Ralf Nestmeyer

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag


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ist die Romney, Hythe & Dymchurch Railway, die kleinste öffentliche Ei­sen­bahn der Welt. Die Züge der Dampflokbahn verkehren von April bis Sep­tem­ber täglich auf der 23 Kilometer langen Strecke von Hythe über New Rom­ney nach Dungeness, wo der Derek Jarman’s Garden und ein alter Leucht­turm besichtigt werden können (Infos: Tel. 01797/362353 oder www.rhdr.org.uk, je nach Strecke £ 10 bis £ 18.60). Einzig das nahe Atom­kraft­werk ist ein wenig erfreulicher Anblick.

      Südwestlich von Folkestone erstreckt sich über 20.000 Hektar die Romney Marsh, ein für seine Schmuggler- und Geis­tergeschichten bekannter Land­strich. Mit ihren Dei­chen, Kanälen und Was­sergräben erinnert Romney Marsh an die deutsche Nord­seeküste. Entlang der sauberen Strände lassen sich ge­ruh­same Stunden oder Ta­ge ver­brin­gen, während auf den Deichen die Schaf­her­den weiden. Ein Teil des Areals steht unter Naturschutz, da hier seltene Vogelarten wie Seeschwalben und Stein­brachvögel nisten.

      Römische Spuren wird man in Rom­ney Marsh vergeblich suchen, denn das Ge­biet lag vor zweitausend Jahren noch un­ter dem Meeresspiegel, dafür gibt es dreizehn mit­telalterliche Kirchen zu be­sichtigen, darunter die als „Cathedral of the Marsh“ ge­rühmte All Saints Church in Lydd. Hauptort des Land­strichs ist New Romney, ein tra­di­tions­rei­cher Seehafen, der allerdings längst ver­lan­det ist. Sehenswert ist die St Ni­co­las Church, eine normannische Pfarr­kir­che, die im 14. Jahrhundert im spät­go­ti­schen Stil verändert wurde. Henry James, der im nahen Rye lebte, erin­ner­ten die Marschen gar an Italien: „Wenn die Sonne sinkt, die Schatten länger wer­den und die berittenen Schafherden mit ihren Hunden in der gräsernen Wild­nis an Ihnen vorüberreiten, finden Sie in der sachten englischen Marsch ei­nen Widerhall der Campagna Ro­ma­na.“

      ♦ Romney Marsh Visitor Centre, Dym­church Road, New Romney. Tgl. 10-17 Uhr, im Win­ter 10-16 Uhr. www.theromneymarsh.net/visitorcentre.

      Deal ist ein ruhiges, friedliches Städtchen. In hellen Farben leuchten die Häu­ser an der Promenade. Nur wenige Meter entfernt liegen bun­te Fischer­boo­te aneinandergereiht auf dem lang gestreckten Kies­strand.

      Deal Castle diente einst der Küstenverteidigung

      An Sonntagen scheint der ganze Ort auf den Beinen zu sein. In einer fri­schen Brise spa­zieren Familien samt ih­ren Hunden am Kiesstrand entlang. Zum Einkaufen geht man in die pa­ral­lel zur Promenade verlaufende High Street. Am (weniger schönen) Be­ton­pier, der 311 Meter (die Länge der Ti­ta­nic) weit ins Meer reicht, treffen sich die Angler, um Tee trinkend ihrem Hob­by nachzugehen. Sie haben sich den Platz aus­gesucht, der den besten Blick auf Deal bietet. Am Ende des Piers lockt noch ein net­tes Café mit Meer­blick. Doch so friedlich ist es hier nicht immer zugegangen. Im Jahre 55 vor unserer Zeitrechnung soll Julius Caesar in Deal gelandet sein, um von hier aus Britannien zu erobern. Um wei­teren Eroberungen vorzubeugen, ließ Hein­rich VIII. knapp 1600 Jahre spä­ter diese Küstenlinie befestigen und in Deal so­wie im angrenzenden Wal­mer zwei mächtige Ver­tei­di­gungs­an­la­gen errichten. Als Bau­meis­ter zeich­ne­te mit Stephan von Haschenperg üb­ri­gens ein Deutscher verantwortlich.

      Deal Castle: Heinrich VIII. ließ zur Ver­tei­digung der englischen Südküste meh­rere Forts errichten, von denen Deal Castle das am besten erhaltene ist. Un­ge­wöhnlich ist der einer sechs­blät­tri­gen Tudorrose nachempfundene Grund­riss. Im Zentrum der Bastion steht ein dreistöckiger Geschützturm, der von einem doppelten Ring halb­kreis­för­mi­ger Bastionen sowie einem Gra­ben um­schlos­sen wird. Bei einer Be­sich­tigung der dunklen und kühlen Ge­wöl­be wird man ansprechend über die Ge­schichte der Befestigungsanlage in­for­miert.

      ♦ April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, Okt. tgl. 10-17 Uhr, Nov. bis März tgl. 10-16 Uhr. Eintritt £ 7.60, erm. £ 6.80 oder £ 4.60 (EH).

      Deal Maritime & Local History Mu­se­um: Im Mittelpunkt des lo­kal­ge­schicht­li­chen Mu­seums von Deal steht na­tür­lich die Seefahrt.

      ♦ St George’s Road. Ostern bis Sept. tgl. außer Mo und So 14-16.30, Sa ab 11 Uhr, Juni bis Aug. tgl. außer Mo 11-16.30, So ab 12 Uhr. Ein­tritt £ 3, erm. £ 2. www.dealmuseum.co.uk.

      Timeball Tower: Jahrhundertelang war das größte Problem der Schifffahrt die kor­rek­te Bestimmung des richtigen Län­gengrads, der für eine exakte Navi­ga­tion uner­läss­lich ist. Vor dem Bau des Chronometers von Harrison war das wichtigste Hilfs­mit­tel die genaue Uhr­zeit. Der Timeball Tower von Deal, in dem sich heute ein Kom­mu­ni­ka­tions- und Telegraphiemuseum be­fin­det, signalisierte den Se­gel­schif­fen die kor­rekte Zeit. Jeden Tag um 13 Uhr fiel der Ball am Mast hinunter.

      ♦ Mai bis Sept. Sa und So 10-16 Uhr, Juni bis Sept. auch Mi-Fr 11-16 Uhr. Eintritt £ 3, erm. £ 2. www.dealtimeball.co.uk.

      Walmer Castle & Gardens: In einer knap­pen halben Stunde kann man von Deal in südlicher Richtung zum Wal­mer Castle spazieren. Die ebenfalls un­ter Heinrich VIII. errichtete Be­fes­ti­gungs­anlage ist die offizielle Residenz des Lord Warden of the Cinque Ports. Es han­delt sich dabei um einen Eh­ren­titel, der lange Zeit an die Kö­ni­gin­mut­ter Eliza­beth vergeben war. Wenn ihre „Lord­schaft“ Walmer Castle mit ihrer Ge­genwart be­eh­ren, bleiben die Pforten für Besucher geschlossen. Zu ihren be­rühm­testen Amts­vor­gängern zählten Chur­chill und der Duke of Wellington. Der Held von Waterloo ist am 14. Sep­tem­ber 1852 in Walmer Castle ge­stor­ben. In seinem Sterbezimmer steh­en noch die legendären schwarzen Stiefel des Herzogs. Eine Erkundung lohnen auch die Wallgräben, die in eine aus­ge­dehn­te Gartenanlage verwandelt wur­den.

      ♦ Kingsdown Road. April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, Okt. Mi-So 10-17 Uhr, März Mi-So 10-16 Uhr, Jan. und Febr. nur Sa und So 10-16 Uhr. Eintritt £ 12.20, erm. £ 11 oder £ 7.30 (EH).

      Information Tourist Office, Town Hall, High Street, Deal, Kent CT14 6BB, Tel. 01304/369576. www.whitecliffscountry.org.uk.

      Einwohner 30.500.

      Verbindungen Zug - Der Bahnhof ist in der Queen Street (westlich), ausg­e­schil­dert. Deal liegt an der Strecke Dover-Isle of Thanet (Rams­gate) mit Ver­bin­dungen nach Sandwich. Bus - Busbahnhof in der South Street am An­fang der High Street (Fuß­gängerzone). Re­gel­mä­ßi­ger Bus­ver­kehr nach Dover, Folkestone, Sand­wich, Canterbury.

      Schwimmen Tides Leisure Centre, Vic­to­ria Road. Mit Wellenbad, Riesen­rut­sche, Sauna und Whirl-Pool. Tgl. 7-22 Uhr, Sa und So nur bis 18 Uhr.

      Veranstaltungen Deal Summer Music Fes­tival, Ende Juli. www.dealfestival.co.uk.

      Übernachten Royal. Wie heißt es bei Im­mo­bilien? Wich­tig ist die Lage ... Dieses Hotel liegt direkt am Meer. Wunderschön sind die ver­spiel­ten, etwas teuren Feature Rooms mit Bal­kon. Zum Essen sitzt man im Boathouse mit net­ten Ledersofas und Holztischen. Ein wei­terer Pluspunkt ist die große Terrasse mit Meer­blick. DZ je nach Ausstattung £ 120-240, EZ ab £ 110, jeweils inkl. Früh­stück. Beach Street, Tel. 01304/375555. www.theroyalhotel.com.

      Der „Hafen“ von Deal

      Mein Tipp Number One. Modernes B & B in ei­ner viktorianischen Villa unweit des Meeres. Die komfortablen Zimmer mit ihren schönen Bä­dern haben Stil und