicht Silber?“

      „Er hustet“, sagte ich bekümmert. „Dabei ist Silber sonst nie krank. Siboney geht es noch viel schlechter. Ich mache mir ernste Sorgen um sie. Sie hat Nasenausfluß und ist völlig teilnahmslos. Wahrscheinlich hat sie Silber angesteckt.“

      „Du mußt unbedingt den Tierarzt anrufen“, mahnte Kicki.

      „Das werde ich auch tun“, beteuerte ich. „Es ist nur … na ja, du weißt doch, Siboney, sie …“

      Ich schwieg und sah meine Freundin hilfesuchend an. „Ich glaube“, fuhr ich leise fort und wich Kickis Blicken aus, „ich glaube, es geht jetzt nicht mehr länger. Siboney …“

      Nein. Ich konnte nicht darüber sprechen. Auch nicht mit meiner besten Freundin. Das war einzig und allein mein Problem. Und ich mußte es lösen. Ich mußte die Entscheidung fällen. Ich ganz allein.

      „Du, Kicki, sei mir nicht bös, aber ich muß jetzt mit den Kleinen weiterreiten“, sagte ich schnell. „Sonst gerät Billy noch außer Rand und Band. Außerdem müssen wir in einer Viertelstunde wieder zurück zur Reitschule.“

      Kicki sah mich mit großen Augen an und schüttelte verwundert den Kopf. „Nun, wir sehen uns nachher“, sagte sie nur und ritt auf dem schwarzen Hengst davon.

      Ich wandte mich meinen jungen Schülern zu und fragte: „Habt ihr Lust auf einen kleinen Galopp?“

      „Jaa!“ riefen Cilla, Pia, Lillan und Ann begeistert.

      Die Ponys freuten sich genauso wie wir und stürmten mit ausgelassenen Sprüngen davon. Ich mußte mich andauernd umdrehen um zu prüfen, ob auch noch alle im Sattel saßen. Pia war schon wieder fast neben die Ohren von Lillebror gerutscht und kreischte um Hilfe. Zugegeben, das sah wahnsinnig komisch aus. Die anderen konnten sich vor Lachen kaum noch auf ihren Pferden halten. Ich mußte das Tempo drosseln und wir ritten im Schritt weiter.

      Die Kinder lachten und kicherten und schienen sich herrlich zu amüsieren.

      Ich hörte ihnen nur mit halbem Ohr zu. Meine Gedanken kreisten um Silber und Siboney … Aber ich mußte mich zusammenreißen. Ich durfte Billy nicht eine Sekunde unbeobachtet lassen. Er würde das sofort ausnutzen, und dann konnte es mir passieren, daß ich zu Fuß nach Hause gehen mußte.

      In den letzten Tagen hatte ich so oft an die beiden Ponys gedacht, daß ich auch nachts wach lag und grübelte. Am nächsten Morgen war ich dann wie gerädert. Obgleich ich blaß und traurig war, schien niemand zu bemerken, daß mit mir irgend etwas nicht in Ordnung war.

      Ich gab mir alle Mühe, mich auf Billy zu konzentrieren. Aber der