Lisbeth Pahnke

Britta, die Reitlehrerin


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      Lisbeth Pahnke

      Britta, die Reitlehrerin

      SAGA Egmont

      Britta, die Reitlehrerin

      Aus dem Schwedischem von Herta Weber-Stumfohl nach

      Britta, Silver och fölet

      Copyright © 1970, 2017 Lisbeth Pahnke Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711520840

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof und Autors nicht gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      Das Fohlen

      Mit einem ärgerlichen Stoß kippte ich die letzte Karre auf den Misthaufen. Ich war es einfach leid, jeden Tag zeitig aufzustehen, um die schmutzigen Boxen zu säubern. Ich konnte den Stall und die Pferde nicht mehr sehen …

      Die Pferde …? Ich mußte mich auf einen Heuhaufen setzen und darüber nachdenken. Was war eigentlich mit mir in der letzten Zeit los? Genaugenommen hatte ich wirklich keinen Grund, unzufrieden zu sein. Durch die offenstehende Stalltür konnte ich mein Pony Silber sehen. Munter sprang es mit den Fohlen vom letzten Herbst auf der Weide herum. Ich merkte an seinen Spielen und Sprüngen, wie gut es ihm ging. Es mußte wohl an mir selbst liegen. Vielleicht fühlte ich mich nur nicht gut und sah alles grau in grau.

      Wenn doch irgend etwas Schönes geschehen würde, dachte ich mit einem tiefen Seufzer. Dann ging ich wieder an meine Arbeit und legte die Boxen mit frischem Stroh aus. Der Stall war leer, bis auf eine Box. Ich hatte die Stuten und die Jungpferde schon zeitig morgens auf die Weide hinausgelassen. Nun stand nur noch der kohlrabenschwarze Hengst, Görans neueste Erwerbung, in seiner Box. Aber der Hengst war ruhig, er hatte eben erst einen Arm voll Heu bekommen. Nun mußte ich einen neuen Heuballen aufbinden. Es war nicht leicht, und ich machte mich mit einem erneuten Seufzer an die Arbeit. Im gleichen Augenblick hallten feste Tritte über den Boden des Stalles, und lehmverschmierte Stiefel tauchten auf. Sie gehörten einem grinsenden Mädchen, das ein dickes Pony hinter sich herzog.

      „Hei, du!“ rief sie mir fröhlich zu.

      „Hei, Titti!“ antwortete ich düster. „Solltest du um diese Zeit nicht in der Schule sein?“

      „Nicht heute! Heute bin ich nämlich krank! Darf ich Isabella für kurze Zeit hier unterstellen?“ „Natürlich, ist doch klar. Übrigens, du siehst wirklich elend aus!“ antwortete ich spöttisch.

      „Du kannst es mir glauben, ich habe fürchterliches Kopfweh. Dagegen hilft nichts so gut wie ein ordentlicher Ausritt.“

      „Ordentlich mußt du schon geritten sein, wenn ich mir die Lehmspritzer so anschaue“, stellte ich fest. „Ihr beide seid völlig schmutzig.“

      Titti führte ihr Pony in eine Box und sattelte es ab. Dann trat sie zu mir: „Was ist denn heute mit dir los? Warum bist du so sauer?“

      „Ach, ich weiß es selbst nicht! Vielleicht bin ich nur müde, ich blieb gestern zu lange auf. Ich habe Fotos von Gazelle in mein Album geklebt und gar nicht bemerkt, wie spät es wurde.“

      „Du hast Fotos von Gazelle? Die muß ich sehen!“

      „Gern, aber später. Ich habe Gazelle letzten Samstag geknipst, als ich bei Madde war. Sie hat schon einen recht runden Bauch …“

      „Wer?-Madde?“

      Ich mußte wirklich lachen! Und plötzlich hatte ich meine gute Laune wiedergefunden. „Aber, Titti, ich meine natürlich Gazelle!“

      „Natürlich, sie soll ja in ein paar Wochen fohlen! Aufregend!“

      „Ja, sehr aufregend! Madde und ich träumen ja schon seit einem Jahr von diesem Fohlen. Und jetzt wird es endlich wahr! Stell dir doch vor, ein eigenes Fohlen, mein Fohlen wird es sein! Aber du, soll Isabella nicht auch in diesem Jahr fohlen?“

      Titti schüttelte den Kopf.

      „Sie sollte – das stimmt! Aber leider wurde sie nicht trächtig. Der Tierarzt behauptet, sie sei zu fett. Frech, nicht? Aber vermutlich hat er recht. Nun versuche ich, sie ein wenig hungern zu lassen.“

      „Na, dann sei einmal tüchtig und konsequent“, neckte ich sie. „Allerdings kann man bis jetzt noch keinen Erfolg feststellen.“

      „Na, und was ist mit Silber?“ erwiderte Titti. „Er ist ja auch nicht gerade mager zu nennen!“

      „Also haben wir uns beide nichts vorzuwerfen. Jede von uns hat ein richtiges Dickerchen als Pony!“ stellte ich lächelnd fest. „Aber es ist Zeit für das zweite Frühstück“, sagte ich nach einem Blick auf meine Uhr. „Kommst du mit ins Haus?“

      Göran und ein paar Männer, die bei ihm auf dem Hof arbeiteten, saßen schon um den Küchentisch. Karin, seine Frau, hatte eine nette rot-grün karierte Decke aufgelegt und war eben dabei, Kaffee einzugießen. Wie üblich, hörten wir schon von weitem Görans tiefes Lachen. Am Tisch war ein lebhaftes Gespräch im Gange, es wurde über landwirtschaftliche Maschinen und über den neu erworbenen Traber debattiert.

      „Madeleine hat eben angerufen“, sagte Karin. Dann wandte sie sich erstaunt an ihre Nichte: „Sieh mal an – Titti! Wieso hast du heute keine Schule?“ Aber ehe Titti antworten konnte, fuhr Karin fort: „Madeleine sagte, es sei wichtig! Du solltest sie gleich anrufen, wenn du kommst.“

      „Ja, danke“, sagte ich und wurde plötzlich sehr unruhig. „Hat sie sonst nichts gesagt? Ist mit Gazelle am Ende etwas los?“

      „Nein, sie sagte nichts. Aber ruf sie doch gleich an, das ist doch am besten.“

      Ich ging in das kleine Büro neben der Küche und drehte die vertraute Nummer von Madeleine. Sie war meine Freundin und bewohnte mit ihrem Mann einen großen Gutshof, zehn Kilometer von Görans Hof entfernt. Dort im Stall stand die Halbblutstute Gazelle, die wir im vergangenen Jahr gemeinsam gekauft hatten.

      Dreimal mußte ich es läuten lassen, bis endlich jemand abhob. Ganz aufgeregt rief ich ins Telefon: „Du wolltest mich sprechen?“

      „Ja!“ rief Madeleine zurück. „Und rate, was geschehen ist!“

      Ihre Stimme klang aufgeregt, aber so fröhlich, daß es nichts Schlimmes sein konnte. Ich blieb ganz still und wartete auf ihren Bericht.

      „Britta hör! Kannst du nicht auf einen Sprung herüberkommen? Es ist … Gazelle hat nämlich heute nacht gefohlt …!“

      Ich konnte es noch nicht fassen.

      „Heute nacht?“ wiederholte ich nur. „Ist das wahr? Aber … sie sollte ja erst in zwei Wochen … Also du meinst es im Ernst? Sie hat gefohlt … ich meine, das Fohlen ist schon da?“ Als ich am anderen Ende der Leitung Madeleines Lachen hörte, kam ich endlich zu mir.

      „Bist du denn gar nicht neugierig?“ fragte sie.

      „Es kam so plötzlich“, stotterte ich. „Laß mir Zeit, es zu begreifen!“

      Ich setzte mich in Görans Schreibtischsessel. Gazelle hatte also gefohlt! Ein Fohlen, das mir gehören sollte, mir ganz allein.

      „Und wie ging alles? Wann passierte es genau? Und was ist es denn geworden, ein Stutenfohlen oder ein kleiner Hengst? Wie sieht es aus?“

      „Oh, es ging alles tadellos! Wir haben ein kleines Stutenfohlen. Aber komm doch zu mir! Sieh es dir an!“

      „Ich werde Göran bitten, ob er mir freigibt! Den Stall habe ich schon sauber und fertig. Oh! Ich bin so aufgeregt!“

      Ich