Marlie Nea

Lancaster SCHOOL


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Eine alte Lampe ohne Schirm ging an, als ich auf einen kleinen Knopf drückte und ich schaute mich um, bis ich entdeckte, wovon der Junge gesprochen hatte.

      Einen Luftschacht, der meines Erachtens direkt an das Büro des Direktors angrenzen musste. Innerlich gratulierte ich mir zu meinem Glück und Verstand.

      Ich merkte richtig, wie sich die Euphorie in mir sammelte.

      In diesem Moment hörte ich von außen, wie sich die Tür zum Büro des Direktors öffnete und schnell verschwand ich ganz in dem kleinen Raum. Geschwind zog ich die Tür hinter mir zu. Langsam bahnte ich mir meinen Weg über einen Eimer zum Luftschacht hin und drückte mein Ohr daran.

      Ich hörte leider nichts bis auf ein leises Rauschen. Fast wollte ich mich schon enttäuscht wieder abwenden, doch dann konnte ich doch etwas vernehmen. Ein leises genervtes Murmeln, etwas in der Art wie:

      „Probleme über Probleme… vom Halse schaffen.“

      Die schnaufende Stimme von Direktor Taylor war unverkennbar.

      Ich grinste und war stolz auf meine detektivische Meisterleistung. Es war unglaublich, aber man konnte tatsächlich von der alten Besenkammer aus das Büro des Direktors belauschen!

      Ich wollte gerade wieder mein Ohr an den Luftschacht pressen, als mit einem Schwung die Tür geöffnet wurde und den Staub aufwirbelte.

      Ich zuckte vor Schreck zusammen und ein Husten wurde hörbar. In meinem Kopf ging eine Alarmsirene an, denn ich hatte eindeutig nicht geplant, hier entdeckt zu werden. Und gerechnet hatte ich damit erst recht nicht.

      Dann erkannte ich die Gestalt, die jetzt eintrat und hinter sich die Tür wieder schloss. Ich traute meinen Augen kaum.

      Vor mir stand niemand anderes als Owen Smith.

      Beliebt, Rugbyspieler und in meinem Schwimmkurs.

      „Ganz schön stickig hier drin.“ bemerkte er überflüssigerweise, während ich ihn perplex anstarrte.

      „Was machst du denn hier?“ fragte ich zögernd, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte.

      War er mir etwa gefolgt?

      Aber ich verwarf den Gedanken wieder, denn das war äußerst unwahrscheinlich.

      „Ich bin dir gefolgt.“ sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken.

      „Was? W-Warum?“ Es war völlig absurd. Er zuckte nur mit den Schultern und ich wünschte, ich würde nicht so stottern. „Naja, ich musste kurz mit dem Direktor… was bereden.“ sagte er ausweichend. In meinem Kopf ratterte es und ich suchte nach einer Lösung, um die Peinlichkeit zu überspielen, die den Raum erfüllte.

      Gerade wollte ich schon beginnen, erneut etwas zusammen zu stottern, als mir mit einem Schlag etwas bewusst wurde.

      Ich stand plötzlich stocksteif da und schlug mir eine Hand gegen den Mund.

      Manchmal zweifelte ich wirklich an meiner Intelligenz. Von hier aus konnte man durch die Luftschächte hören, was im Nebenzimmer gesagt wurde.

      Leider bedeutete das automatisch auch, das man alles, was hier gesagt wurde, ebenfalls im Nebenzimmer vernehmen konnte!

      Der blonde Junge schaute sich um und grinste. Er setzte gerade an zu sagen:

      „Die bessere Frage ist doch, was machst du…“ doch ich hielt ihm kurzerhand einfach den Mund zu.

      Überrascht weiteten sich seine Augen. Ich konnte nicht zulassen, dass er einfach hier hereinkam und meinen ganzen großartigen Plan zerstörte.

      Ich versuchte ihm mit Handzeichen verständlich zu machen, dass er gefälligst leise sein sollte, falls meine Hand auf seinem Mund noch nicht eindeutig genug war.

      Nachdem ich sicher war, dass er nichts mehr sagen würde, deutete ich auf den Luftschacht neben mir. Ich hatte keinen Nerv, ihm die Sache jetzt zu erklären, weshalb ich einfach mein Ohr wieder dran presste und hoffte, Owen würde sich nicht bemerkbar machen.

      Ich konnte die Rädchen in seinem Kopf förmlich rattern hören, als er plötzlich erstaunt die Augen weitete.

      Kurzerhand kam er auf mich zu, stellte sich einfach neben mich und presste ebenfalls sein Ohr gegen den Luftschacht.

      Unsere Gesichter waren nun dicht aneinander, weshalb ich automatisch einen Schritt zurück ging, um Abstand zu gewinnen, was meinem Gegenüber ein Grinsen ins Gesicht trieb.

      Ich fand seine Reaktion zwar verirrend, hatte aber keine Zeit weiter darüber nachzudenken, da man soeben im Nebenzimmer das Telefon ringen hörte.

      Gespannt hielt ich die Luft an.

      „Taylor hier, ja bitte?“ hörte man die Stimme des Direktors etwas undeutlich. Es klang, als würde er durch ein langes dumpfes Rohr sprechen.

      „Natürlich war es ein Unfall, ganz außer Frage… Die Schule kennt beinahe kein anderes Gesprächsthema mehr…. Ich werde es in der Lehrerkonferenz ansprechen.“ Ich fragte mich, mit wem er da telefonierte. Nach einer kurzen Pause sagte er noch:

      „Nein, ich werde keine Fragen beantworten, weder von Journalisten noch von Schülern oder Eltern. Die offizielle Version muss reichen, verdammt nochmal!“ Ich zog meine Augenbrauen zusammen.

      Direktor Taylor war unglaublich faul, es reichte nicht, dass er jedes Jahr dieselbe Rede hielt, nein, er war sich sogar zu schade, um Fragen über den Tod einer Schülerin zu beantworten. Aber damit würde er bestimmt nicht durchkommen.

      Allein die Presse würde das verhindern.

      Ärgerlich blickte ich zu Owen. Der zog bei meinem Blick nur überrascht die Augenbrauen hoch. Als es im Nebenzimmer wieder still wurde, war ich leicht enttäuscht.

      Bis auf die Tatsache, dass der Direktor faul war, was ich eh schon gewusst hatte, hatte ich nichts Neues erfahren.

      Andererseits, was hatte ich auch Großartiges erwartet?

      Dass der Direktor allen Schülern eine brisante Information verheimlichen würde?

      Dass er ausgerechnet in der Sekunde damit rausrücken würde, in der ich vom Nebenzimmer aus lauschte?

      Inzwischen kam mir mein genialer Plan gar nicht mehr genial, sondern lächerlich vor. Langsam richtete ich mich wieder auf und machte Owen ein Zeichen, leise zur Tür zu gehen. Er nickte und als er die Tür öffnete, schaute er erst vorsichtig nach links und rechts den Gang runter, bevor er mich durch die Tür lotste.

      Ohne ein Wort zu sagen, machten wir uns so schnell und unauffällig wie möglich auf den Weg aus dem Gang heraus und zurück in die Wohntrakte der Schüler.

      Als wir um die Ecke bogen und wieder viele andere Schüler um uns herumliefen, atmete ich auf.

      Ich wollte gerade durch die Treppe nach unten verschwinden, als Owen mich plötzlich am Arm festhielt.

      Ich blickte mich erstaunt um, ihn hatte ich beinahe schon wieder vergessen.

      „Ich finde, du bist mir eine Erklärung schuldig.“ meinte er.

      Ich riss mich los und machte mich auf den Weg nach unten. Leider folgte er mir.

      „Ich bin dir gar nichts schuldig. Du bist einfach in meine Angelegenheiten hereingeplatzt.“ sagte ich erhobenen Hauptes, um die Peinlichkeit zu überspielen. Als wir die Treppe hinunter waren, steuerte ich auf den Park der Burg zu.

      Die Wolken, die heute Morgen am Himmel gewesen waren, hatten sich wieder verzogen und ließen die Sonne durchstrahlen.

      „Deine Angelegenheiten?“ fragte Owen belustigt.

      „Du meinst damit, in einem Abstellraum den Direktor zu belauschen?“ fügte er spöttisch hinzu.

      Ich blickte mich alarmiert um, aber zum Glück war niemand in Hörweite. Genervt sah ich ihn an. Er würde ja doch keine Ruhe geben.

      „Na gut, ich wollte ihn belauschen, na und? Ist ja leider nichts Vorteilhaftes bei herumgekommen.“