Vernunft.
201.»Phalaris um 570 Tyrann von Akragas, berüchtigt wegen seiner wilden Grausamkeit und seiner unnatürlichen Lüste«, Lasson. Siehe die Bemerkung über ihn am Schluß des K.
202.Nach der Art, wie hier die Päderastie in die Gesellschaft krankhafter Zustände gebracht wird, scheint es nicht, daß Ar. von dem wir zufällig keine bestimmte Erklärung über sie haben, gut auf sie zu sprechen war.
203.Die Begierde d. i. der sie hat.
204.Ilias XIV, 214 ff.
205.Hier werden von den drei im Anfang des Buches genannten Verkehrtheiten zwei, Schlechtigkeit und Vertiertheit, mit einander verglichen. Die Bosheit ist bei der Schlechtigkeit größer. Bei der Vertiertheit fehlt einfach die Möglichkeit zum Guten wie beim Unbeseelten. Auf der anderen Seite ist die Vertiertheit im allgemeinen in ihren Äußerungen furchtbarer. Ein Vergleich zwischen beiden ist analog einem Vergleich zwischen dem Ungerechten und der Ungerechtigkeit. Die Ungerechtigkeit ist in einer Beziehung schlimmer, da sie von Natur Schlechtes hervorbringt, wie das Tier Tierisches tut; in anderer minder schlimm, da der Ungerechte, seine Vernunft misbrauchend, viel mehr Schlechtes tun kann als ein Tier.
206.Wer aus Charakter enthaltsam ist, um nicht diejenige körperliche Unlust zu befahren, die die Unenthaltsamkeit nach sich zieht.
207.Theodektes, Schüler des Plato, tragischer Dichter. – Karkinus, der jüngere von zwei tragischen Dichtern dieses Namens. Er lebte um das Jahr 400 vor Chr. Kerkyon mag nicht weiter leben aus Schmerz darüber, daß seine Tochter verführt worden ist. – Xenophantus, vielleicht der bei Seneka und Plutarch erwähnte Musikus im Gefolge Alexanders des Großen. Aristoteles spielt auf einen damals bekannten Vorgang an.
208.Diese Stelle wirft auch Licht auf das, was im Anfange des Werkes, I, 7, Abs. 3 gesagt ist: »Man darf nicht unterschiedslos überall nach der Ursache fragen.« Vergl. die dazu gehörige Anmerkung 24. Dieselbe können wir jetzt dahin ergänzen, daß nicht blos die Glückseligkeit, sondern vor allem auch die Tugend als letzter Zweck keiner weiteren Rechtfertigung bedarf. Tugend ist Tugend, Sittlichkeit Sittlichkeit. Noch weiter fragen, warum die Tugend Tugend, warum das Gute gut ist, darf man nicht.
209.Das ist der Enthaltsame. Man kann auch durch bessere Einsicht von seinem Sinne gebracht werden, aber es darf nicht durch die Leidenschaft geschehen. Hier kehrt neuerdings wie auch gleich 11. K. 2. Absatz die Voraussetzung wieder, daß der Enthaltsame von schlimmen Affekten, Lust und Begierde, behelligt wird, aber, da er ihnen nicht nachgibt, auch die Tugend nicht verläugnet, wenngleich seine Tugend noch unvollkommen ist. Diese Lehre von der Unfreiwilligkeit und Unzurechenbarkeit der Affekte, so lange sie uns dem Guten nicht abwendig machen, ist von der allergrößten Bedeutung für das ganze Tugendleben und Tugendstreben und wird nicht ungestraft verkannt.
210.Anaxandrides, komischer Dichter aus Rhodus.
211.Euenus, Spruchdichter aus Paros.
212.Diese letzten 4 Kapitel des 7. Buches der Ethik, die von der Lust handeln, hat man dem Aristoteles absprechen zu sollen geglaubt. So schon der griechische Kommentator Aspasius im 1. christlichen Jahrhundert, der sie dem Eudemus zuschreibt. Susemihl hat sie darum in Klammern gesetzt. Von der Lust handelt nämlich Aristoteles auch im Anfang des 10. Buches. Indessen konnte er gar wohl dieselbe Sache zweimal je unter verschiedenem Gesichtspunkte erörtern. Beide Male bespricht er die Lust zwar letzten Ends in ihrem Verhältnis zur Tugend und Glückseligkeit, also dem Endziele des Menschen. Aber das erste Mal hat er mehr die sinnliche und körperliche, das zweite Mal mehr die geistige Lust im Auge, jene Lust, die als natürliche Zugabe und Ausfluß des Denkens und der Tugendübung mit der menschlichen Bestimmung unmittelbar zusammenfällt. Die Erörterung an unserer Stelle steht auch ganz passend; sie schließt sich an die Lehre von der Enthaltsamkeit an, die es ja gleich der Mäßigkeit mit der Lust, der leiblichen, zu tun hat.
213.Speusippus, Platos Neffe und Nachfolger in der Leitung der Akademie.
214.Schlecht, nicht an sich, sondern wegen des übeln Gebrauches, den man davon macht, z. B. die Giftmischerkunst. So heißt es auch Metaph. XII, 9, daß es besser sei, manches nicht zu sehen, weshalb von Gott jedes mit Unvollkommenheit verbundene Denken auszuschließen sei.
215.Hesiod, Werke und Tage, Vers 763 ff.
216.Ein schönes, tiefsinniges Wort! Alle Wesen sind von Gott ausgegangen und streben nach Gott zurück, und so liegt allem Verlangen nach Freude zuletzt das Verlangen nach der Gottheit, dem θει̃ον, und nach der Teilnahme an ihrer Vollkommenheit und Freude zu grunde.
217.Die Unlust ist nur für den das Gegenteil vom Übermaß, der das Übermaß begehrt; für den aber, der nicht die Lust überhaupt, sondern wie es sich gehört begehrt, ist nicht die Unlust überhaupt das zu Fliehende, sondern etwa deren Übermaß, da er manche Unlust auch willig hinnimmt. – Die leibliche Lust ist quadantenus gut, so die Lust an den von Ar. genannten Dingen; sie ist von der Natur um der Handlungen willen, die sie begleitet, intendiert und kann darum sittlich erlaubter Weise genossen und begehrt werden. – Andere Lüste oder Genüsse sind unbedingt gut, so die Freude des Geistes an der Wahrheit, und darum gibt es hier kein Übermaß.
218.Die Lehre von der vollkommenen Ruhe Gottes, die mit vollkommener Tätigkeit und Seligkeit verpaart ist, ist tief in der Metaphysik des Aristoteles, besonders in seiner Lehre von Potenz und Akt, begründet. Sie bildet den schärfsten Gegensatz zu der pantheistischen Lehre Hegels von Gott dem Absoluten als ewigem Prozeß.
219.Die vorausgehenden drei Bücher stimmen wörtlich mit dem vierten bis sechsten Buche der Eudemischen Ethik überein. Hier beginnt in beiden Ethiken wieder ein eigener Text.
220.Freundschaft. Über die mannigfache Bedeutung von φιλία vgl. II, Kap. 7, Anm. 52.
221.In der Ilias X, 224 spricht Diomedes:
»Zwei auf dem Marsche vereint, da sieht der eine vorm andern,
wie den Erfolg man erreicht. Soll einer allein es bedenken,
zeigt sein Verstand sich weniger stark und schwächer die Einsicht!«
Übers. nach Lasson.
222.Nach Hesiod, Werke und Tage, Vers 25 f.:
»Wie der Töpfer dem Töpfer grollt, der Zimmrer dem Zimmrer,